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ie Saison 2001/2002
war zwar erst sechs
Spieltage alt, doch an
der Elbe herrschte
bereits gehörige Unruhe. Nur
ein Sieg bei drei Niederlagen, Ta-
bellenplatz zwölf – viel zu wenig
für die Ansprüche des Hambur-
ger SV. Trainer Frank Pagelsdorf
musste noch vor dem Nordderby
seinen Hut nehmen. Und auch
an der Weser gewann der Pegel
der Beunruhigung allmählich
an Höhe. Im Jahr eins nach dem
Abgang von Claudio Pizarro
belegte der mit dem HSV punkt-
gleiche SV Werder aufgrund des
schlechteren Torverhältnisses
nur Rang 14. Es lief einfach nicht
bei den Nordclubs.
Der Klassiker
wurde also zum
‚Krisengipfel‘ – in dem die Grün-
Weißen das deutlich bessere
Ende für sich haben sollten.
Werder-Torwart Frank Rost pa-
rierte in der Anfangsphase einen
Schuss von Marcel Ketelaer. Ail-
ton schoss den SV Werder nach
einer knappen Viertelstunde in
Führung. Für richtig bedröppelte
Mienen beim HSV sorgte aller-
dings erst Marco Bode, der noch
vor der Pause per 25-Meter-
Freistoß auf 2:0 erhöhte.
Der SVW
nutzte seinen Vor-
sprung in der Folge clever aus,
ließ die Hamburger das Spiel
machen und lauerte auf Konter.
Zudem bewies Trainer Thomas
Schaaf ein ‚goldenes‘ Händchen:
Die eingewechselten Fabian
Ernst (84. Minute) und Paul Stal-
teri (86.) schraubten das Ender-
gebnis in den Schlussminuten in
die Höhe. ‚Debakel, Demontage,
Depression‘, titelte die ‚Ham-
burger Morgenpost‘. Angreifer
Sergej Barbarez sprach gar von
der „schlimmsten Niederlage
meines Lebens“. Anders die Lage
in Bremen: Für den SV Werder
schien der Derbysieg eine Initi-
alzündung gewesen zu sein. Bis
zum Jahresende gewann die
Mannschaft neun von elf Spielen.
Nicht nur deshalb
blieb der
4:0-Erfolg beim Nordrivalen
in bleibender Erinnerung. Das
erste Bremer Highlight gab es
nämlich bereits vor dem Anpfiff
zu bestaunen. ‚Ihr seid das Tor
zur Welt‘, prangte auf einem
riesigen Banner im Werder-Fan-
Block. Und weiter: ‚Aber wir
haben den Schlüssel‘. Ein krea-
tiver Geniestreich, an den sich
Werder-Anhänger noch heute bei
jedem Derby gerne erinnern.
Klarer Sieg im
‚Schlüsselspiel‘
MARCO BODE:
„Für mich war es das letzte Spiel
in Hamburg, im Sommer 2002
habe ich meine Karriere beendet.
Nach unserem ‚verdaddelten‘
Saisonstart konnten wir beim
HSV endlich wieder gewinnen –
diesen Schwung haben wir dann
mitgenommen. Es lief an diesem
Tag einfach gut bei uns, auch
bei mir persönlich. Ich erinnere
mich noch, dass ich meinem
Freund Paul Stalteri das 4:0
aufgelegt habe. Tore von Paul
hatten bekanntlich absoluten
Seltenheitswert, deshalb haben
wir uns ganz besonders gefreut.“
Saison 2001/2002, Bundesliga, 7. Spieltag · Hamburger SV – SV Werder Bremen 0:4 (0:2)
· 0:1 Ailton (13.), 0:2 Bode (34.),
0:3 Ernst (84.), 0:4 Stalteri (86.)
Fotos: Getty Images/Bongarts
Historische Tore
Marco Bode erlebte im Jahr 2001 sein
letztes Nordderby in Hamburg und gehörte dabei zu den
Torschützen. Besondere Freude bei den Grün-Weißen lö-
ste jedoch der Treffer von Paul Stalteri (Foto li., li.) aus.
22. Sep.
2001
20 WERDER MAGAZIN 318