

28
Ärzte unterschätzen meist die Schwierigkeit, Informationen an eine Person zu übermitteln, die
nur über vage medizinische Kenntnisse verfügt. Selbst Grundkenntnisse über die Funktion einer
Lunge (bringt Sauerstoff ins Blut) oder des Herzens (pumpt das Blut im Kreislauf herum) sind
nicht immer vorhanden.
Daher ist es sinnvoll, während der Vermittlung immer wieder zu überprüfen, wie ein Patient mit
Informationen umgeht, ob er sie in vorbestehende Konzepte einbetten kann oder nicht. Je besser
es gelingt, mit den neuen Informationen an vorhandenes Wissen anzuknüpfen, desto größer ist
dieWahrscheinlichkeit, dass Neues verstanden und behalten wird. Auch bei Patientenmit einem
gewissen Vorwissen (z.B. Patienten mit länger bestehendem Diabetes) lohnt es sich, zunächst
herauszufinden, was sie bereits wissen, um die neue Information passgenau in das vertraute
Weltbild einzufügen.
Informationen erzeugen beim Empfänger häufig Fragen, zum Beispiel zur Bedeutung für die
eigene Situation, zu den Konsequenzen im Langzeitverlauf oder zu den Risiken und zum Nutzen
einer Intervention. Diese Fragen steuern im Idealfall, wie viele Informationen in welcher De-
tailgenauigkeit ein Patient benötigt. Um herauszufinden, welche Fragen ein Patient konkret hat,
muss er die Möglichkeit erhalten, Informationen erst einmal zu verdauen. Daher kommt die Emp-
fehlung, nach zwei bis drei Informationen Pausen einzustreuen und abzuwarten, ob sich Fragen
ergeben oder nicht.
Es empfiehlt sich, den Prozess der Informationsvermittlung zu strukturieren: Genau so, wie ein
Buch seinen Inhalt in bestimmten Abschnitten präsentiert (Titel, Inhaltsverzeichnis, Kapitel-
überschriften, Text, Anhang), sollte Information auch bei mündlicher Übermittlung gegliedert
werden.
Beispiel: «Ich möchte mit Ihnen über den Eingriff morgen sprechen, die Spiegelung
der Brusthöhle.» Pause. «Dabei würde ich gerne folgende Punkte besprechen:
1. Warum wir diesen Eingriff machen wollen.
2. Wie genau er ablaufen wird.
3. Was die Risiken des Eingriffs sind.
4. Wie es danach weitergehen wird.»
Pause.
Wenn der Patient mit diesem Vorgehen einverstanden ist, geht es zurück zur ersten
Kapitelüberschrift:
«Also, zum ersten Punkt: Warum wir diesen Eingriff machen wollen.»
Dann folgt die detaillierte Information.
Gesprächstechniken
Ärztekammer
Nordrhein