WERDER MAGAZIN:
Aaron, wie beurteilst du
eure derzeitige sportliche Situation?
AARON HUNT:
Wir haben in der Rückrun-
de den Bonus verspielt, den wir uns in der
Hinrunde erarbeitet hatten, als wir größten-
teils sehr erfrischend Fußball gespielt ha-
ben, auch wenn dabei insgesamt zu wenig
Punkte herausgesprungen sind. Man konnte
in der ersten Saisonhälfte immer sagen: Es
steht eine Mannschaft auf dem Platz, die viel
versucht, einiges investiert. Wir müssen uns
vorwerfen, dass uns das in der Rückrunde
noch nicht durchgehend gelungen ist. Und
das beschäftigt uns. Es ist eine schwierige
Situation.
Wie war die Stimmung in der Mannschaft zum
Beispiel nach dem 0:1 gegen Augsburg?
Sehr geknickt, nahe dem Nullpunkt. Mit
dem Freiburg-Spiel ging es los, dann kam
die hohe Niederlage bei den Bayern. Und das
0:1 gegen Augsburg war dann der Tiefpunkt.
Wir haben in diesen Spielen einiges vermis-
sen lassen. Es liegt alleine an uns, dass wir
uns daraus wieder befreien. Das 1:1 in Mön-
chengladbach war ein erster Schritt in die
richtige Richtung.
Der Mannschaft wurde vorgeworfen, nicht im-
mer alles gegeben zu haben. Zu Recht?
Richtig ist, dass viele in dieser schwierigen
Situation mit sich selbst zu kämpfen haben
und dann nicht die Leistung bringen konn-
ten, zu der sie eigentlich in der Lage sind.
Ich kann aber sagen, dass wir niemanden in
der Mannschaft haben, der absichtlich nicht
alles für Werder gibt.
Denkst du derzeit auch zu Hause mehr über
den Fußball nach als in sportlich erfolgreiche-
ren Zeiten?
Auf jeden Fall. Gerade nach Niederlagen fällt
es mir schwer einzuschlafen. Da mache ich
mir viele Gedanken, grübele über gewisse
Spielsituationen.
Fühlst du dich der Herausforderung, eine sol-
che Phase zu meistern, heute eher gewachsen
als vor einigen Jahren?
Es ist jetzt die dritte Saison, in der wir eher
bescheiden spielen – zumindest was die Plat-
zierung angeht. Die aktuelle Situation ken-
nen wir also schon. Sie ist nichts Neues. Ich
bin daher im Moment nicht angespannter als
in der vergangenen Saison.
Wie begegnen dir derzeit die Menschen in Bre-
men?
Einige sprechen mich an und fragen, was
bei uns los ist. Dann unterhalte ich mich ein
bisschen mit ihnen, versuche die Situation
zu erklären: Dass es uns im Moment sehr
schwer fällt, das auf dem Platz umzusetzen,
was wir uns vornehmen. Schön ist, dass es
viele aufmunternde Worte in diesen Gesprä-
chen gibt, und die Leute sagen: Kopf hoch,
das nächste Spiel gewinnt ihr!
Hast du eurer Mannschaft mehr zugetraut als
den derzeitigen Platz 13?
Ganz sicher. Wir hatten uns vorgenommen,
uns in der Rückrunde weiter zu steigern. In
der Hinrunde hatten wir gesehen, dass wir
mit jedem Gegner mithalten können, nie
hoffnungslos unterlegen waren. Das hat Mut
gemacht für die Rückrunde. Doch dann kam
dieser Fehlstart, und wir sind in der Tabelle
abgerutscht.
Wie schwer fällt es dir, nach den Erfolgen, die
du hier erlebt hast, jetzt etwas schwierigere
Zeiten durchzustehen?
Es ist sehr schade, dass wir ein gutes Stück
Vize-Kapitän Aaron Hunt spricht über die derzeitige sportliche Situation
der Mannschaft, das Fußball-Interesse seines sechs Jahre alten Sohns
und seine Zukunftspläne.
„Alle wissen,
worum es geht“
h
Neunte Profi-Saison bei Werder
Aaron
Hunt sagt: „Ich kann mir gut vor-
stellen, noch länger in Bremen zu
bleiben. Ich empfinde Bremen als
meine Heimat. Aber natürlich muss
ich immer darauf schauen, wie sich
bei Werder alles entwickelt.“
16 WERDER MAGAZIN 303
INTERVIEW
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