

Grundlagen der Kommunikation
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mit vier Ohren.» Jede Nachricht hat demnach vier mögliche Bedeutungs- und Verstehensebenen:
Selbstkundgabe (Was ich von mir selbst kundgebe), Beziehungshinweis (Was ich von dir halte
und wie wir zueinander stehen), Appell (Wozu ich dich veranlassen möchte) und Sachinhalt.
Typische Probleme in der Kommunikation entstehen dadurch, dass der Empfänger die Freiheit
hat, die Botschaft auf einem Ohr seiner Wahl zu verstehen, was nicht immer der Intention des
Senders entspricht. Missverständnisse ließen sich vermeiden, wenn nicht nur das Gesagte, son-
dern auch die eigene Intention dahinter deutlich würde.
Auf den österreichischen Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick geht die Behauptung
zurück, dass in jeder Form der Kommunikation ein Sachaspekt und ein Beziehungsaspekt mit-
einander verschränkt sind. Jede Kommunikation enthält nicht nur eine Information, sondern
auch einen Hinweis, wie der Sender seine Botschaft verstanden haben will und wie er seine
Beziehung zum Empfänger sieht, also eine Interpretation.
Diese Aussage ist eines seiner fünf Axiome zur Kommunikation:
1. Man kann nicht nicht kommunizieren.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.
4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär.
Gerade für die Kommunikation im Gesundheitswesen ist sein letztes Axiom wesentlich, in dem
er darauf hinweist, dass Kommunikation nicht immer symmetrisch ist (wie bei ausgeglichenen
Machtverhältnissen), sondern dass sie auch komplementär verläuft, wenn große Unterschiede
zwischen den Beteiligten bestehen. Kontextfaktoren entscheiden darüber, in welcher Rolle die
beiden Interaktionspartner sich begegnen; der Patient ist zum Beispiel bei der körperlichen
Untersuchung als Erduldender in der weniger mächtigen Rolle, er verhält sich komplementär zu
den Bedürfnissen des Arztes und kann zwei Stunden später als Controller im Krankenhaus dem
Arzt als ähnlich Mächtiger gegenübertreten.
Weniger bekannt sind Theorien, die nicht auf die unmittelbare Interaktion, dafür mehr auf das
Klima fokussieren, das zwischen den Interaktionspartnern entsteht. Dieses im Einzelnen schwer
zu beschreibende Etwas wird oft mit dem Begriff der
Beziehung
umschrieben, es geht um das
Klima des Vertrauens
, das zwischen Menschen entstehen kann. Ein typisches Beispiel für sol-
che Phänomene ist das Gefühl von
genug
, das sich in einem Aufklärungsgespräch zwischen Arzt
und Patient nach einer bestimmten Zeit meistens einstellt. Was ist die Basis für dieses Gefühl,
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