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Jahresbericht 2014
Ärztekammer
Nordrhein
Medizinische Grundsatzfragen
ist eine Form externer Evaluierung mit dem Ziel,
die Intensivstationen im Qualitätsmanagement zu
unterstützen. Ein Peer Reviewwird von einer Grup-
pe externer Experten, sogenannter Peers, durchge-
führt. Erfahrene Intensivmediziner und Fachpfle-
gekräfte werden als kritische Kollegen eingeladen,
um die Qualität der medizinischen Leistungen der
intensivmedizinischen Bereiche zu beurteilen. Sie
erarbeiten Stärken, Schwächen, Gefahren sowie
Chancen und legen gemeinsam Qualitätsziele, Lö-
sungsoptionen und konkrete Maßnahmen fest.
Peers kommen „von außen“, arbeiten aber im
gleichen Umfeld und verfügen über eine fachspe-
zifische Expertise. Sie sind dank Fachlichkeit und
Berufserfahrung unabhängig und denjenigen Kol-
legen gleichgestellt, deren Bereich evaluiert wird.
Im Fokus dieses Verfahrens liegt der kollegiale Dia-
log mit einem beratenden Charakter.
Das intensivmedizinische Peer-Review-Team ist
interdisziplinär und multiprofessionell zusammen-
gesetzt und umfasst mindestens zwei ärztliche und
einen pflegerischen Peer.
Seit Juni 2013 wurden vier Peer-Schulungen nach
dem Curriculum der Bundesärztekammer durchge-
führt, seit 2014 durch die Nordrheinische Akademie
für ärztliche Fort- und Weiterbildung.
Mehr als 40 ärztliche und pflegerische Peers lie-
ßen sich bereits schulen. Zum einen lernten sie das
interdisziplinäre Verfahren in mehreren Qualifi-
zierungsmodulen in der Theorie kennen, zum an-
deren erhielten sie die Möglichkeit, die praktische
Umsetzung interaktiv mit Simulationen von Ge-
sprächssituationen (Einstiegsgespräch, kollegialer
Dialog) einzuüben.
Im Fokus stand dabei zum Beispiel die Frage,
wie Peers bei der Begehung einer Intensivstation
auf Augenhöhe mit der Leitung der Einrichtung
kommunizieren können. Durch einen Tausch der
Rollen konnten Peers auch die Erfahrung machen,
wie die Begehung einer Intensivstation auf die dort
tätigen Ärzte und Pflegenden wirken kann.
Die Evaluationen der Schulungen lassen auf gro-
ße Zustimmung schließen, insbesondere wurden
die Erwartungen bezüglich der Themen und Ziele
erfüllt, sowie die Relevanz für die praktische Tätig-
keit bestätigt.
Im Frühjahr 2014 fand eine erneute große In-
formationsveranstaltung im Haus der Ärzteschaft
mit mehr als 60 interdisziplinären und interpro-
fessionellen Teilnehmern statt. Viele Teilnehmer
bekundeten ihr Interesse, an einer Schulung teil-
zunehmen sowie ein Peer Review im eigenen In-
tensivbereich durchführen zu lassen.
Bislang haben fünf Reviews stattgefunden mit
einer sehr positiven Resonanz bezüglich des inhalt-
lichen Benefits sowie der guten Organisation. Aus-
nahmslos alle empfehlendasVerfahrenweiter.Unter
fachkundiger Begleitung erfahrener Peers konn-
ten die neugeschulten Peers dabei den Praxistest
absolvieren und wichtige Erfahrungen sammeln.
Drei weitere Reviews sind bis Jahresende 2014 ge-
plant. Für 2015 werden zehn Reviews angestrebt.
„QS ReproMed“: Qualitätssicherung
in der reproduktiven Medizin
Neben der gesetzlichen Verpflichtung der Ärzte-
kammern in puncto Qualitätssicherung gibt es die
spezifische berufsrechtliche Verpflichtung ei-
nes die Gesamtverantwortung eines IVF (In-
Vitro-Fertilisation)-Zentrum (Kinderwunschzen-
trum) tragenden Leitenden Arztes, an den Maß-
nahmen der Qualitätssicherung teilzunehmen
(§ 13 BO ÄkNo i. V. m. der Richtlinie zur Durchführung
der assistierten Reproduktion)
.
Der Vorstand der Ärztekammer beschloss im
September 2013 die Teilnahme an dem bundes-
einheitlichen Qualitätssicherungsverfahren „QS
ReproMed“ der IVF-Zentren des Kammerberei-
ches gemäß
§ 6 Heilberufsgesetz NRW
und
§§ 5
und
13 Berufsordnung
. In der Kammerversammlung am
23. November 2013 wurden – beginnend mit einer
Datenübermittlung ab 2014 aus den nordrheini-
schen IVF-Zentren – Gebühren je dokumentierten
Zyklus sowie für die mögliche Vor-Ort-Beratung
eines Zentrums beschlossen.
Die
T
eilnehmer und
Referenten der dritten Peer-
Review-Schulung: Vordere
Reihe, dritte von rechts: Dr.
Dipl.-Psych. Christine Kuch
(Firma medcoaching, Köln),
ganz rechts: Dr. Manfred
Pollok, Hürth (Vorstands-
mitglied der Ärztekammer
Nordrhein). Hintere Reihe,
zweiter von rechts: Dr.
med. Hendrik M. Mende
(Oberarzt der Neurolo-
gischen Intensivstation
im Klinikum Christophsbad
in Göppingen), ganz rechts:
Dr. Hans-Georg Huber,
stellvertretender Geschäfts-
führender Arzt der
Ärztekammer Nordrhein.