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und oft eskalierende Auseinandersetzung außerhalb der Arzt-Patienten-Beziehung in Gang setzt.

Studien aus anderen Ländern zeigen, dass die Suche nach Wahrheit und Aufklärung eine Haupt-

ursache ist, warum Patienten sich an entsprechende Institutionen wenden.

Für die Kommunikation nach einem Behandlungsfehler sind folgende Aspekte wesentlich: die

rasche, persönliche und eindeutige Offenlegung des Fehlers; die Übernahme der Verantwortung;

die Informationen über den Fehler und etwaige Folgen sowie der glaubhafte Ausdruck des ehr-

lichen Bedauerns.

Anlässe für die Kommunikation über Fehler

Alle Fehler, die zu einer temporären oder dauerhaften Schädigung, Beeinträchtigung oder die

zu einer zusätzlichen Behandlung des Patienten führen, sollten offengelegt werden. Dazu gehö-

ren auch Ereignisse, die vom Patienten oder von Angehörigen nicht zweifelsfrei als fehlerhaft

oder fehlerbedingt identifiziert werden können. Das Informationsungleichgewicht zwischen

Ärzten und Patienten führt in vielen Fällen dazu, dass ein vermeidbares, also auf einen Fehler

zurückzuführendes, unerwünschtes Ereignis komplett verschwiegen oder zu einer unvermeid-

baren Schädigung, also einer Nebenwirkung oder Komplikation, «umetikettiert» werden kann.

Da dadurch das Vertrauensverhältnis und das Informationsungleichgewicht ausgenutzt und die

selbstbestimmte Bewertung des Vorfalls durch den Patienten verhindert würden, ist dies ethisch

äußerst fragwürdig und sollte vermieden werden.

Nicht alle Behandlungsfehler führen auch zu einer Schädigung. So gibt es Fälle, in denen eine

Schädigung rechtzeitig abgewendet werden kann. Grundsätzlich sollten Fehler, die keine Aus-

wirkungen auf den Patienten haben, dann kommuniziert werden, wenn diese den fehlerhaften

Vorgang vermutlich wahrgenommen haben. Dies wäre beispielsweise bei einer diagnostischen

Untersuchung der falschen Körperseite aufgrund einer Seitenverwechselung der Fall. In solchen

Situationen führt das Verschweigen des Fehlers zu Irritation und Verunsicherung, während das

klare Aussprechen, dass dies ein Fehler war, das Vertrauen des Patienten in den Arzt (und in die

eigene Wahrnehmung) fördern kann. Wenn ein Ereignis nicht zu einer Schädigung geführt hat

und vom Patienten auch nicht bemerkt wurde, ist eine Aufklärung über den Sachverhalt in der

Regel nicht sinnvoll.

Form des Gespräches

Wie bei allen schwierigen Gesprächssituationen sollte auch die Kommunikation über einen Feh-

ler persönlich erfolgen. Zudem braucht es eine ruhige Umgebung und genügend Zeit. Angehörige

sollten den Patienten begleiten dürfen, falls er dies wünscht. Gerade bei Fehlern mit schwerwie-

Heranführen an spezifische Gesprächssituationen

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