KURS MAGAZIN 09/2013 - page 45

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9 / 2013
KURS
FONDS & CO.
D
ie Umsetzung der AIFM-Richtlinie in Deutschland hat
mit dem am 22. Juli in Kraft getretenen Kapitalan-
lagegesetzbuch (KAGB) viele Fragen offen gelassen.
„Die Branche der geschlossenen Fonds befindet sich mit der
AIFM-Umsetzung aktuell in einer Umbruchphase“, erklärt
Friedrich Wilhelm Patt, Geschäftsführer beim Münchner
Emissionshaus Hannover Leasing. „Die Regulierungsmaß-
nahmen stellen sowohl an Initiatoren als auch an die Ver-
triebe hohe Anforderungen.“
Die Initiatoren, die im Markt bleiben, werden zumindest
noch dieses Jahr vor allem damit beschäftigt sein, die neuen
Regulierungsanforderungen zu erfüllen. Die meisten tun
dies bislang nicht, denn rund 80 Prozent der Gesellschaften
werden den Schritt in die neue Investmentlandschaft nicht
schaffen, lautet die Prognose des Branchenverbands. Der
passt sich mit einem veränderten Namen an die neuen Zeiten
an: statt Verband geschlossener Fonds (VGF) heißt er nun
Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen (BSI).
Überhaupt sind Neubenennungen ein markanter Teil desWan-
dels. „Das wahrnehmbarste an der Verän-
derung ist, dass viele Berater bereits nicht
mehr von geschlossenen Fonds, sondern von
geschlossenen Investmentvermögen oder
geschlossenen AIFs reden“, erläutert BSI-
Hauptgeschäftsführer Eric Romba (Foto).
Anleger müssen zudem mit sinkenden Ren-
diten rechnen. „Die Produkte werden in der
Gestaltung sicherlich etwas teurer werden“,
räumt Romba ein. Man werde auf der Ertragsseite den einen
oder anderen Prozent-Zehntel runtergehen müssen, „denn Re-
gulierung kostet Geld.“
Auch die Gesellschaften offener Fonds müssen künftig eine
Kapitalverwaltungsgesellschaft gründen oder in diese umfir-
mieren, wenn sieAlternative Investment Fonds (AIF) auflegen
oder verwalten wollen und einen entsprechenden Antrag bei
der Bafin stellen. Eigentlich war diese Regelung für Hedge-
Fonds und Private Equity Investments gedacht. Sie trifft aber
vor allem die offenen Immobilienfonds hierzulande, die zu
den AIFs gerechnet werden. Trotz ähnlicher Anforderungen
erwartet Romba kein Zusammengehen der beiden Anlagebe-
reiche. „Die Trennung offener und geschlossener Fonds wird
trotz desselben Namens für die Anlagegesellschaften beste-
hen bleiben“, prognostiziert er. Das Gesetz unterscheide zwi-
schen geschlossenen Kommandit- oder Aktiengesellschaften
sowie offenen Produkten. Dennoch wird es nach Meinung
von Romba den Gesellschaften eher möglich sein, weitere
Produkte und Investmentvehikel aufzulegen, wenn sie dazu
einmal die Zulassung haben. „Wer einmal bei seinem Antrag
als Kapitalverwaltungsgesellschaft von der Bafin beschieden
bekommen hat, dass er auch offene AIFs auflegen darf, kann
das jetzt mit weniger Aufwand tun als das in der Vergangen-
heit der Fall war“, so Romba.
Emissionsvolumina im Sinkflug
Derzeit hat die Branche aber vor allem mit sich selbst zu tun
und ist mit den Neuregelungen beschäftigt. Ein Grund auch
für die maue Situation bei neu aufgelegten Produkten. „Wir
hatten eine Schlussverkaufsstimmung erwartet, das war aber
nicht der Fall“, resümiert ein Sprecher des Berliner Analy-
sehauses Scope. Im erstenHalbjahr 2013wurden geschlossene
Immobilienfonds mit einem Eigenkapitalvolumen von knapp
700Millionen Euro aufgelegt- EinMinus von rund 25 Prozent
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei entfiel über die
Hälfte des Volumens auf drei große Fonds. Die Ankaufskon-
kurrenz im deutschen Markt sei sehr hoch, heißt es bei Scope.
Zudem sind die Fremdkapitalhebel der Gesellschaften nach
den neuen Regelungen klar eingegrenzt. Teilweise schauen
sich die Gesellschaften wieder imAusland um. Bei Hannover
Der Markt für geschlossene Fonds wandelt sich derzeit tiefgreifend.Weniger Initiatoren, weniger Fonds und weni-
ger Rendite sind drei klareTrends für künftige Anleger. Die Hoffnung richtet sich auf diemit der aktuellen Regulie-
rung herbeigesehnte Qualitätsverbesserung und auf Kunden aus dem institutionellen Lager.
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