KURS MAGAZIN 08/2013 - page 37

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8 / 2013
KURS
VERS I CHERUNGEN
KURS: Herr Kohtz, nachhaltige Investments erfreuen sich
wachsender Nachfrage. Was ist die Ursache?
Kohtz:
Die Nachfrage steigt, weil sich die Einstellung der
Kunden verändert hat. Lange waren Rendite, Risiko und
Liquidität die alleinigen Entscheidungsfaktoren. Inzwischen
ist bei manchen Kunden eine vierte Dimension hinzugekom-
men: die Nachhaltigkeit. Dahinter steht der Wunsch, mit
Investments mehr zu erreichen als finanzielle Ziele. Anleger
wollenWerte fördern, die ihnen am Herzen liegen. Das kön-
nen zum Beispiel Ökologie, Menschenrechte oder Korrupti-
onsbekämpfung sein – je nachdem, was der Einzelne unter
Nachhaltigkeit versteht. Eine allgemeingültige Definition des
Begriffs Nachhaltigkeit gibt es schließlich nicht.
KURS: Herr Stenger, mit Anteilen an Nachhaltigkeitsfonds
die Welt retten – kann das funktionieren?
Stenger:
Ein einzelner Verbraucher kann durch sein Kon-
sumverhalten nicht die ganze Welt verändern. Aber er kann
einen Beitrag leisten. Denn Unternehmen achten stärker auf
ökologische, ethische und soziale Faktoren, wenn Investo-
ren das einfordern. Diesen Zusammenhang hat das Analy-
sehaus Oekom-Research kürzlich in einer Studie unter 199
Unternehmen aus 30 Ländern und 34 Branchen ganz klar
nachgewiesen: 60 Prozent der befragten Firmen beschäftigen
sich mit Nachhaltigkeit, weil Investoren das verlangen. Und
immerhin ein Drittel bestätigt, dass Anfragen von Nachhal-
tigkeitsanalysten die Gesamtstrategie ihres Unternehmens
beeinflussen. Das zeigt: Die Investoren sitzen „am Hebel“.
Als Gruppe betrachtet haben sie durchaus die Möglichkeit,
die Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.
KURS:Was könnenVermittler tun, um amWachstumsmarkt
Nachhaltigkeit zu partizipieren?
Kohtz:
Auch hier gilt: Vermittler sollten die Bedürfnisse ihrer
Kunden in den Fokus stellen. Ich finde, dazu gehört auch
die Frage nach den persönlichen Wertvorstellungen. Aus
dem Vertrieb höre ich immer wieder, dass Nachhaltigkeit
vielen Menschen ein persönliches Anliegen ist – und zwar
quer durch alle Gesellschafts-, Einkommens- und Bildungs-
schichten.
Nachhaltige Anlageprodukte
bringen wenig Rendite, so ein gängiges Vorurteil. Das muss nicht stimmen, mei-
nen Sebastian Kohtz (links), Fondsmanager bei der zur Talanx-Gruppe gehörenden HDI Kapitalanlagegesell-
schaft Ampega und Martin Stenger (rechts) aus dem Produktmanagement Investment bei HDI Leben. Im Ge-
genteil: Neben Rendite und Sicherheit können Kunden mit nachhaltigen Investments noch weitere Anlageziele
erreichen, so Kohtz und Stenger im Gespräch mit KURS.
Wohlfühlinvestments bringen
auch Rendite
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