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Grundlagen der Kommunikation

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nicht miteinander übereinstimmende kognitive Elemente zu vermeiden, also die erlebte kog-

nitive Dissonanz zu reduzieren. Dabei ergibt sich die Stärke des Drucks beziehungsweise der

Motivation zur Dissonanzreduktion aus der Stärke der erlebten Dissonanz. So kann es sein, dass

ein Patient das Gespräch mit dem Arzt möglichst meidet, weil ein bestimmter Spannungszu-

stand vermiedenwerden soll: Ist zumBeispiel der Patient überzeugt, die ideale Diagnose für sein

Leiden (selbst) gefunden zu haben, wird er dem Druck des Umfeldes, sich vom Arzt untersuchen

zu lassen, möglicherweise großen Widerstand leisten.

DieMenschen sind offenbar bestrebt, sich ein Bild von der Wirklichkeit zu konstruieren, das mög-

lichst widerspruchsfrei konsistent ist; beziehungsweise wir suchen jene Umwelten auf, die uns in

unseren Annahmen bestätigen.

Kommt es zu kognitiver Dissonanz, sind verschiedene Verhaltensweisen möglich, um damit um-

zugehen. Das beschriebene Verhalten ist dabei abhängig von Komponenten wie Sicherheit, Ein-

stellung gegenüber Veränderungen und so weiter:

• Die bisherigen Einstellungen und Konstruktionen werden verändert.

• Die Mitteilung des Gesprächspartners wird ignoriert, verdrängt oder rasch vergessen.

• Zusätzliche Hinweise werden gesucht, um die bisherige Einstellung aufrechtzuerhalten.

• Der Gesprächspartner wird als unwichtige oder nicht kompetente Informationsquelle

eingestuft.

• Es wird aktiv nach sozialer Bestätigung der eigenen Meinung gesucht.

Erwartungen gestalten die Realität

Im Gespräch können Konflikte zwischen Erwartungen und Realitäten entstehen: Hat ein Patient

die Erwartung, vom Arzt eine bestimmte positive Diagnose zu erhalten, und die tatsächliche

Diagnose ist negativ oder vollkommen andersartig, entsteht in dieser Situation ein realer Konflikt

im Patienten.

Erwartungen steuern demnach Ereignisse. Besonders enttäuschte Erwartungen zeigen, was

eigentlich erwartet wurde: Machen wir uns als Patient auf zu unserem ersten Besuch beimHaus-

arzt und gehen davon aus, hier besonders zuvorkommend empfangen zu werden, treffen aber

auf eine leicht gestresste Praxisassistentin und einen vollkommen ausgelasteten Arzt mit wenig

Zeit für einführende Worte, werden wir uns dieser Erwartungen (sehr oft) erst durch die Nicht-

erfüllung bewusst.

Zudem beeinflussen Erwartungen die Wahrnehmung: So nimmt der Patient, der eine bestimmte

Diagnose des Arztes erwartet, besonders klar jene Äußerungen wahr, die zu seinen Erwartungen

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