

27
Wenn die Emotion benannt ist, muss der Arzt entscheiden, ob er sie tatsächlich auch verstehen
kann. Wenn ja, ist
Understanding
eine ausgesprochen wohltuende Intervention, in der sich die
Wertschätzung für einen Patienten und sein Erleben prototypisch äußert.
Gerade wenn Patienten von schwierigen Lebenssituationen berichten, ergibt sich immer wieder
die Möglichkeit, ihre Bemühungen, mit einer Belastung fertig zu werden, positiv zu konnotie-
ren. Eine typische Sequenz für das Zeigen von Respekt gegenüber Patienten
(Respecting)
ist im
nächsten Abschnitt wiedergegeben.
Eine Patientin hat ihren Mann vor einem halben Jahr verloren und ist traurig, sie weint, als sie
von diesem Verlust erzählt. Sie berichtet dann, dass sie vor zwei Wochen in der Volkshochschule
einen Sprachkurs begonnen hat, weil siemit ihrer Freundin in einemhalben Jahr nach Andalusien
fahren möchte zum Sightseeing. Sie schließt diesen Absatz mit der Bemerkung:
Patientin.:
«… mal schauen, ob ich das Spanisch aus dem Kurs dann auch gebrauchen kann.»
Arzt.:
«Das ist sicher eine schwierige Zeit für Sie
[Benennen der Emotion].
Aber ich finde es
toll, dass Sie wieder etwas unternehmen und noch eine neue Sprache lernen.»
Das
Supporting
, also das Anbieten von Unterstützung, ist nicht unbedingt eine eigentliche Kom-
munikationstechnik, es beschreibt aber das an sich naheliegende Bedürfnis, einemMenschen in
Not zu helfen, und wird dann professionell, wenn diese Hilfe zunächst in Form eines Angebotes
erwähnt und nicht bereits in die Tat umgesetzt wird.
Der letzte Punkt betrifft das Klären nicht eindeutiger oder fehlender Gefühle:
Exploring
. Dieses
Verhaltenwird besonders dann empfohlen, wenn der Arzt keine Idee hat, inwelcher emotionalen
Verfassung sein Gegenüber im Moment ist. Er spürt, dass etwas im Raum steht, hat aber zu we-
nig Informationen beziehungsweise spürt selbst zu wenig intensiv ein eigenes Erleben, um mit
einem Naming/Spiegeln fortzufahren.
2.4. Vermitteln von Informationen
Ziel der Informationsvermittlung ist der informierte Patient, der in der Lage ist, eine korrekte
Einschätzung abzugeben zu Diagnose, Art, Durchführung, Ziel, Nutzen und Risiken einer Inter-
vention. Zudem muss der Patient informiert sein über Art, Risiken und Nutzen von Alternativen
sowie über die Option, nichts zu tun.
Gesprächstechniken
Ärztekammer
Nordrhein