8
– Sonderheft
NORMEN UND VORSCHRIFTEN
6 Ausblick
Die Arbeiten an der neuen Blitzschutz-
Normung DIN EN 62305 Edition 2
wurden sowohl international als auch
national aus Deutschland von verschiede-
nen Interessen-Gruppierungen begleitet
und geprägt. Dazu zählen neben den
Herstellern und Hochschulen insbeson-
dere die Errichter.
Normung ist und bleibt aber ein ständi-
ger Anpassungs- und Optimierungs-
prozess. Daher wurden bereits die
Arbeiten für den zweiten Maintenance
Cycle definiert, als dessen Ergebnis die
Herausgabe der dritten Editionen der
Reihe IEC 62305 für 2018 geplant ist.
Für diese Arbeiten wird wiederum ein
hohes Engagement der deutschen
Vertreter erforderlich sein, um unsere
Interessen gebührend zu vertreten und
durchzusetzen. Es ist mehr als wün-
schenswert, dass dabei auch andere
Gruppierungen, die sich bisher weniger
stark engagiert haben, etwa Gutachter-
und Prüfer-Organisationen oder
Schulungs- und Weiterbildungs-Stätten,
vermehrt sichtbar werden.
Literatur
[1] IEC 62305-1:2010-12 Protection against
lightning. Part 1: General principles.
[2] IEC 62305-2:2010-12 Protection against
lightning. Part 2: Risk management.
[3] IEC 62305-3:2010-12 Protection against
lightning. Part 3: Physical damage to
structures and life hazard.
[4] IEC 62305-4:2010-12 Protection against
lightning. Part 4: Electrical and electronic
systems within structures.
[5] EN 62305-1:2011-02 Protection against
lightning. Part 1: General principles.
[6] EN 62305-3:2011-03 Protection against
lightning. Part 3: Physical damage to
structures and life hazard.
[7] EN 62305-4:2011-02 Protection against
lightning. Part 4: Electrical and electronic
systems within structures.
[8] DIN EN 62305-1:2011-10 Blitzschutz –
Teil 1: Allgemeine Grundsätze.
[9] DIN EN 62305-3:2011-10 Blitzschutz –
Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und
Personen.
[10] DIN EN 62305-4:2011-10 Blitzschutz –
Teil 4: Elektrische und elektronische Systeme
in baulichen Anlagen.
[11] EN 62305-2:2012-05 Protection against
lightning. Part 2: Risk management.
[12] DIN EN 62305-2:2013-02 Blitzschutz –
Teil 2: Risiko-Management.
[13]
Kopecky,V.:
Blitzschutzsysteme mit ESE-
Fangeinrichtungen. Elektropraktiker,
Sonderheft 2013, S. 71–74.
Q
und in angeschlossenen Versorgungslei-
tungen. Der insbesondere auf deutschen
Vorarbeiten basierende neue Anhang D
wird nun aber sehr knapp gehalten.
5.2 Weitere Änderungen
]
Als Schutzmaßnahme, die nun deutlich
größere Bedeutung erhält, werden
„isolierende Schnittstellen“ beschrie-
ben. Sie können verwendet werden,
um die Wirkungen von leitungsge-
führten Störgrößen zu verringern. Sie
erfordern üblicherweise eine Stoß-
spannungsfestigkeit von 5 kV bei einer
Wellenform von 1,2/50 μs. Der Schutz
solcher Schnittstellen gegen höhere
Überspannungen kann – soweit
nötig – durch den Einsatz von Über-
spannungs-Schutzgeräten erreicht
werden.
]
Der frühere Anhang C, der die physi-
kalischen Grundlagen zur Koordination
der unterschiedlichen Überspannungs-
Schutzgeräte verschiedener Bauart
enthielt, ist ganz entfallen.
]
Der neue Anhang C enthält ausführ-
liche Regeln zur Auswahl und zur Ins-
tallation eines koordinierten Systems
von Überspannungs-Schutzgeräten.
Ähnliche Regeln aus dem alten
Anhang D wurden stark überarbeitet
und dann integriert.
]
Der neue Anhang D behandelt die bei
der Auswahl von Überspannungs-
Schutzgeräten zu berücksichtigenden
Faktoren, wie Einbauort, Art der Ein-
kopplung, Stromaufteilung, Wellen-
form und benachbarte Anlagen.
Außerdem wird eine Bewertung des
statistischen Bedrohungspegels für
Überspannungs-Schutzgeräte ange-
geben.
]
Für den Teil 4 wird nun deshalb zur
besseren Anwendbarkeit und für
zusätzliche Informationen ein Beiblatt
herausgegeben. Dieses Beiblatt 1 –
Zusätzliche Informationen zu DIN
EN 62305-4 – enthält die Inhalte,
die eigentlich im Anhang D der IEC
62305-4 vorgesehen waren, dort aber
nicht die erforderliche Abstimmungs-
mehrheit erhalten haben. Es handelt
sich um eine detaillierte Darstellung
von Modellen und von Simulations-
ergebnissen zur Abschätzung der
Blitzstromverteilung in Gebäuden und
in angeschlossenen Versorgungs-
leitungen.
]
Die Festlegungen für Berührungs-
und Schrittspannungen wurden neu
gefasst.
]
In Anhang D wurden umfangreiche
Änderungen und neue Aussagen für
ex-gefährdete bauliche Anlagen
aufgenommen.
Zur besseren Anwendbarkeit des Normen-
teils 3 und für zusätzliche Informationen
werden in Deutschland fünf Beiblätter
herausgegeben, die zum Großteil bereits
aktualisiert wurden (s. folgende Beiträge
in diesem Heft):
]
Beiblatt 1
– Zusätzliche
Informationen zu DIN EN 62305-3
]
Beiblatt 2
– Besondere bauliche
Anlagen
]
Beiblatt 3
– Ergänzende Hinweise
zur Prüfung und Wartung von Blitz-
schutzsystemen
]
Beiblatt 4
– Verwendung von Metall-
dächern in Blitzschutzsystemen
]
Beiblatt 5
– Blitz- und Überspan-
nungs-Schutz für PV-Stromversor-
gungssysteme.
5 IEC/DIN EN 62305-4
Systeme in baulichen
Anlagen
Die Änderungen in diesem Normenteil
fallen vergleichsweise gering aus. Er er-
laubt nun eine verbesserte Auswahl und
Installation eines koordinierten Systems
von Überspannungs-Schutzgeräten.
Spezielle Festlegungen zur Koordination
von Überspannungs-Schutzgeräten sind
zukünftig in den Normen-Reihen veran-
kert, die die Überspannungs-Schutz-
geräte und deren Prüfung beschreiben
(z. B. IEC 61643).
Es sei hier nochmals darauf hingewiesen,
dass alle Maßnahmen nach Teil 4 (koor-
diniertes System von Überspannungs-
Schutzgeräten, räumliche Schirmung,
Erdung und Potentialausgleich, Leitungs-
führung und -schirmung, isolierende
Schnittstellen) nun unter dem Begriff
Überspannungs-Schutzmaßnahmen (SPM)
zusammengefasst werden.
5.1 Abschätzung
der Blitzstromverteilung
Vorgesehen war in Teil 4 auch die detail-
lierte Darstellung von Modellen und von
Simulationsergebnissen zur Abschätzung
der Blitzstromverteilung in Gebäuden