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Spitzensport fördern in NRW!
Höhentraining
imPott
Text
Axel vom Schemm
Foto
Andrea Bowinkelmann
Nachwuchsförderung
öhentraining im Ruhrpott? „Das geht!“, sagt Petra Pla-
ten. Und öffnet die Tür zu einem mittelgroßen Unter-
suchungsraum. Dass der es in sich hat, zeigt die Pro-
fessorin und Leiterin des Lehr- und Forschungsbereichs
Sportmedizin und Sporternährung an der Ruhr-Universität Bochum
(RUB). „Die spezielle Klimaanlage führt sauerstoffarme Luft zu. So
können wir Bedingungen bis zu 6.000 Höhenmetern simulieren und
sportmedizinische Tests durchführen.“ Zudem nutzen Sportler die
insgesamt vier Hypoxie-Räume als Trainingsstätte. Die Tenniscracks
des Junior Davis-Cup-Teams bereiteten sich kürzlich auf einen Wett-
kampf in Mexiko-Stadt vor. Und die C-Kader-Ruderer waren vor Ort
und übten auf fiktiven 2.000 Höhenmetern. Die Reise ins Trainings-
lager nach St. Moritz konnten sie sich sparen.
Top-Ausstattung für Top-Talente
Der Hypoxie-Raum ist nur ein Beispiel für die hochwertige Ausstat-
tung der sportwissenschaftlichen Fakultät. Das Seh-Labor, in dem
sich bewegende Objekte auf eine in U-förmige Leinwand projiziert
und vom Auge des Probanden verfolgt werden müssen, ist ein
weiteres. Ohne Probleme haben die Experten der RUB das LSB-
Zertifikat als Untersuchungszentrum bekommen. Seitdem können
D/DC-Kader-Athleten dort im Zuge des neuen standardisierten
Untersuchungssystems für den Nachwuchs kostenlos Sportge-
sundheit und Leistungsstand prüfen lassen. „Solche regelmäßigen
Untersuchungen halte ich bei jedem Sportler für wichtig,
bei Heranwachsenden umso mehr“, sagt Platen. Als aktive
Sportlerin – mit der Handball-Nationalmannschaft wurde
sie Vierte bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Ange-
les – habe sie selbst sehr gute Erfahrungen mit Fitness-
und Leistungschecks gemacht. „Ich finde es wichtig, dass
bereits Kindern und Jugendlichen die Notwendigkeit vor
Augen geführt wird.“
Sie können im Extremfall sogar lebensrettend sein: „Auf-
fälligkeiten bei der Echokardiografie, bei der das Herz per
Ultraschall untersucht wird, gibt es immer wieder einmal“,
erinnert sich Platen an einen Fall aus ihrer Zeit an der Köl-
ner Sporthochschule. Während eines Routinechecks ent-
deckte sie bei einer Nachwuchshockeyspielerin ein Loch
in der Herzscheidewand. Die junge Frau musste dringend
operiert werden – und wurde wieder gesund.
Nun sind solche Fälle sicher die Ausnahme, aber nicht selten
kommen Dinge zutage, die sich zumindest negativ auf die
Leistung auswirken können. „Hinweise auf Eisenmangel sind
beispielsweise sehr häufig“, sagt Platen. Dank des internen
Labors liegen solcheBefunde schon auf demTisch, wennder
Athlet nach dem Leistungstest aus der Dusche kommt. „Ein
Blutbild können wir in einer halben Stunde bekommen.“
Hand in Hand mit der sportmedizinischen Gesundheits
Der zweite Teil unserer Serie über die LSB-zertifizierten Untersuchungszentren und -stellen
führt an die Ruhr-Universität nach Bochum. Unter dem Dach der Fakultät für Sportwissenschaft
fühlen die Experten Landeskaderathleten sportmedizinisch und leistungsdiagnostisch auf den
Zahn – theoretisch bis auf 6.000 Meter Höhe.
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