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Grundlagen der Kommunikation

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Merkmale erfüllt sein müssen, um einem Arzt-Patienten-Gespräch das Attribut einer gelungenen

Beziehung zu verleihen.

Bei näherem Hinschauen erweisen sich allerdings auch zunächst einfach scheinende Ziele wie

das Vermitteln von Informationen als komplexe Aufgabe: Wenn Information mit dem Ziel ver-

mittelt wird, dass der Patient nach dem Gespräch mehr weiß als vorher, gehört an das Ende

einer Informationsvermittlung das Schließen der Schleife: Der Arzt überprüft, was der Patient im

Einzelnen verstanden hat. Das gleiche Prinzip gilt schon für die eigentliche Vermittlungsphase:

Information wird dann erfolgreich vermittelt, wenn sie als rekursiver Prozess (vermitteln, Reak-

tion abwarten, vermitteln, Reaktion abwarten) verstanden wird.

Diese kurze Diskussion macht deutlich, dass es nicht so einfach ist,

allgemeine Ziele

für die

Arzt-Patienten-Kommunikation zu definieren, da sie sich eben häufig bei näherer Analyse als

komplex zusammengesetzte Aufgaben entpuppen, die zudem längst nicht in jedem Arzt-

Patienten-Kontakt zielführend sind.

Wie wichtig es wäre, sich auf erstrebenswerte Ziele zu einigen, illustriert eine im Jahr 1998

veröffentlichte Arbeit von Kinmonth et al., in der die Auswirkungen einer Schulung von Praxis-

assistentinnen und Ärzten in patientenzentrierter Kommunikation untersucht wurden. Wenn als

Ziel der ärztlichen Konsultation eine möglichst hohe Patientenzufriedenheit angenommen wird,

war diese Studie ein Erfolg: Patienten in der Interventionsgruppe waren deutlich zufriedener.

Wenn man allerdings die Qualität der Diabeteseinstellung und das Wissen der Patienten über

ihre Erkrankung als Endpunkt definiert, hat die patientenzentrierte Kommunikation, zumindest

so wie sie in dieser Arbeit verstanden wurde, die Situation der Patienten verschlechtert.

Diese Ergebnisse verweisen auf eine grundlegende Schwierigkeit der professionellen Kommuni-

kation: Wie lässt sich eine Balance finden zwischen demarztzentrierten Leiten des Patienten, der

wenig Chance hat, seine eigenen Anliegen einzubringen, und dem patientenzentrierten Folgen

des Arztes, der jeweils das aufgreift, was ihm der Patient anbietet?

Literatur

Bird J., Cohen-Cole S.A.: The three-function model of the medical interview. An educational device. Adv PsychosomMed. 1990; 20: 65–88.

de Haes H., Bensing J.: Endpoints in medical communication research, proposing a framework of functions and outcomes. Patient Educ Couns.

2009; 74: 287–94.

Kinmonth A.L. et al.: Randomised controlled trial of patient centred care of diabetes in general practice: impact on current wellbeing and future

disease risk. BMJ. 1998; 317: 1202–8.

Lazare A. et al. Three Functions of the Medical Interview. In: Lipkin M.; Lazare A.; Putnam S.M. (Hrsg.): The Medical Interview: Clinical Care,

Teaching and Research. Springer-Verlag, New York 1995, S. 3–19.

Miller W., Rose G.: Toward a Theory of Motivational Interviewing. Am Psychol. 2009; 64: 527–37

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