trinken. So sind Freundschaften entstan-
den…
Zum Beispiel zu Uwe Seeler…
LORENZ:
Wir sind vor allem durch die ge-
meinsame Zeit bei der Nationalmannschaft
‚dicke‘ Freunde geworden. Auch unsere Fa-
milien haben sich kennengelernt und gut
verstanden. Wir waren später viele Jahre
gemeinsam für Adidas erfolgreich im Außen-
dienst tätig, haben Repräsentationsaufgaben
übernommen, Kunden betreut.
Gearbeitet wurde aber auch schon während
der Zeit als Spieler…
LORENZ:
Wir hatten alle einen Job. Aller-
dings hat sich das nach drei Jahren Bundes-
liga verändert, als auch morgens und nach-
mittags trainiert wurde. Ich kann mich aber
an ‚Pico‘ Schütz erinnern. Er ist in Bremen-
Walle groß geworden, hat dann im Hafen
gearbeitet. Morgens wurde er fürs Training
freigestellt, mittags hat er gearbeitet, war
dann am Nachmittag wieder beim Training.
Und was hat er gemacht? Sich reingehauen
natürlich, er hatte nie eine Verletzung, hat
sich manchmal nicht mal massieren lassen.
Ist ein Job parallel zum Fußball heute noch
vorstellbar?
PETERSEN:
(lacht)
Ein klares Nein. Es ist
sicher so, dass wir als Fußball-Profis mehr
Freizeit haben als andere. Aber der gesamte
Trainingsplan und auch der Tagesablauf wer-
den so gesteuert, dass wir fit fürs Spiel am
Wochenende sind. Alle Konzentration ist da-
rauf ausgerichtet, das Spiel zu gewinnen. Al-
lerdings kenne ich durchaus Fußballer in tie-
feren Ligen, die täglich trainieren und dazu
auch noch arbeiten. Davor ziehe ich den Hut.
Max, hättest du lieber heute Fußball gespielt?
LORENZ:
Wir hatten damals eine tolle Zeit,
konnten schon ein bisschen Geld verdienen
mit dem Sport. Es wurde übrigens mal das
Gehalt unserer WM-Mannschaft von 1966
(Max Lorenz gehörte zum Aufgebot des
DFB-Teams, Anm. d. Red.)
auf das Jahr 2006
hochgerechnet. Da lag ich bei 3,2 Millionen
Euro
(lacht)
. Davon haben wir früher nur
geträumt, diese Entwicklung der Gehälter
war nicht abzusehen. Aber ich gönne es der
heutigen Generation. Denn uns ging es auch
nicht schlecht, daher bin ich zufrieden. Wir
waren Pokalsieger, deutscher Meister. Dafür
bin ich sehr dankbar. Ich habe durch den
Sport die Welt kennengelernt.
Nils, hättest du gerne früher gespielt?
PETERSEN:
Damals ging es nur um Fußball,
es gab noch nicht diesen großen Medien-
rummel, den Kommerz, der heute hinter
der Bundesliga steckt. Deshalb war es sicher
eine spannende Zeit. Aber mir fehlt der tie-
fere Einblick, um genau beurteilen zu kön-
nen, wie es früher war. Die Geschichten von
Max zu hören, ist unglaublich interessant.
Und natürlich bin ich etwas neidisch, wenn
er von seinen Titeln und den erfolgreichen
Zeiten erzählt.
Max, war es für dich etwas Besonderes, in dei-
ner Geburtsstadt den Sprung in die Bundesli-
ga zu schaffen?
LORENZ:
Ich hatte mit 18, 19 Jahren, als
ich noch beim SV Hemelingen spielte, auch
andere Angebote. Aber bei Werder passte
alles. Ich musste nicht umziehen. Damals
war man erst mit 21 Jahren volljährig, des-
halb musste mein Vater bei meinem ersten
Werder-Vertrag noch mit unterschreiben.
PETERSEN:
Heute sind die Spieler sehr jung,
wenn sie in die Bundesliga kommen. Wurde
man damals auch schon mit 17, 18 Jahren ins
kalte Wasser geworfen?
LORENZ:
Ach was, da wurde man mit 18
erst mal offiziell Herren-Spieler. Und wenn
man gut war, hat man vielleicht mit 19
schon einen Vertrag bei einem großen Ver-
ein bekommen.
PETERSEN:
Heute müssen junge Spieler so-
fort funktionieren, oft schon eine riesige Ver-
antwortung tragen. Ich bin gespannt, ob die-
se Spieler es auch schaffen, bis 34 oder 35 zu
spielen. Oder ob ihr Körper vorher streikt….
s
Fußball damals und heute
Max Lorenz (re.) und Nils
Petersen fachsimpelten
über die aktuelle Situa-
tion des SV Werder, ihre
Nordderby-Erfahrungen,
Vereinstreue, Fan-Rivalität
und vieles mehr.
WERDER MAGAZIN 318 29
INTERVIEW