

Tabelle 2: Festgestellte Fehler bei der Indikationsstellung in den gegen Krankenhaus- und Praxisärzte abgeschlossenen Verfahren
der Jahre 2009–2013
2009 – 2013
Verfahren Krankenhausärzte (n=5.325)
161 (3,1%) 4 (0,1%)
21 (0,4%) 1 (<0,1%) 5 (0,1%)
19 (0,4%) 111 (2,1%)
Verfahren Praxisärzte (n=2.541)
94 (3,7%)
5 (0,2%)
18 (0,7%) 24 (0,9%) 11 (0,4%)
/
36 (1,4%)
Unnötige Behandlung/„Übertherapie“
34 (0,6%) 2
1
1
/
3
27
32 (1,3%)
3
8
8
2
/
11
Nichterheben/Abwarten von Befunden
31 (0,6%)
1
/
/
/
1
29
10 (0,4%) /
1
2
1
/
6
Nichtbeachten von Befunden
27 (0,5%)
/
8
/
/
5
14
8 (0,3%)
/
2
1
1
/
4
Nichtbeachten von Kontraindikation
23 (0,4%)
1
10
/
1
4
7
16 (0,6%)
/
6
4
2
/
4
Fehlende Erfolgsaussichten/zu erwartende 21 (0,4%)
/
2
/
4
6
9
höhergradige Komplikationen
13 (0,5%)
1
/
3
5
/
4
Konservative Therapie nicht ausgeschöpft
20 (0,4%) /
/
/
/
/
20
13 (0,5%)
/
1
6
/
/
6
Fehlinterpretation von Befunden
4 (0,1%)
/
/
/
/
/
4
/
/
/
/
/
/
/
Seiten- und Lokalisationsverwechslung
1 (<0,1%)
/
/
/
/
/
1
1 (<0,1%)
/
/
/
/
/
1
IGeL
/
/
/
/
/
/
/
1 (<0,1%)
1
/
/
/
/
/
Fehlende Indikation
(in % v. n)
Diagnostik
Injektion
Andere Behandlungen
Interventionelle
Behandlungen
(Teil)-Eingriffe
Medikation
Gutachtliche Entscheidungen
223
„Übertherapie“ – Fehlende Indikation zu ärztlichen Maßnahmen
damals die gegen Krankenhausärzte geführten Begutach-
tungen der Zehnjahreszeiträume 1991 bis 2000 und 2001
bis 2010 vergleichend ausgewertet. Nun liegen auch die
Ergebnisse der Folgejahre 2011 bis 2013 vor
(
T
abelle 1)
.
Weiterhin wurde der 5-Jahreszeitraum 2009 bis 2013 so-
wohl für Krankenhaus- als auch für Praxisärzte analysiert
(
T
abelle 2)
.
Demnach zeigt sich bei den Krankenhausärzten bei Indika-
tionsfehlern nur eine leichte Steigerung um 0,6-Prozent-
punkte gegenüber den Zahlen von vor zehn und vor
zwanzig Jahren auf heute 3,1 Prozent der abgeschlossenen
Verfahren
(
T
abelle 1)
. Damals waren in zwei Dritteln der
166 (1991–2000) beziehungsweise 229 (2001–2010) Verfah-
ren interventionelle und operative Maßnahmen von einer
Fehlerfeststellung bei der Indikationsstellung betroffen, in
den vergangenen fünf Jahren betrug der Anteil 81 Prozent
und in den vergangenen drei Jahren 85 Prozent.
Häufigste Fehlergründe waren in den vergangenen fünf Jah-
ren bei den Eingriffen jeweils in einem Viertel das Nichter-
heben/Abwarten von Befunden (29 Verfahren) sowie eine
unnötige Behandlung/„Übertherapie“ (27 Verfahren), bei
20 Verfahren das fehlende Ausschöpfen konservativer Maß-
nahmen und in 14 Verfahren das Nichtbeachten vorliegen-
der Befunde
(
T
abelle 2)
.
Unnötige Injektionen durch Praxisärzte
Bei den Praxisärzten (3,7 Prozent) wurden etwas häufiger
als bei den Krankenhausärzten Fehler bei der Indikations-
stellung festgestellt. Allerdings betrafen nur etwas mehr als
ein Drittel (38,3 Prozent) der 94 Verfahren interventionelle
oder operative Maßnahmen; weiterhin mangelte es bei-
spielsweise bei 24 Injektionen und 18 Medikamentengaben
an der Indikation. Gerade bei diesen beiden Maßnahmen
wurde öfter eine unnötige Behandlung/„Übertherapie“ (je-
weils achtmal) festgestellt, sowie das Nichtbeachten von
Kontraindikationen (Medikationen sechsmal, Injektionen vier-
mal) und bei den Injektionen das Nichtausschöpfen anderer
Möglichkeiten, wie beispielsweise eine orale Medikation.
Beispiele aus den Begutachtungen
1. Diagnostik
Bei neun Verfahren war die Diagnostik nicht indiziert,
darunter der Fall einer 55-Jährigen, bei der nach ausgedehn-
ter Lungenembolie die seit fünf Tagen währende Heparini-
sierung für fünf Stunden unterbrochen wurde, um eine – bei
fehlender Magenproblematik nicht indizierte – diagnostische
Gastroskopie vor der geplanten Umstellung auf Marcumar
durchzuführen. Im Anschluss wurde die Heparinisierung
behandlungsfehlerhaft in geringerer Dosis und ohne PTT-
Kontrolle fortgeführt.Die Patientin verstarb am Folgetag bei
der Re-Mobilisierung an einer fulminanten Re-Embolie,
für die die Krankenhausinternisten einzutreten hatten.