KURS MAGAZIN Spezial - page 4

VORSORGE
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KURS
Spezial 3 / 2013
Vorsorge auf dem
Innovationssprung
Die Versicherungsbranche steht vor einer Reihe von Herausforderungen. Neben der demografischen
Entwicklung stellt das Kapitalmarktumfeld mit niedrigen Zinsen und hohen Volatilitäten ein Problem dar.
Klassische Versicherungsprodukte sind von diesen Herausforderungen in besonderemMaße betroffen.
Es stellt sich daher die Frage, wie zukunftsfähige Altersvorsorgeprodukte ausgestaltet werden können.
D
ie steigende Lebenserwartung, kombiniert mit einer
niedrigen Geburtenrate, wird einen massiven demo-
grafischen Wandel bedeuten. Der Anteil von Senio-
ren an der Bevölkerung wird signifikant steigen. Dies wird
sich negativ auf die (realen) Leistungen umlagefinanzierter
gesetzlicher Systeme auswirken und die Bedeutung kapital-
gedeckter Altersvorsorge wird weiter zunehmen.
Die Erfahrungen an den Finanzmärkten der vergangenen
Jahre haben dazu geführt, dass Sicherheit (meist reflexartig
gleichgesetzt mit Garantien) in der Altersvorsorge derzeit
gefragter ist als je zuvor. Fondspolicen ohne Garantien
werden von vielen verunsicherten Kunden schlicht abge-
lehnt. Stattdessen setzen Kunden vermehrt auf klassische
Produkte sowie Fondspolicen mit Garantie. Gleichzeitig
macht es aber die Situation an den Kapitalmärkten für die
Anbieter besonders schwierig, Garantien zu „erzeugen“.
Bei klassischen Versicherungen werden Garantien über
einen sehr langen Zeitraum gegeben. Hinzu kommt, dass
Garantien in der Regel von Jahr zu Jahr und nicht nur
am Ende gelten. Wenn ein Versicherer in manchen Jah-
ren besonders hohe Überschüsse erwirtschaftet, wird er
dafür in gewissem Sinne bestraft: Das Volumen, für das der
Garantiezins danach gilt, steigt durch Überschüsse. Dies
erhöht das Risiko des Versicherers und führt zu hohen
Eigenkapitalanforderungen. Es ist also riskant und teuer,
„klassische“ Garantien anzubieten.
Das größte Alleinstellungsmerkmal klassischer Versiche-
rungen ist jedoch nicht die Zinsgarantie, sondern die
Möglichkeit des Risikoausgleichs im Kollektiv und in der
Zeit. Diese Glättung von Erträgen zwischen verschiede-
nen Kunden und zwischen verschiedenen Zeiträumen kann
kein Bank- oder Fondsprodukt in vergleichbarer Weise
vornehmen. Aus Kundensicht führt dies zu einer Stabili-
tät der Erträge, die bei vergleichbarer Rendite nirgendwo
anders gefunden werden kann.
Es stellt sich die Frage, wie das sehr sinnvolle Werkzeug
des Risikoausgleichs im Kollektiv und in der Zeit erhalten
werden kann, ohne dass das resultierende Produkt für den
Anbieter zu riskant und teuer ist. Daher erwarten wir, dass
klassische Versicherungen künftig verstärkt mit andersar-
tigen Garantien angeboten werden.
Der Marktführer hat zum 1. Juli 2013 eine neue klassische
Versicherung eingeführt, bei der die Garantie etwas geringer
ist (Bruttobeitragsgarantie) und die Garantie für die Ren-
tenphase imWesentlichen erst bei Rentenbeginn festgesetzt
wird. Alternativ sind klassische Produkte denkbar (und in
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