dauern kann, bis wir wieder unseren Stil ge-
funden haben. Bis dahin müssen wir sehen,
dass wir trotzdem erfolgreich sind, die nöti-
gen Punkte einfahren und immer die maxi-
male Leistung abrufen, zu der wir nach dem
aktuellen Stand in der Lage sind. Das gelingt
uns im Moment ganz gut.
Hast du andere Aufgaben auf dem Spielfeld
als vergangene Saison?
Natürlich habe ich schon immer defensiv
gearbeitet. Aber dadurch, dass wir oft viele
Offensivspieler auf dem Platz hatten, hat sich
das Spiel einfach mehr in die gegnerische
Hälfte verlagert.
Du bist zu Werder gekommen, als die Mann-
schaft den Ruf hatte, besonders offensivfreu-
dig zu sein. Ist es jetzt schwerer geworden für
dich?
Wir haben vergangene Saison zu Beginn mit
einem 4-1-4-1-System gespielt. Ich hatte Spie-
ler wie De Bruyne, Hunt, Arnautovic, Elia,
Ekici und andere hinter mir, die für tollen
Offensiv-Fußball stehen. Das war für mich
als Angreifer eine gute Situation und sicher
auch ein Grund, warum ich mich für Werder
entschieden habe. Nun hat es sich etwas ver-
ändert, aber es ist trotzdem eine spannende
Aufgabe. Ich bekomme nicht mehr so viele
Chancen. Daher ist nun die Qualität gefragt,
aus wenigen Möglichkeiten viele Tore zu
machen. Und dazu mehr für die Mannschaft
nach hinten zu arbeiten. Denn das ist im
Moment das Wichtigste. Wenn ich zwei Tore
mache, aber wir das Spiel nicht gewinnen,
dann bringt das ja auch nichts.
Robin Dutt hat dich in dieser Saison auch
schon mal eine komplette Partie auf die Bank
gesetzt. Eine ungewohnte Erfahrung?
In Dortmund habe ich gar nicht gespielt,
gegen Frankfurt nur zehn Minuten. Das
war nicht einfach. Aber vielleicht hat mir
diese Pause auch mal ganz gut getan. Der
Abstiegskampf vergangene Saison war sehr
anstrengend. Und ich hatte nicht die Mög-
lichkeit, auch mal zu verschnaufen. Unser
jetziger Kader hat sehr viel Qualität, die
Konkurrenz pusht jeden Spieler nach vorne.
Der Trainer hat gesagt, dass viele Spieler vie-
le Spiele machen werden. Darauf freuen wir
uns alle. Jeder Einzelne wird wichtig sein.
Trotzdem arbeite ich natürlich jede Woche
darauf hin, in der Startelf zu stehen.
Die personelle Besetzung im Angriff wurde zu
SCHON GEWUSST?
• Nils Petersens vier Jahre
ältere Schwester Norma ist
ebenfalls eine talentierte
Fußballerin. Sie spielte einst
in der Zweiten Bundesliga und
war Jugend-Nationalspielerin.
• Der Torjäger sieht im TV gerne
‚How I Met Your Mother‘, ‚The
Big Bang Theory‘ und ‚Alarm
für Cobra 11‘.
• Bereits als Nils Petersen
18 Jahre alt war, hatte
ihm seine Mutter Sabine
empfohlen, zum SV Werder
zu gehen. Aufgrund der
Nähe Bremens zu Petersens
Heimat Wernigerode gab sie
diesen Rat sicher nicht ganz
uneigennützig…
Saisonbeginn mit dem Weggang von Marko
Arnautovic und den Ausleihen von Niclas Füll-
krug und Joseph Akpala etwas ausgedünnt.
Welches Zeichen hat das an dich gesendet?
Es war ein Vertrauensbeweis für alle, die wir
jetzt in der Offensive haben. Franco Di Santo
ist zum Beispiel ein sehr guter Spieler. Der
Trainer wollte einen etwas kleineren Kader
haben. Jetzt sind einige junge Spieler dabei,
die jede Menge Spielfreude mitbringen, un-
bedingt mit den Profis trainieren und ihre
Chance dort nutzen wollen. Manche haben
mittlerweile Einsätze in der Bundesliga be-
kommen. Das kann gerade jungen Spielern
sehr viel Auftrieb geben.
Deine freie Zeit nutzt du gerne dazu, dem Fuß-
ball-Rummel zu entfliehen…
Das Stadion ist mein Arbeitsplatz. Ich kom-
me sehr gerne dorthin. Aber an freien Tagen
bin ich auch gerne mal woanders. Das geht
sicher jedem so, auch in anderen Berufen.
Wenn ich frei habe, versuche ich die Zeit mit
meiner Familie zu verbringen oder auch mal
einfach draußen in der Natur ganz für mich
zu sein. Das tut gut. Und umso mehr freue
ich mich dann wieder auf die Arbeit.
Welche ist deine Lieblingsjahreszeit?
Ich bin im Dezember geboren, also im Win-
ter. Vielleicht liegt es daran, dass ich diese
Jahreszeit sehr gerne mag. Ich genieße es,
wenn der erste Schnee fällt. Auch für unse-
ren Hund ist das eine tolle Zeit. Außerdem
bin ich Wintersport-Fan, woran meine Her-
kunft
(Nils Petersen wurde in Wernigerode
geboren, Anm. d. Red.)
wohl nicht ganz
schuldlos ist
(lacht)
. Die Winter als Kind im
Harz haben mich geprägt.
Deine Kindheit dort hat demnach viel mit Erin-
nerungen an Wald und Natur zu tun?
Mein Opa, der leider früh verstorben ist,
hatte einen großen Bauernhof mit Pferden,
Schafen, Hühnern, Hasen. Ich bin zwar
nicht direkt dort groß geworden, habe dort
aber einiges erlebt. Tiere und Natur gehör-
ten für mich als Kind dazu. Meine Oma hat
in einem Blumenladen gearbeitet. Und ich
habe Kiefernzapfen für sie gesammelt, mir
damit mein erstes Taschengeld verdient. Das
war eine schöne Sache. Ich war draußen in
der Natur – und es hat sich auch noch ge-
lohnt
(lacht)
.
Du hast bereits euren Hund erwähnt. Wer war
die treibende Kraft bei der Anschaffung?
s
24 WERDER MAGAZIN 311
INTERVIEW