KURS MAGAZIN 12/2013 - page 38

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KURS
12 / 2013
RUND UM DI E IMMOB I L I E
Stadtluft ist teuer
In deutschen Städten haben sich
Wohnimmobilien
seit dem Jahr 2010 so stark verteuert, dass sie möglicher-
weise überbewertet sind. Substanzielle Übertreibungen seien allerdings im Großen und Ganzen nicht zu er-
kennen, stellt die Bundesbank in ihremMonatsbericht Oktober fest.
G
erade in Ballungsräumen sei es jedoch zu Preissteige-
rungen gekommen, die sich „fundamental nur noch
schwer rechtfertigen lassen“, so die Bundesbank. Sie
konstatiert, dass in den zurückliegenden drei Jahren die Prei-
se für Häuser und Wohnungen um insgesamt mehr als acht
Prozent gestiegen sind.Allerdings sei dabei ein „ausgeprägtes
Stadt-Land-Gefälle“ festzustellen. So hätten sich Geschoss-
wohnungen in den größten deutschen Städten beispielsweise
in diesem Zeitraum mehr als ein Viertel verteuert. Die Bun-
desbank hat berechnet, dass in den städtischen Wohnungs-
märkten die Immobilienpreise bis zu zehn Prozent über dem
mit demografischen und ökonomischen Faktoren erklärba-
ren Niveau liegen könnten. „In den attraktiven Großstädten
betragen in diesem Segment die Abweichungen nach oben
sogar bis zu 20 Prozent“, heißt es. Vor allem betroffen von
explodierenden Preisen seien Berlin, Hamburg, München,
Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf. Die
Zahlen basieren auf einer empirischen Studie, die daraus
gezogenen Schlüsse wertet die Bundesbank allerdings als
mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor verbunden. Nach
Einschätzung der Bundesbank dürfte der teilweise heftige
Preisanstieg nicht dauerhaft auf die Städte begrenzt bleiben.
So gebe es klare Hinweise für eine Ausbreitung von den Städ-
ten ins Umland. Deshalb könne nicht ausgeschlossen werden,
dass „überschießende Erwartungen oder Spekulationsmotive
die regionale Ausbreitung von Preisimpulsen befördern“.
Als wesentlichen Auslöser für die Preisspirale sieht die
Bundesbank die vor allem auch durch die Finanz- und
Staatschuldenkrise angeheizte Nachfrage nach Immobilien,
verbunden mit dem günstigen Preisniveau. So habe der
deutsche Immobilienmarkt nach dem Platzen der Preisbla-
sen am US-amerikanischen und einigen europäischen Häu-
sermärkten bei internationalen Investoren an Attraktivität
gewonnen. Durch die über die Jahre gesunkenen Erträge
von Finanzanlagen seien Immobilieninvestitionen darüber
hinaus vorteilhafter geworden. „Die Auffassung, dass sich
durch Immobilieneigentum der Wert des Vermögens am
besten sichern lasse, war für viele Haushalte sicherlich ein
Argument, den Immobilienerwerb in Erwägung zu ziehen“,
erläutert die Bundesbank.
Sollte es zu spürbaren Preiskorrekturen am Immobilien-
markt kommen, könnte das als Folge des Booms bei vielen
Haushalten empfindliche Vermögensverluste verursachen,
zeichnet die Bundesbank ein Negativ-Szenario. Allerdings
rechnet sie nach eigenenAussagen kurzfristig nicht mit einem
Nachlassen des Preisdrucks. Denn trotz kräftiger Zunahme
der Wohnbauaktivitäten reiche das Angebot nicht aus, um
die zusätzliche Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen.
Verband der Privaten Bausparkassen
Immobilienkauf
Hohe Preise schrecken ab
Jeder zweite Deutsche glaubt, dass die hohen Kaufpreise und
eine starke Nachfrage die Suche nach dem Traumhaus erschwe-
ren, wie eine Studie der Interhyp, Deutschlands größtem Vermitt-
ler von privaten Baufinanzierungen, herausfand. Zwar träumen
60 Prozent der Bundesbürger der eigenen Immobilie, allerdings
haben sie noch nichts unternommen, um sich diesen Traum auch
zu erfüllen. In den Metropolen sind die Befürchtungen vor einem
Finanzierungsdilemma aufgrund der hohen Kaufpreise sowie der
starken Nachfrage nach Immobilien besonders groß, heißt es in
der Studie weiter. So zweifeln rund 60 Prozent der Befragten in
Hamburg, München, Berlin und Frankfurt daran, ein für sie pas-
sendes Wohnobjekt zu einem finanzierbaren Preis zu finden. Am
stärksten ist diese Sorge in Hamburg ausgeprägt, wo 63 Prozent
nicht an die Realisierung ihres Wunschtraumes glauben, gefolgt
von Frankfurt (61%), Berlin (58%) und München (56%). Michiel
Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG, rät Kaufinteressen-
ten deshalb zur Geduld. „Es ist im aktuellen Marktumfeld insbe-
sondere in den Ballungsräumen nicht ungewöhnlich, länger nach
dem geeigneten Objekt suchen zu müssen.“Wer sich noch vor der
Objektsuche zur Finanzierung beraten lasse und seine Rahmen-
bedingungen genau kennt, könne viel gezielter suchen und im
richtigen Moment schnell entscheiden, empfiehlt der Experte.
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