KURS MAGAZIN Spezial - page 18

VORSORGE
18
KURS
Spezial 3 / 2013
Mit Aktienengagement
demMini-Zins trotzen
Die privaten Anleger in Deutschland gehen in Mehrheit nicht von einem raschen Ende der Mini-Zinsphase
aus. 52 Prozent der vom Investmenthaus Fidelity befragten Privatanleger rechnen damit, das dass die Zin-
sen frühestens in drei Jahren wieder über der Inflationsrate liegen werden. Chancen auf ein schnelleres
Ansteigen der Zinsen sieht nur ein gutes Viertel der Befragten.
O
bwohl also die derzeitigen Mickerzinsen für inflati-
onsbedingte Wertverluste bei den Sparanlagen füh-
ren, ist nach wie vor nur eine Minderheit bereit, ihr
Anklageverhalten dem aktuellen Zinsumfeld anzupassen.
Im Gegenteil: Laut Umfrage treten viele in einen „Sparer-
streik“, offensichtlich, weil sie nicht wissen, wie sie ihr
Geld vor den Folgen der Financial Repression schützen
können. So gaben 50 Prozent der Befragten an, derzeit
überhaupt kein Geld mehr auf die hohe Kante zu legen, und
16 Prozent sagten im Rahmen der Umfrage ganz deutlich,
dass sie nicht wissen, wie sie ihr Portfolio anlegen sollen,
um zumindest einen Werterhalt ihrer Spar- und Vorsorge-
anlagen sicherzustellen.
Allerdings sind auch 16 Prozent der Privatanleger dazu
übergegangen, ihr Portefeuille umzuschichten und haben
dabei ihre Einlagen in derzeit minimal verzinsten Anla-
geformen wie Sparbuch oder Festgeld reduziert. Weitere
acht Prozent ziehen derzeit einen solchen Schritt in Er-
wägung. Ihre neuen Favoriten sind dabei Anleihen und
Aktien.
„Einem großen Teil der deutschen Privatanleger ist durch-
aus bewusst, dass sie mit den lieb gewonnenen Sparformen
wie dem Sparbuch oder Bundesanleihen in den kommen-
den Jahren nicht in der Lage sein werden, ihr Vermögen
vor Verlusten durch Inflation zu schützen. Dennoch ziehen
sie noch viel zu selten die richtigen Schlüsse. Nur ein klei-
ner Teil der hat sich bislang dazu entschieden, das eigene
Portfolio umzuschichten“, konstatiert denn auch Andre-
as Feiden, Leiter des Privatanlegergeschäfts bei Fidelity
Worldwide Investment. Seine Schlussfolgerung: „Die Tat-
sache, dass ein nicht unerheblicher Teil der Anleger nicht
weiß, was er tun soll, verdeutlicht, wie wichtig eine gute
Finanzberatung für viele Sparer ist.
Deutsche wenig aktienaffin
Laut Feiden ist es angesichts des erwarteten Anhaltens der
Niedrigzinsphase sinnvoll, einen Teil des Ersparten in Ak-
tien oder Aktienfonds anzulegen. Allerdings zeige sich hier
auch, wie wenig aktienaffin die Deutschen sind, denn jeder
Zweite wolle sich nicht festlegen, ob der Einstieg an der
Börse jetzt noch lohnt, 14 Prozent sind sogar der Ansicht,
dass es nun zu spät für ein lukratives Börsenengagement ist.
„Die Mehrheit der Privatanleger traut nach wie vor einem
langfristigen Aktienengagement nicht“, so Feiden. Ange-
sichts des langfristig guten Renditepotenzials dieser Vermö-
gensklasse hält es das für eine bedauerliche Entwicklung.
Wie entscheidend Ausdauer dabei allerdings ist, verdeut-
licht der Fidelity-Experte an einem Beispiel: Wer vor 25
Jahren im Sommer 1988 an der Börse eingestiegen ist,
konnte bei einem Verkauf in diesem Sommer eine Rendite
von deutlich über sieben Prozent pro Jahr verbuchen. Da
sich ein Anlagebetrag bei einer jährlichen wieder angeleg-
ten Rendite von sieben Prozent alle zehn Jahre verdoppelt,
hätte sich der Nominalwert dieser Anlage inzwischen mehr
als versechsfacht.
• Nur 24 Prozent der deut-
schen Privatanleger glauben,
dass jetzt noch der richtige
Einstiegszeitpunkt für
langfristige Investoren ist
• Bei kurzfristigen Invest-
ments sehen das nur
16 Prozent so
• Die Mehrheit hält weder
etwas von langfristigen
noch von kurzfristigen
Engagements in Aktien
noch hat sie eine Meinung
dazu
Glauben Sie, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für Anleger wäre am
Aktienmarkt einzusteigen? (in Prozent; Mehrfachnennungen möglich)
Quelle:UmfragezumThema Anlageumfeld undKonsequenzenfürdiepersönlicheFinanzplanung–Fidelity/YouGov,2013
0
10
20
30
40
50
Weiß nicht
Nein, für
kurzfristige
Anleger
Ja, für
kurzfristige
Anleger
Ja, für
langfristige
Anleger
Für
langfristige
Anleger,
nein
24
14
50
11
16
Mehrheit der Anleger will weder kurz- noch langfristig in
Aktien investieren
• 16 Prozent der deutschen
Privatanleger haben ihre
Konsequenzen gezogen
und ihr Portfolio
vornehmlich in Anleihen
und Aktien umgeschichtet;
genauso viele geben an
nichts zu tun, weil sie nicht
wissen was
• 50 Prozent legen aktuell
nicht an
• 8 Prozent haben es sich
vorgenommen Anpas-
sungen durchzuführen
Welche Konsequenzen ziehen Sie für Ihre persönliche Geldanlage aus
dem derzeitigen niedrigen Zinsniveau (in Prozent)?
Quelle:UmfragezumThema Anlageumfeld undKonsequenzenfürdiepersönlicheFinanzplanung – Fidelity/YouGov, 2013
0
10
20
30
40
50
Ich lege
aktuell nicht
an
Ich möchte
Anpassun-
gen
vornehmen
Ich habe
Anpassungen
vorgenom-
men
Keine, ist
kein
dauerhaftes
Problem
Keine, da
ich nicht
weiß, was
zu tun ist
10
16
8
50
16
Niedrigzinsumfeld – gut drei Viertel der deutschen Anleger
ziehen aktuell keine Konsequenzen für sich
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20
Powered by FlippingBook