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Weiterbildungsordnung Ärztekammer Nordrhein
1. Gebiet Allgemeinmedizin
Definition:
Die Allgemeinmedizin umfasst die lebensbegleitende haus-
ärztliche Betreuung von Menschen jeden Alters bei jeder
Art der Gesundheitsstörung, unter Berücksichtigung der
biologischen, psychischen und sozialen Dimensionen ihrer
gesundheitlichen Leiden, Probleme oder Gefährdungen und
die medizinische Kompetenz zur Entscheidung über das Hin-
zuziehen anderer Ärzte und Angehöriger von Fachberufen
im Gesundheitswesen. Sie umfasst die patientenzentrierte
Integration der medizinischen, psychischen und sozialen
Hilfen im Krankheitsfall. Dazu gehören auch die Betreuung
von akut oder chronisch Erkrankten, die Vorsorge und Ge-
sundheitsberatung, die Früherkennung von Krankheiten,
die Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen, die Zusam-
menarbeit mit allen Personen und Institutionen, die für die
gesundheitliche Betreuung der Patienten Bedeutung haben,
die Unterstützung gemeindenaher gesundheitsfördernder
Aktivitäten, die Zusammenführung aller medizinisch wichti-
gen Daten des Patienten.
Facharzt/Fachärztin für Allgemeinmedizin
(Hausarzt/Hausärztin)
Weiterbildungsziel:
Ziel der Weiterbildung ist die Erlangung der Facharztkompe-
tenz Allgemeinmedizin nach Ableistung der vorgeschriebenen
Weiterbildungszeiten und Weiterbildungsinhalte sowie des
Weiterbildungskurses.
Weiterbildungszeit:
60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Wei-
terbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1, davon
- 36 Monate in der stationären Basisweiterbildung im Gebiet
Innere Medizin, davon können bis zu
- 18 Monate in den Gebieten der unmittelbaren Patienten-
versorgung (auch 3 Monats-Abschnitte) auch im ambulan-
ten Bereich angerechnet werden, dabei sind maximal 12
Monate aus einem Gebiet anrechenbar,
- 24 Monate Weiterbildung in der ambulanten hausärztlichen
Versorgung, davon können bis zu
- 6 Monate in Chirurgie (auch 3 Monats-Abschnitte) ange-
rechnet werden,
- 80 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Psycho-
somatische Grundversorgung
Weiterbildungsinhalt:
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
den Inhalten der Basisweiterbildung aus dem Gebiet Innere
Medizin:
- der Gesundheitsberatung, der Früherkennung von Gesund-
heitsstörungen einschließlich Gewalt- und Suchtprävention,
der Prävention, der Einleitung und Durchführung rehabilita-
tiver Maßnahmen sowie der Nachsorge
- der Erkennung und Behandlung von nichtinfektiösen, infekti-
ösen, toxischen und neoplastischen sowie von allergischen,
immunologischen, metabolischen, ernährungsabhängigen
und degenerativen Erkrankungen auch unter Berücksichti-
gung der Besonderheiten dieser Erkrankungen im höheren
Lebensalter
- den Grundlagen der Tumortherapie
- der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patien-
ten
- der Indikationsstellung, sachgerechten Probengewinnung
und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung
der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsbild
- geriatrischen Syndromen und Krankheitsfolgen im Alter ein-
schließlich der Pharmakotherapie im Alter
- psychogenen Symptomen, somatopsychischen Reaktionen
und psychosozialen Zusammenhängen einschließlich der
Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und
Führung Suchtkranker
- Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen
- ernährungsbedingten Gesundheitsstörungen einschließlich
diätetischer Behandlung sowie Beratung und Schulung
- Durchführung und Dokumentation von Diabetikerbehandlun-
gen
- den Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich
der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- der Indikationsstellung und Überwachung physikalischer
Therapiemaßnahmen
- den Grundlagen der Arzneimitteltherapie
- der Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließ-
lich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der
Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- der Bewertung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, der
Arbeitsfähigkeit, der Berufs- und Erwerbsfähigkeit sowie der
Pflegebedürftigkeit
- der intensivmedizinischen Basisvorsorgung
den weiteren Inhalten:
- der primären Diagnostik, Beratung und Behandlung bei allen
auftretenden Gesundheitsstörungen und Erkrankungen im
unausgelesenen Patientengut
- der Integration medizinischer, psychischer und sozialer Be-
lange im Krankheitsfall
- der Langzeit- und familienmedizinischen Betreuung
- Erkennung und koordinierte Behandlung von Verhaltensauf-
fälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
- interdisziplinärer Koordination einschließlich der Einbezie-
hung weiterer ärztlicher, pflegerischer und sozialer Hilfen in
Behandlungs- und Betreuungskonzepte, insbesondere bei
multimorbiden Patienten
- der Behandlung von Patienten in ihrem familiären Umfeld
und häuslichen Milieu, in Pflegeeinrichtungen sowie in ih-
rem weiteren sozialen Umfeld einschließlich der Hausbe-
suchstätigkeit
- gesundheitsfördernden Maßnahmen, z. B. auch im Rahmen
gemeindenaher Projekte
- Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen
- der Erkennung von Suchtkrankheiten und Einleitung von
spezifischen Maßnahmen
- der Erkennung, Beurteilung und Behandlung der Auswirkun-
gen von Umwelt und Milieu bedingten Schäden einschließ-
lich Arbeitsplatzeinflüssen
- der Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewe-
gungsapparates unter besonderer Berücksichtigung funkti-
oneller Störungen
- den für die hausärztliche Versorgung erforderlichen Tech-
niken der Wundversorgung und der Wundbehandlung, der
Inzision, Extraktion, Exstirpation und Probeexzision auch
unter Anwendung der Lokal- und peripheren Leitungsanäs-
thesie
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden aus
der Basisweiterbildung aus dem Gebiet Innere Medizin:
- Elektrokardiogramm