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Jahresbericht 2015

Ärztekammer

Nordrhein

Kammerversammlung

chert ist?“, fragte Henke, „viele Kolleginnen und

Kollegen empfinden das als Zumutung und sind

der Meinung, dass es sich hier um Aufgaben der

Krankenkassen handelt.“

Die Debatte um Sterbebegleitung und Sterbehilfe

im Deutschen Bundestag, die im November 2015 in

eine abschließende Beratung von Gesetzentwürfen

münden soll, hat nach den Worten des Kammerprä-

sidenten schnell zu einem guten Ergebnis geführt:

Schon im März lag der Entwurf eines Hospiz- und

Palliativgesetzes vor mit dem Ziel, Schwerkranke

und Sterbende bestmöglich zu betreuen und zu ver-

sorgen, „weiße Flecken“ in der Versorgungsland-

schaft zu beseitigen und ein flächendeckendes Hos-

piz- und Palliativangebot zu verwirklichen. „Das

ist aus ärztlicher Sicht ein sehr wichtiger Schritt,

hält doch die moderne Palliativmedizin nicht nur

ein hochentwickeltes Instrumentarium zur Linde-

rung körperlichen Leidens bereit. Sie pflegt auch

eine Kultur der menschlichen Zuwendung und des

Gesprächs mit dem Patienten“, sagte Henke.

Impf-Appell des Kammerpräsidenten

Vor dem Hintergrund von über 1.000 in Deutsch-

land an Masern erkrankten Menschen im März

2015 und dem tragischen Masern-Tod eines Klein-

kindes in Berlin appellierte der Kammerpräsi-

dent an alle Eltern: „Bitte lassen Sie ihre Kinder

impfen, folgen Sie den Impfempfehlungen des

Robert-Koch-Instituts!“ Die Impfungen sind nach

Henkes Worten in aller Regel gut verträglich,

schwerwiegende unerwünschte Wirkungen seien

selten. „Impfskepsis ist schlecht begründet und

kann gefährlich sein, wie die aktuellen Ereignisse

zeigen“, sagte der Kammerpräsident. Auch an Er-

wachsene richtete er den Appell, ihren eigenen

Impfstatus überprüfen zu lassen und versäum-

te Impfungen nachzuholen: „Masern können bei

Komplikationen im Krankheitsverlauf auch für Er-

wachsene lebensgefährlich werden.“

Eine Impfpflicht, wie sie vielfach gefordert wird,

wäre nach Henkes Einschätzung praktisch wohl

nur schwer durchzusetzen. Allerdings sollten nach

seiner Meinung bei einem Masernausbruch unge-

impfte Kinder weder Kindergarten noch Schule

besuchen dürfen, um Ansteckungen zu vermeiden.

Alles in allem setzt der Kammerpräsident auf kon-

sequente Aufklärung: „Impfungen sind ein Segen,

sie sind die wirksamste Maßnahme der Prävention

überhaupt.“

Bund-Länder-Eckpunkte zur Krankenhausreform

1. Die Kammerversammlung fordert die Bundesregierung und

die Bundesländer auf, die gravierende Unterdeckung im Bereich

der Investitionsfinanzierung durch die Bundesländer zu be-

enden. Bundesweit besteht hier eine Finanzierungslücke von

3,3 Mrd. Euro pro Jahr; allein in Nordrhein-Westfalen fehlen Jahr

für Jahr 700 Mio. Euro. Bund und Länder müssen daher weiterhin

an einer Lösung für dieses zentrale Problem arbeiten.

2. Die Kammerversammlung lehnt eine Ausweitung von Büro-

kratie, einen falsch verstandenen Wettbewerb und erweiterte

Steuerungsbefugnisse der gesetzlichen Krankenkassen

(„Qualitätsverträge“) in Konkurrenz zur staatlichen Verant-

wortung in der Landeskrankenhausplanung ab.

3. Die Kammerversammlung wendet sich entschieden gegen

eine immer stärkere Zentralisierung von Vorgaben zur qualitäts-

orientierten Versorgung beim Gemeinsamen Bundesausschuss

und den ihm zuarbeitenden Instituten ohne strukturierte

Einbeziehung der Ärztekammern als Vertretung aller Ärztinnen

und Ärzte.

4. Die Kammerversammlung fordert die Landesregierung auf,

die vorstehenden Punkte bei den weiteren Gesprächen zwischen

Bund und Ländern aufzugreifen. Die Ärztekammer Nordrhein ist

bereit, die Landesregierung dabei und bei der konkreten Umset-

zung in unserem Landesteil aktiv zu unterstützen.

Entschließungen der Kammerversammlung

Rudolf Henke,

Präsident der

Ärztekammer Nordrhein:

Impfungen sind die

wirksamste Prävention

überhaupt.