WERDER MAGAZIN Nr. 319 - page 61

U
m diesem Team als Co-
Trainer zu helfen, kam
er vor sieben Jahren zu
Werder. Dabei hatte er
als Jugendlicher nie die Absicht,
eine Mannschaft zu coachen.
Viel besser gefiel es ihm auf der
Torwart-Position. An seinen Um-
weg zum Trainerposten erinnert
sich der 43-Jährige deshalb ganz
genau: „Vor zwölf Jahren bin ich
meiner Frau zu Liebe nach Bre-
men gezogen. Beim Brinkumer
SV wollte ich wieder mit dem
Fußballspielen anfangen. Die ‚Be-
dingung‘ war aber, dass ich eine
Mannschaft trainiere.“ Und weil
er neue Herausforderungen ger-
ne annimmt, fand sich Joachim
Hagedorn schnell als Verantwort-
licher für die C-Jugend am Trai-
ningsplatz wieder.
Seit einem Jahr
ist er als Chef-
trainer für Werders 3. B-Jugend
zuständig. So viel Freude ihm die-
se Tätigkeit bereitet – eine große
Herausforderung ist sie allemal.
„Man muss viel Geduld haben,
weil die Jungs in einem schwie-
rigen Alter sind. Da komme auch
ich manchmal an meine Gren-
zen“, gibt der gebürtige Ostfriese
zu. „Aber das Schönste ist, wenn
ich drei Monate lang in jedem
Training denselben Satz sage und
ich nach drei Monaten und einer
Woche merke, dass er endlich
gefruchtet hat.“ Neben den plan-
mäßigen Übungseinheiten bietet
Joachim Hagedorn regelmäßig ein
Training für alle jugendlichen Tor-
hüter der Fußball-Breitensport-Ab-
teilung an. Denn obwohl seine ak-
tive Karriere „schon lange vorbei“
ist, fließt das Torwart-Blut nach
20 Jahren zwischen den Pfosten
noch immer in seinen Adern.
Weil die 3. B-Jugend
beim SV
Werder traditionell die Ball-Kids
stellt, ist der 43-Jährige außerdem
bei Bundesliga-Spielen als ‚Ein-
satzleiter‘ im Weser-Stadion ge-
fragt. „Für mich ist diese Tätigkeit
unsere wichtigste Aufgabe, weil
wir Werder nach außen repräsen-
tieren. Da möchte ich, dass jeder
konzentriert arbeitet und nicht
etwa an der Bande lümmelt“, so
die strenge Vorgabe. Damit am
Spieltag alles klappt, betreibt er
fleißig Regelkunde, greift ein,
wenn zum Beispiel ein platter
Ball aus dem Feld kommt, und
steht seinen Jungs jederzeit mit
Antworten parat. Lachend sagt er:
„Meistens haben sie vor der Partie
aber Fragen wie: ‚Spielt Fritz?‘
oder ähnliches.“
Der wahrscheinlich beste
Neben-
effekt seiner verantwortungsvol-
len Aufgabe ist ein Stehplatz, von
dem Fußball-Fans nur träumen
können: zwischen den Trainer-
bänken. Doch auch diese Positi-
on fordert große Beherrschung,
denn über mangelnde TV-Prä-
senz kann Joachim Hagedorn
nicht klagen. Schmunzelnd ge-
steht er, dass es ihm schwer fällt,
sich in emotionalen Szenen neu-
tral zu verhalten. Schließlich ist
er Werder-Fan! Und diese Tatsa-
che kann hier wirklich hervorge-
hoben werden. Denn im heimi-
schen Ostfriesland hat Joachim
Hagedorn etliche Nächte in Fan-
Bettwäsche des FC Bayern ver-
bracht. „Inzwischen bin ich aber
Werder-Fan und Bayern-Sympa-
thisant. Ich habe mich durch die
Atmosphäre im Weser-Stadion
wirklich anstecken lassen.“ Und
wenn beide gegeneinander antre-
ten? „Dann bin ich natürlich für
Werder“, sagt Hagedorn.
Hauptberuflich arbeitet
der
43-Jährige in der ‚Werkstatt Bre-
men‘, wo er in der Fahrrad-Werk-
statt für Menschen mit Handicap
zuständig ist. Diesen Job empfin-
det der gelernte Zweiradmecha-
niker als „Sechser im Lotto“. „Ich
wollte immer im sozialen Bereich
arbeiten. Das kann ich hier op-
timal mit meiner Ausbildung
verbinden“, freut er sich. Als Aus-
gleich spielt Joachim Hagedorn am
liebsten auf seinem Schlagzeug.
Schließlich eignet sich sein ande-
res Hobby nicht zum Stressabbau.
„Ich fahre leidenschaftlich gerne
Motorrad“, erzählt er. „Am liebs-
ten in den Bergen. Denn Wasser
habe ich in meinem Leben genug
gesehen.“
Laura Ziegler
Ein Ostfriese, der die
Berge liebt
… Und zwar mehr als das
Meer. Doch nicht dafür ist Joachim Hagedorn bei
Werder vor allem bekannt, sondern für sein großes
Engagement als Coach der 3. B-Jugend.
Foto: C.Heidmann
Verantwortungsvoller
Einsatz
Bei Bundesli-
ga-Spielen im Weser-
Stadion stellt Trainer
Joachim Hagedorn
mit seiner 3. B-Ju-
gend die Ball-Kids.
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