114
I N F O R M A T I O N
energie | wasser-praxis
10/2014
des Brillenbehälters, der durch Bodenbewe-
gungen infolge des Bergbaus spezielle Anfor-
derungen stellt
(Abb. 1)
.
Das in Dinslaken realisierte Hygienekonzept
ist das dritte überhaupt in Deutschland und
stellt sicher, „dass es keine hygienische Beein-
trächtigung im Behälter gibt“, erklärt Prof.
Dr.-Ing. Manfred Breitbach, der das Hygiene-
konzept entwickelt hat und bei diesem Projekt
als Gutachter und Fachbauleitung fungiert.
Ungeplante Mehrkosten und Verzögerungen
bei der Inbetriebnahme ließen sich damit aus-
schließen. Gerade Letzteres ist für die Trink-
wasserversorgung in Dinslaken essenziell, da
es nur den einen Brillenbehälter als Speicher-
medium gibt. So muss jeweils eine Kammer
den Betrieb aufrechterhalten, während die an-
dere saniert wird
(Kasten 1 und 2)
.
Auf dem Programm des Flint-Sanierungstags
standen praxisnahe Vorträge, die das Instand-
setzungs-Projekt mit einemVolumen von rund
einer Mio. Euro von verschiedenen Perspekti-
ven beleuchteten. Dirk Bittner, Abteilungsleiter
für Netze und Anlagen der Stadtwerke Dinsla-
ken GmbH, zeigte die Umstände des Baus in
den 1960er-Jahren anhand historischer Bilder
sowie die neuzeitlichen Schäden an Oberflä-
chen und Anlagentechnik. Prof. Dr.-Ing. Man-
fred Breitbach schlug einen Bogen von der
theoretischen Abhandlung des neuen Regel-
werks bis zur Darstellung der praktischen Um-
setzung. Nach seinen Erfahrungen wird erst
seit 30 Jahren Beton in der Qualität eingesetzt,
Einen Trinkwasserbehälter
von innen zu se-
hen und dann auch noch den Sanierern über
die Schulter zu schauen: Diese Chance nah-
men Wasserversorger und Planer auf dem tra-
ditionellen Flint-Sanierungstag wahr, der die-
ses Mal nach Dinslaken bei Oberhausen führ-
te. Praxisnahe Referate und der persönliche
Erfahrungsaustausch ergänzten die Begehung
Baustelle im Bergsenkungsgebiet
Abb. 1:
Innenansicht
vom Behälter
Quelle: Corinna Scholz
Abb. 2:
Detail der
Ausführung: Demonstrations-
punkt Vouten-Anschluss mit
zweilagiger Bewehrung und
teilweise mit FlintsCoat-
Schicht.
Quelle: Corinna Scholz
Der Brillenbehälter stammt von 1961 und ist als runder Kuppelbehälter nach
dem System Latsch erbaut. Der lichte Durchmesser einer Kammer beträgt
ca. 28 m am Boden und 33 m innerhalb der Kuppel. Diese setzt sich aus
einer um 60 Grad geneigten Wand und einem flachen Kugelabschnitt zu-
sammen. Das Speichervolumen pro Kammer beträgt etwa 2.000 m
3
bei
4 m Wassersäule. Die Oberflächen summieren sich auf über 3.000 m
2
. Das
mittlerweile mit Erde überdeckte Reservoir steht auf einem geodätischen
Hochpunkt in Dinslaken auf 63 m über NN und versorgt etwa 70.000 Per-
sonen im Stadtgebiet.
Baubeschreibung Speicher
INFORMATIONEN
Der Behälter Bergerstraße liegt im Bergsenkungsgebiet, in dem Bodensen-
kungen durch Untertage-Bergbau auftreten. Die Bodenplatten beider Kam-
mern verfügen über eine identische Risscharakteristik an der Bodenplatte, die
auf eine einseitige Setzung hinweist. An Wänden und Kuppeln liegt die Beweh-
rung offen, die deutliche Korrosionsschäden zeigt. Zudem wurden Teile der
Kuppel mit grober Brettschalung erstellt, an der organische Holzreste haften.
Schadensbild
INFORMATIONEN