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KURS
8 / 2013
FONDS & CO.
Nachhaltig unübersichtlich
Private und institutionelle Investoren haben es zur Zeit nicht leicht, lukrative, sichere Anlagemöglichkeiten zu
finden. Zumindest die Nachfrage nach
„sauberen Fonds“
aus dem Sektoren erneuerbare Energien und Ethik
hält an.
N
ach Angaben des Fachverbands Forum Nachhaltige
Geldanlagen hatten Anleger Ende 2012 hierzulande
70 Milliarden Euro in „saubere“ Fonds investiert, das
entspricht einem Zuwachs von 16 Prozent gegenüber Ende
2011. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stieg das
Volumen nachhaltiger Geldanlagen auf 120,3 Milliarden
Euro. Unter den nachhaltigen Anlagestrategien ist in allen
drei Ländern die Berücksichtigung von Ausschlusskriterien
wie Waffen oder Kernkraft am beliebtesten. In Deutschland
und der Schweiz folgt im Ranking der Best-In-Class-Ansatz,
während in Österreich das Screening nach der Konformität
mit bestimmten internationalen Standards oder Normen
wie dem Global Compact oder den Kernarbeitsnormen der
International Labour Organisation Platz 2 belegt.
Andreas Hoepner vom Global Financial Institute (GFI)
kommt ein einer Studie zu dem Ergebnis, dass sich das Vo-
lumen von ESG-Anlagen in den vergangenen zehn Jahren
nahezu verzehnfacht hat. ESG – das steht für Environmen-
tal, Social und Governance, also für Umwelt-, Sozial- und
Unternehmensführungsaspekte. ESG-Kriterien beziehen sich
auf Punkte wie Klimawandel, Umweltverschmutzung, bio-
logische Vielfalt oder Wasserknappheit ebenso wie Arbeit-
nehmer-Beziehungen, soziales Engagement,Menschenrechte,
Minderheitenschutz oder das Meiden schädlicher Produkte
wie Tabak.
In punkto Corporate Governance werden z.B.Anlegerschutz
oder die Machtbeschränkung von Unternehmensführern
angesprochen. In seiner Studie konnte der Dozent an der
Universität St. Andrews in Schottland empirisch belegen,
dass verantwortlich ausgerichtete Investments in mehreren
Industrien höhere Ertragschancen aufweisen als Anlagen
ohne Berücksichtigung von ESG-Aspekten. Zudem stellte
er fest, dass diese Investments einem geringerenAnlagerisiko
unterliegen. Forschungen der Universitäten Maastricht und
Reading belegen, dass Unternehmen mit einem höheren ESG-
Rating im Durchschnitt höhere Kreditratings und geringere
Kapitalkosten aufweisen. Bei verantwortlich ausgerichteten
Portfolios misst Hoepner ein geringeres Downside-Risiko,
selbst wenn sie weniger stark diversifiziert seien.
Erst im November 2011 hatte das GFI seine Arbeit auf-
genommen, der neue Thinktank soll bei seiner Arbeit die
Perspektiven aus Wealth & Asset Management sowie aka-
demischer Welt zusammenführen. Dahinter steht der Asset
Management &Wealth Management-Geschäftsbereich der
Deutschen Bank und ihrer Tochtergesellschaften. Nicolas
Huber, Head of ESG Initiatives bei der DWS, sagt: „Die DWS
ist überzeugt, dass nur verantwortlich handelnde Unterneh-
men langfristig erfolgreich sein werden. Seit der Ratifizie-
rung der UNPRI in 2008 werden verstärkt ESG Standards
in die Investmentprozesse mit eingebunden. Unser Fokus
liegt auf dem Engagement, das heißt, die DWS spricht mit
Unternehmen, die nach unserer Analyse gegen allgemein üb-
liche Umwelt-, Sozial- und Corporate Governance Standards
verstoßen, mit dem Ziel, sie zu einer verantwortlicheren Ge-
schäftspolitik zu bewegen.“
Produktfamilie weiter ausbauen
Reine ESG-Fonds für den Retailvertrieb sind erst vor kurzem
bei der DWS eingeführt worden, so z. B. der DWS Invest II
ESG Equity Europe Fonds und der DWS ESG Global-Gov
Bund Fund. Huber meint: „Diese beiden Fonds bilden den
Start für eine neue Produktfamilie, die wir weiter ausbau-
en möchten.“ Während der global anlegende Fonds nur in
Länder mit erstklassigen ESG-Ratings und starker finanzi-
eller Solidität investiert, verfolgen die DWS-Experten beim
Europa-Fonds einen Best-In-Class- Ansatz.
Auch die Global Sustainability-Experten von Allianz Global
Investors setzen bei ihren Investmententscheidungen auf den
Best-In-Class-Stil. „The Allianz Global Sustainability Fund is
a long-only, bottom-up, diversified global equity fund, inves-
ting in stocks that are best in class – on both ESGmetrics and
financial metrics“, erklärt Produktspezialist Adam Johnson.
So setzte Paul Schofield, Fondsmanager des Allianz Global
Sustainability, Anfang 2013 insbesondere auf Finanzwerte
wie American Express, SEB und Wells Fargo, auf Öl- und
Gaswerte sowie Consumer Goods, vor allem in den USA.
Mit ihrem Dachfonds FT Navigator Sustainability verfol-
gen die Anlagespezialisten von Frankfurt Trust eine ähnli-
che Strategie. FT-Sprecher Alexander Pivecka erklärt: „Der
FT Navigator Sustainability investiert in eine Auswahl von
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