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KURS
9 / 2013
Minizins-Welt
Viele Anleger ratlos
Eine Mehrheit der privaten Anleger in
Deutschland erwartet kurzfristig keine Ent
spannung an der „Zinsfront“. Wie aus einer
FidelityUmfrage hervorgeht, gehen 52 Pro
zent der Befragten davon aus, dass die Zin
sen frühestens in drei Jahren wieder über der
Inflationsrate liegen werden. Chancen auf ein
schnelleres Ansteigen der Zinsen sehen da
gegen nur 26 Prozent der Privatanleger. Die
Hälfte der befragten Anleger zieht aus dem
„GeldvernichtungsProgramm“ Draghis die
Konsequenz, derzeit gar kein Geld mehr auf
die hohe Kante zu legen, 16 Prozent sind zu
dem laut eigener Aussage ratlos, wie sie ihr
schwer verdientes Geld vor den Folgen der
EZBgesteuerten Finanziellen Repression
schützen können. Weitere 16 Prozent haben
sich dazu entschlossen, ihr Geld aus den der
zeit niedrig verzinsten Anlageformen abzu
ziehen, acht Prozent planen derzeit konkret
einen solchen Schritt. Bei den „Umsteigern
besonders beliebt: Anleihen und Aktien.
Fahrenschon warnt
Drohende Altersarmut
Eine „fortschreitende, schleichende Enteig
nung bei den Sparguthaben der Bürger in
ganz Europa“ konstatiert der Präsident des
Deutschen Sparkassen und Giroverbandes
(DSGV), Georg Fahrenschon. „Die Schere zwi
schen stärker steigenden Preisen und Nied
rigstzinsen geht weiter zu Lasten der Sparer
auf“, schreibt er der EZB ins Stammbuch. Als
eine drohende Konsequenz
warnt der DSGVPräsident vor
spürbaren Folgen für die Alters
vorsorge. Rund zehn Prozent
des verfügbaren Einkommens
müssten in der vergreisenden
deutschen Gesellschaft für die Altersversor
gung zurückgelegt werden. Das aber werde
für die Menschen immer schwieriger. „Wenn
sich nicht bald etwas ändert, wird die Lücke
in der Altersversorgung der Bevölkerung im
mer größer“, warnt deshalb der Sparkassenre
präsentant vor den sozial und gesellschaftlich
schlimmen Folgen von wachsender Altersar
mut durch die EZBNiedrigzinspolitik.
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Financial Repression
EZB-Enteignungskurs
fördert Altersarmut
Die Niedrigzinspolitik der EZB kommt
die deutschen Sparer teuer zu stehen:
Nach Berechnungen der Postbank ver
lieren die Ersparnisse der Bundesbürger
auf den Sparkonten„dank“ der durch die
Europäische Zentralbank (EZB) betriebe
nen und auch von der deutschen Politik
goutierten finanziellen Repression ra
pide an Wert. Allein im laufenden Jahr
werden die deutschen Sparer laut Post
bank um rund 14 Milliarden Euro erleich
tert werden. Auch in den kommenden
Jahren wird sich der massive Wertver
lust aufgrund der bereits
von EZBPräsident Mario
Draghi (Foto) angekündig
ten Fortsetzung des Nied
rigzinskurses wohl nahtlos
fortsetzen. 2014, so die Schätzung der
Postbank, würden 21 Milliarden Euro
an Sparguthaben vernichtet. Bei einem
prognostizierten Anstieg der Inflations
raten dürften sich die Verluste sogar
noch erhöhen. Auch bei Betriebsrenten
und Lebensversicherungen dürften sich
dieWertverluste deutlich aufsummieren,
so dass nach Meinung des Chefvolks
wirts der DekaBank, Ulrich Kater, viele
Arbeitnehmer künftig gezwungen sein
dürften, auch in der eigentlichen Ren
tenphase weiter zu arbeiten, um im Alter
finanziell über die Runden zu kommen.
Zahlen des Monats
30.402
Finanzanlagenvermittler
waren laut Informationen des Deutschen
Industrie undHandelstages (DIHK) Ende
Juli2013bereitsindas34fRegistereinge
tragen. Insgesamt wurden
30.019
Er
laubnisse für die Vermittlung von Invest
mentfonds,
8258
Erlaubnisse für die
Vermittlung geschlossener Fonds sowie
4502
Erlaubnisse zur Vermittlung von
sonstigenVermögensanlagen erteilt und
eintragen, teilte der AfWBundesverband
Finanzdienstleistung auf
Basis der DIHKZahlen mit.
Laut AfWVorstand Frank
Rottenbacher (Foto) waren
allerdings noch zahlreiche
Anträge nicht bearbeitet. Deshalb gehe
man weiter davon aus, dass mehr als
40.000
Registrierungen bis Oktober
zu verzeichnen sein werden.