Valeo 03/2014 - page 11

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eil der Körper weder für die sitzende
Position geschaffen ist, noch sie lange
halten kann, wird aus der natürlichen
leichten Krümmung der Wirbelsäule schnell ein
ausgeprägtes, eineinhalbfaches „S“, mit Hohlkreuz,
Rundrücken und starker Nackenkrümmung. He-
belkräfte können dabei einseitig auf Bandscheiben
pressen und an Rückenmuskeln zerren, während
die übrige Rumpfmuskulatur unterfordert bleibt.
Auch stundenlanges Mausklicken, Tippen und Bild-
schirmbetrachten führt zu einer erhöhten Spannung
und Verdickung einzelner Muskeln.
Fehlbelastung reizt Nerven und Gelenke
Nicht nur überlastete Muskeln, sondern auch die
hierdurch gedehnten oder komprimierten Nerven
verursachen Schmerzen, ebenso wie Rückenmarks-
nerven, die durch abgenutzte Bandscheiben unter
Druck geraten. Auch Gelenke – einschließlich der
Zwischenwirbelgelenke – reagieren gereizt: Werden
sie immer wieder entlang unnatürlicher Achsen
belastet, überdehnt, ausgehebelt, oder wie beim
Mausklicken mehrere Tausend Mal pro Stunde
gleichförmig bewegt, entwickeln sich Schmerzen
und häufig Entzündungen an Sehnenansätzen
Gelenk- und Knochenhäuten. Daher gehören für die
meisten Bürokräfte Rückenschmerzen, steifer Hals
sowie Schmerzen in Schulter, Ellenbogen, Hand- und
Zeigefingergelenkgelenk von Zeit zu Zeit zum Alltag.
Kopfschmerzen, Konzentrations- und Leistungsstö-
rungen sowie Arbeitsausfälle sind die Folge.
Dagegen hilft nur eines: Bringen Sie Bewegung in
Ihren Job. Damit lockern und stärken Sie nicht nur
Ihren Bewegungsapparat, sondern verbrennen auch
Kalorien, regen Ihren Kreislauf an und verbessern
Ihre Konzentration und Arbeitsergebnisse, und zwar
ganz nebenbei: Legen Sie mindestens 1.000 m
Ihres Wegs zur Arbeit zu Fuß zurück. Lassen Sie
einfach das Auto vorzeitig stehen oder steigen Sie
zwei Stationen früher aus Bahn oder Bus. Oder Sie
fahren einfach mit dem Fahrrad. Legen Sie auch
sonst möglichst viele Fußstrecken ein: Nehmen Sie
Treppen statt Aufzüge, bieten Sie sich für „Boten-
gänge“ an, besuchen Sie Kollegen, statt ihnen zu
schreiben. Stehen Sie zum Telefonieren auf – dabei
Bewegung im Büro
Rund die Hälfte der Erwerbstätigen in
Deutschland, fast 20 Millionen Menschen,
arbeitet im Büro, wo sie etwa 80 % ihrer
Arbeitszeit im Sitzen verbringt. Eine Kraftprobe
für Rücken und Gelenke.
Beruf
gehen oder
mit den Füßen
wippen. Gehen
Sie wenn möglich
alle 1,5 Stunden
eine Runde an
der frischen Luft
und nehmen Sie
sich mindestens 45 Minuten Mittagspause fern
Ihres Arbeitsplatzes, in denen Sie sich neben einer
vollwertigen Mahlzeit auch die Füße vertreten.
Tragen Sie bei der Arbeit sportliche Schuhe: Viele
Walking- und sogar Laufschuhe sind mittlerweile
bürotauglich.
Zappeln, lümmeln, ergonomisch sitzen
Zum Bewegen müssen Sie nicht immer aufstehen:
Recken und strecken Sie sich bei jeder Gelegenheit,
wippen Sie mit den Füßen, kreisen Sie mit dem
Kopf und rollen Sie die Schultern. Ziehen Sie einen
Arm abwechselnd über den Kopf und vor der Brust
zur anderen Seite. Richten Sie den Oberkörper
immer wieder hoch auf und strecken Sie die Beine
wann immer möglich aus. Ändern Sie regelmäßig
Ihre Sitzposition. Um Maus- und Tastaturhand
zu lockern, können Sie die Hände immer wieder
nach innen und außen dehnen, z. B. bei nach vorn
gestrecktem Arm die Fingerspitzen nach unten und
oben in Richtung Körper ziehen.
Schreibtisch, Bildschirm, Tastatur, Maus und vor
allem der Bürostuhl (mit Armlehnen und „Lordo-
senstütze“ im Lendenwirbelbereich) sollten Ihrem
Bedarf und Ihrer Körpergröße entsprechen – hier
lohnt sich die Investition in eine mittlere bis hoch-
wertige Ausstattung. Drei Krankheitstage pro Jahr
kosten mehr als jeder ergonomische Bürostuhl.
Wer viele Stunden täglich sitzt, braucht einen Aus-
gleich in der Freizeit: Bewegen Sie sich mindestens
drei Mal pro Woche intensiv mit jeweils 45 Minuten
Sport (z. B. Laufen, Crosstrainer, Fittnesstraining,
Rad- oder Ballsport) oder zwei Stunden zügiger Be-
wegung (z. B. wandern, lockeres Radfahren). Dies
sorgt nicht nur für einen gekräftigten und schmerz-
freien Körper, sondern auch für einen freien Kopf,
Entspannung und gute Laune.
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