

Bestimmung der Körpertemperatur und eine laborchemi-
sche Kontrolle der Entzündungsparameter erforderlich.
Ergeben sich bei lokaler Schwellung und hohem Fieber la-
borchemische Hinweise auf eine Infektion, so ist eine Sono-
graphie der Leiste zum Ausschluss eines Bauchdeckenabs-
zesses erforderlich.
Werden bei der Entlassungsuntersuchung Anzeichen für
eine mögliche Wundinfektion gesehen, muss im mitgege-
benen Kurzarztbrief auf eine kurzfristige Wundkontrolle
hingewiesen werden.
Klingt die Infektion unter konservativer Therapie mit erre-
gerangepasster Antibiotikagabe nicht ab, ist eine zeitgerech-
te chirurgische Infektsanierung erforderlich, insbesondere
wenn Fremdmaterial implantiert wurde.
Durchblutungsstörung des Hodens
Bestehen in der postoperativen Phase Beschwerden der ope-
rierten Leiste mit Anschwellung oder Verfärbung durch
Hämatom, so ist neben der Lokaltherapie mit Kühlung,
Hochlagerung und Schmerzmittelgabe eine gründliche kli-
nische Untersuchung mit entsprechender Befundnieder-
legung erforderlich.
Mögliche Durchblutungsstörungen müssen mittels Sono-
graphie, Doppler-Sonographie – besser noch farbcodierter
Duplex-Sonographie – umgehend ausgeschlossen werden.
Ein Urologe ist im Zweifel hinzuzuziehen. Hinweisen auf
Durchblutungsstörungen muss durch sofortige operative Frei-
legung nachgegangen werden, um sie beseitigen zu können.
Wurde intraoperativ eine ausgedehnte oder durch Verwach-
sungen erschwerte Präparation (zum Beispiel bei Rezidiv-
operation) des Samenstranges erforderlich, ist intra- und
postoperativ besonderes Augenmerk auf die Durchblu-
tungssituation des Hodens zu richten und dies auch zu
dokumentieren. Bei Entlassung ist der Patient darauf hin-
zuweisen, sich bei Beschwerden umgehend einem Arzt vor-
zustellen (Sicherungsaufklärung).
Zusammenfassung
Eine Leistenbruchoperation ist ein häufig vorgenommener
risikoarmer kurzer Routineeingriff. Über die möglichen
Komplikationen ist der Patient sachgerecht aufzuklären.Die
Indikation zur Operation muss, solange keine Notfallsitua-
tion vorliegt, dem individuellen Risiko des Patienten ent-
sprechen. Sorgfaltsmängel werden insbesondere bei der
postoperativen Betreuung gefunden. Beschwerden muss
zeitgerecht und zielgerichtet nachgegangen werden.Vor der
Entlassung des Patienten ist eine Befundkontrolle erforder-
lich. Diese, wie auch der Hinweis auf eine Wiedervorstel-
lung bei Beschwerden, sollte dokumentiert werden. Eine
gute Kommunikation mit dem Patienten über eingetretene
intra- und postoperative Komplikationen dient dem Arzt-
Patienten-Verhältnis und derVermeidung von Arzthaftungs-
auseinandersetzungen.
Beate Weber und Henning Hansen
Tabelle 2: Vorgeworfene Leistenbruchoperationen
Zeitraum 2000–2005
Alle Verfahren
davon konventionell
davon minimal-invasiv
n
in % v. n mit der Folge
in % v. n mit der Folge in % v. n mit der Folge
der Haftung
der Haftung
der Haftung
in % v. n
in % v. n
in % v. n
Gesamt
96 100,0 21,9
74
21,6
22
22,7
Alle Komplikationen*
Erfordernis Rev.-OP
50 52,1
12,5
51,4
13,5
54,6
9,1
Infektion
27
28,1
4,7
32,4
4,1
13,6
4,6
Nachblutung
17
17,7
/
18,9
/
13,6
/
(oberflächliche) Nervenläsion
17
17,7
2,1
18,9
2,7
13,6
/
Ischämische Hodennekrose
17
17,7
8,3
21,6
9,5
4,5
4,6
Erdulden der OP zum jetzigen Zeitpunkt
7
7,3
2,1
5,4
1,4
13,6
4,6
(Früh)-Rezidiv
6
6,3
/
6,8
/
4,5
/
Harnblasenverletzung
5
5,2
1,4
1,4
/
18,2
4,6
Konversion
4
4,2
/
/
/
18,2
/
Harnverhalt, Nierenversagen
4
4,2
/
4,0
/
4,5
/
pass. Kreislaufinsuffizienz
3
3,1
2,1
4,0
2,7
/
/
Gefäßverletzung
2
2,1
/
/
/
9,1
/
Multiorganversagen, Tod
2
2,1
1,0
2,7
1,4
/
/
Darmverletzung
1
1,0
/
/
/
4,5
/
Läsion des Ductus deferens
1
1,0
/
1,4
/
/
/
Netzinkarzeration mit Nekrose
1
1,0
/
/
/
4,5
/
Orchitis
1
1,0
/
1,4
/
/
/
Beinvenenthrombose
1
1,0
/
1,4
/
/
/
* Mehrfachnennung
Sorgfaltsmängel nach Leistenbruch-OP
Gutachtliche Entscheidungen
115