A
lle zwei,
drei Wo-
chen muss
Timo Wer-
ner mal ein Training
sausen lassen, dann
geht die Schule vor –
Wirtemberg-Gymnasium
in Untertürkheim, Ab-
schlussklasse, Hauptfä-
cher Deutsch, Mathematik
und Englisch. Bundesliga
und Abitur? „Ich bekomme
beides unter einen Hut“, sagt
Werner. Wenn alles gut geht,
kann sich Stuttgarts Sturm-
Talent nach der Prüfung im Mai
komplett auf den Fußball kon-
zentrieren.
Dafür, dass er dies bislang
nicht
hundertprozentig konnte, sind
seine ersten Monate in der
höchsten deutschen Spiel-
klasse mehr als beachtlich.
17 Jahre und 164 Tage war
er alt, als ihn der frühere
Trainer Bruno Labba-
dia gegen Leverku-
sen einwechsel-
te. 17 Jahre und
200 Tage war er
schließlich alt,
als er unter Ex-
Trainer Thomas
Schneider, seinem früheren Jugend-Coach,
beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt sein ers-
tes Tor erzielte. Damit wurde der Youngster
zum jüngsten Bundesligaspieler und -tor-
schützen des VfB. Werner verewigte sich
außerdem am 10. November 2013 in der Bun-
desliga-Historie. Im zarten Alter von 17 Jah-
ren und 249 Tagen erzielte der VfB-Angreifer
beim 3:1-Sieg in Freiburg den frühesten Dop-
pelpack eines Jung-Profis und löste Daniel
Halfar ab (zwei Tore für den 1. FC Kaiserslau-
tern mit 18 Jahren und 28 Tagen beim 2:2 in
Duisburg am 4. Februar 2006).
Mit Ex-Trainer Schneider
erreichte Timo Wer-
ner einst auch das Finale um die Deutsche
U-17-Meisterschaft. „Er kennt mich, weiß ge-
nau, was ich brauche“, berichtet der 18-Jähri-
ge. Und Schneider, der zu Beginn dieser Wo-
che von Huub Stevens abgelöst wurde, lobt:
„Timo bringt viel mit – Athletik, Schnelligkeit,
Zug zum Tor.“ Links offensiv lässt er das VfB-
Talent meistens ran, während davor Alexan-
dru Maxim und ganz vorne der derzeit nach
seiner roten Karte gesperrte Top-Torjäger Ve-
dad Ibisevic (zehn Treffer) oder Mohammed
Abdellaoue auflaufen. Hinter Ibisevic gehört
Werner zusammen mit Maxim und Martin
Harnik zu den besten Torschützen des VfB.
Meistens erhält er den Vorzug vor Harnik
oder Ibrahima Traoré, beide gestandene Na-
tionalspieler ihrer Heimatländer Österreich
und Guinea. Aber Werner kann es auch ganz
vorne, als eine von zwei Spitzen.
Vor anderthalb Wochen,
am 6. März, Werners
18. Geburtstag, wurde sein Fördervertrag in
einen Profi-Vertrag umgewandelt – trotz fi-
nanziell lukrativerer Angebote aus der Bun-
desliga. „Er hat ein gutes Elternhaus“, sagte
Schneider. „Timo kann mit dem Hype um ihn
herum gut umgehen.“ Und noch eine gute
Nachricht: Werner hat pünktlich zur Volljäh-
rigkeit seinen Führerschein bekommen, be-
stand Anfang des Monats die Prüfung.
Aufgewachsen ist Timo Werner
in Stuttgart-
Münster, gleich neben Bad Cannstadt, wo
Fredi Bobic groß wurde. „200 Meter entfernt,
den Berg hoch“, ordnet Werner seinen Vor-
Vorgänger (148 Spiele und 69 Tore für den
VfB Stuttgart) und aktuellen Sportvorstand
örtlich ein. Das ist im direkten Einzugsbe-
reich des Stadions – den VfB gab es für Wer-
ner praktisch schon mit der Muttermilch.
Seine Eltern Sabine und Günther sitzen bei
jedem Heimspiel auf der Tribüne und drü-
cken dem pfeilschnellen Filius die Daumen.
Zu Werners und dem Stuttgarter Glück fehlen
jetzt nur noch Punkte. Ausreichend Punkte
für den Verbleib in der Bundesliga. Und aus-
reichend Punkte in den Abschlussprüfungen
für das Abitur im Mai.
Timo Frers
Das Stuttgarter Super-
Talent
In sportlich schweren Zeiten ist
Timo Werner Stuttgarts Lichtblick: Der 18-Jäh-
rige wurde in dieser Saison zum jüngsten Bun-
desligaspieler und -torschützen des VfB. Zur
Belohnung gab es den ersten Profi-Vertrag.
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