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8 / 2013
KURS
FONDS & CO.
Aktien- und Rentenfonds, die sich durch überzeugende Per-
formance und die Einhaltung anerkannter Nachhaltigkeits-
kriterien wie den ‚Best-in-class‘-Ansatz oder eine spezifisch
ökologische Ausrichtung auszeichnen.
Der Fonds strebt ein ausgewogenes Verhältnis von Rendite
und Risiko an. Es gibt keine harten Ausschlusskriterien auf
Dachfondsebene.“ Per Ende Juni 2013 erzielte der Fonds
immerhin einen Wertzuwachs von 2,2 Prozent. Pivecka:
„Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus war der Dachfonds
zu etwa zwei Dritteln in Aktienfonds investiert. Die Markt-
konsolidierung im Juni belastete daher auch das Portfolio
– insbesondere, weil Rentenanlagen keinen Ausgleich boten.
Zuvor hatte der Fonds von seiner offensiven Ausrichtung
profitiert.“ Er rechnet in diesem Jahr weiterhin mit einer
volatilen Entwicklung an den Märkten.
Noch nicht offen und transparent genug
Vielen Marktexperten, Vermögensverwaltern und Spezialis-
ten für nachhaltige Investments sind die Angaben zahlreicher
Unternehmen sowie die Prüfkriterien der Fondsgesellschaf-
ten noch längst nicht offen und transparent genug. So will
Dexia Asset Management (Dexia AM) Unternehmen mit
anderen Investoren gemeinsam für SRI-Themen (SRI steht
für sustainable and responsible investments) sensibilisieren
und dazu bewegen, offener über die Herausforderungen
nachhaltiger Entwicklung zu berichten. Isabella Cabie, SRI-
Leiterin bei Dexia AM, sagt: „Als Investor berücksichtigt
Dexia AM insbesondere auch SRI-Kriterien. Denn Unter-
nehmen können nur dann stetig wachsen, wenn sie über
den Tellerrand blicken und soziale und ökologische Themen
sowie Corporate-Governance-Fragen ernst nehmen.Als ver-
antwortungsbewusster Asset Manager haben wir die Pflicht,
im besten Interesse unserer Kunden zu handeln, und dafür
müssen Unternehmen ihre Nachhaltigkeits-Standards offen
legen.“ Nach ihren Angaben will Dexia AM deshalb eine
transparente Berichterstattung vorantreiben.
Kritik an der Nachhaltigkeits-Berichterstattung zahlreicher
Unternehmen kommt auch von einer Forschungsgruppe der
Universität Hamburg unter Leitung von Prof.Alexander Bas-
sen. Er kritisiert, dass der Deutsche Nachhaltigkeitskodex
(DNK) bei Finanzdienstleistern nur unzureichend und zö-
gernd zur Anwendung bei der Unternehmensbewertung am
Kapitalmarkt kommt. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung
hatte den Kodex im Oktober 2011 beschlossen, aber bisher
haben den erst 43 Unternehmen unterzeichnet.
Horst Peter Wickel
Finanztransaktionssteuer
Paradoxe Steuer
DieMehrheit der Deutschen lehnt die Einführung einer Finanztrans-
aktionssteuer (FTT) ab, wenn sie auch Privatanleger zahlenmüssten.
Das ergab eine repräsentative Umfrage vonTNS Infratest imAuftrag
des deutschen Fondsverbands BVI.
Demnach sind 78 Prozent der bundesweit 1000 Befragten gegen
eine solche Steuer. Weniger als 19 Prozent akzeptieren sie, wenn sie
die Sparer träfe. Nur drei Prozent der Befragten hatten dazu keine
Meinung. „Sobald die Bevölkerung die Wirkung einer Finanztrans-
aktionssteuer versteht, lehnt eine breite Mehrheit diese Steuer ab“,
analysiert Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI.
Spontan hatten zunächst fast drei Viertel (73%) der Teilnehmer die
Frage„Sind Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen?“ bejaht. Le-
diglich ein Viertel lehnte sie ab. Auf die erweiterte Frage „Sind Sie
für eine Steuer auf Finanztransaktionen, wenn überwiegend die
Kleinanleger und Sparer die Kosten der Steuer tragen?“ kehrte sich
das Meinungsbild um.
Nur jeder fünfte Befragte verfolgt die Diskussion um die Finanz-
transaktionssteuer aufmerksam. 41 Prozent sagten, sie hätten zwar
schon von dem Thema gehört, kennen aber keine Details. Rund 36
Prozent gaben an, noch nie etwas von der Steuer gehört zu haben.
Richter: „Dieses Ergebnis zeigt, dass vielen Bürgern noch nicht be-
wusst ist, welche Folgen die Finanztransaktionssteuer für ihren eige-
nen Geldbeutel hat. Deshalb ist verständlich, dass eine Mehrheit in
einem ersten Reflex die Steuer zunächst begrüßt, in Kenntnis der
Folgen die Steuer aber mehrheitlich ablehnt. Die Bürger müssen da-
her über die Wirkung aufgeklärt werden.“
Gut zwei Billionen Euro verwalten Fondsgesellschaften direkt und
indirekt für rund 50 Millionen Menschen in Deutschland. Spezial-
fonds mit einem Volumen von über eine Billion Euro bündeln in
großemUmfang für die private und betriebliche Altersvorsorge be-
stimmte Gelder von Versorgungswerken und Versicherungen. Das
Vermögen der Publikumsfondsfonds von rund 700 Milliarden Euro
gehört über 20 Millionen Anlegern – vorwiegend Privatanlegern.
Alle Kosten der Wertpapiertransaktionen der Fonds werden direkt
aus dem Vermögen der Anleger entrichtet. Die Steuer trifft damit
die Fonds und die Fondsanleger direkt, so der BVI. Die Fondsgesell-
schaften sind nicht von der Steuer betroffen.
Bereits die täglichen Zu- und Abflüsse der Investmentfonds wür-
den laut BVI eine Besteuerung auslösen. Denn das zu- und abflie-
ßende Vermögen muss von den Fondsmanagern investiert bzw.
die erworbenen Vermögensgegenstände wieder verkauft werden.
Hiervon sind sowohl aktiv als auch passiv gemanagte Fonds be-
troffen. Bei den aktiv gemanagten Fonds lösen zusätzlich die Anla-
geentscheidungen des Portfoliomanagements eine Steuerzahlung
aus. Bei passiven Fonds entsteht eine zusätzliche Belastung bei
Indexveränderungen. Insbesondere für die Altersvorsorge wäre
diese Steuer aus Sicht des Fondsverbandes fatal. Wegen der häu-
fig erforderlichen Kapitalerhaltsgarantien muss in solchen Fonds
besonders oft umgeschichtet werden. Richter: „Es ist paradox, die
Altersvorsorge einerseits staatlich zu fördern und andererseits mit
der Finanztransaktionssteuer zusätzlich zu belasten.“
Nein
Ja
weiß nicht,
keine Angabe
Sind Sie für eine Steuer auf Finanztransaktionen, wenn überwiegend
die Kleinanleger und Sparer die Kosten der Steuer tragen?
78 %
19 %
3 %