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wichtig, vor Ort, auf kommunaler Ebene, den organisierten Sport noch poli-
tikfähiger zu machen. Daran arbeite der LSB.
Prof. Niels Neuber, Universität Münster, konstatierte, dass die Vereine im
Bereich Ganztagsschule ganz gut aufgestellt seien. Mittlerweile würde die
Hälfte des Ganztagsschulsports von Vereinen organisiert. Dementgegen sah
Henning Harnisch, Vize-Präsident von Alba Berlin, den Sport gar in der Krise.
Es könne nicht sein, dass 15-Jährige mit Spielsportarten aufhören. Es brauche
eine Neuinszenierung des Sports.
Die 3. Sportkonferenz des Deutschlandfunks stand unter der Überschrift
„Medaillen oder Moral. Was für einen Sport wollen wir uns leisten?“ Maß-
gebliche Vertreter von Sport, Medien und Gesellschaft hatten den Weg vor
das Mikrofon im Funkhaus des Senders gefunden.
So bemängelte Stephan Althoff, Vorstandsvorsitzender der Sponsorenver-
einigung S20 und Leiter Konzernsponsoring und Kommunikationsstrategie
Deutsche Telekom, ebenfalls den Zustand von kommunalen Sportanlagen.
Warum die großen Sponsoren jedoch dort nicht investieren, klärte er nicht
auf. Er fand: „Sport muss aus Sicht eines Sponsors glaubwürdig sein und sei-
ne Kernwerte erhalten.“
„Medaillen oder Moral?“ Ein Gegensatz? Gerhard Böhm, Abteilungsleiter
Sport im Bundesinnenministerium empfand diese Frage als problematische
Zuspitzung. „Wir sollten uns zu den Zielen, die man hat, bekennen“, betonte
er. Diese seien im Schul- und Breitensport andere als im Spitzensport, aber:
„Wir sehen es auf Seiten der Bundesregierung als unseren verfassungsmäßi-
gen Auftrag an, den Spitzensport aus seiner Repräsentationsfunktion heraus
zu fördern.“ Dies müsse natürlich in einer ethisch vertretbaren und vernünf-
tigen Form geschehen.
Medaillengewinner Helge Meeuw, mehrfacher Vize-Welt- und Europameis-
ter Schwimmen blieb bei der Frage nach Werten: „Wir brauchen eine Än-
derung der Stellung des Ath-
leten in unserer Gesellschaft
und mehr Wertschätzung für
ihn. Der Kreis derer, die be-
achtet werden sollen, müss-
te größer gezogen werden“.
Schließlich würden nicht
nur die Sieger hart arbeiten,
wusste Meeuw.
Hart arbeiten würden auch
die Trainerinnen und Trainer,
erläuterte Dafni Bouzikou,
ehemalige Assistenztrainerin
der Basketball-Mannschaft
Frankfurt Skyliners, in ihrem
Vortrag „Ohne Trainer keine
Medaillen“. Sie forderte mehr Beachtung für die Trainerschaft. Denn die Rea
lität sei: „Ohne ausgebeutete Trainer keine Medaillen.“ Trainer seien meist
schlecht bezahlt und rechtlich in keiner guten Position, obwohl sie für die
„Creme de la Creme“ der deutschen Sportler verantwortlich seien.
Welchen Sport wollen Amateur-, Freizeit- und Breitensportler? Zu diesem Thema diskutierten (v.l.) LSB-Präsident
Walter Schneeloch, Barbara Hopmann,Sportlehrerin, Prof. Nils Neuber, Universität Münster, Frank Fechner
Präsident Eimsbütteler TV, Henning Harnisch, Vizepräsident Alba Berlin, Andrea Schültke, DLF, (1.v.l.) moderierte
„Sport muss sich Gehör verschaffen“