WERDER MAGAZIN Nr. 318 - page 23

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as Halbfinale im DFB-
Pokal war der Beginn
der legendären Derby-
Wochen zwischen
Werder und dem HSV, dem in
den 18 Tagen danach drei wei-
tere emotionale Duelle folgen
sollten. Und es war die Partie,
mit der Werder-Torhüter Tim
Wiese endgültig Kultstatus in
Bremen erreichte. Eingeleitet
und angeheizt hatte der Keeper
den Kampf um den Einzug ins
Finale in Berlin wie gewohnt mit
selbstbewussten Aussagen. Die
Folge: „Durch meine Sprüche
vor dem Spiel musste ich Be-
sonderes leisten“, erinnert sich
Wiese. „Aber ich hatte schon
vorher das Gefühl, dass es mein
Tag wird. Ich war sehr ruhig
und sicher. Dieser Sieg war eine
Genugtuung.“
Erst die Werder-Führung
durch
Per Mertesacker in Halbzeit eins,
dann der Ausgleich durch Ivica
Olic im zweiten Durchgang und
anschließend eine torlose Ver-
längerung – die Chronologie der
ersten 120 Minuten ist schnell
erzählt. Doch was dann folgte,
war an Dramatik kaum zu über-
bieten. Wiese hatte sich für das
entscheidende Elfmeterschießen
bereits in die richtige Stimmung
gebracht, indem er kurz vor
Ende der Verlängerung in höchs-
ter Not gegen HSV-Angreifer
Jonathan Pitroipa geklärt hatte.
Trotzdem musste er
den ersten
Elfmeter von Joris Mathijsen
noch passieren lassen. Für
Werder trat Claudio Pizarro
an: linker Innenpfosten, drin,
der Ausgleich. Dann der Wiese-
Wahnsinn: Der Keeper hielt
gegen Jérôme Boateng. Mesut
Özil ließ HSV-Torhüter Frank
Rost mit seinem Elfmeterschuss
keine Chance. Dann blieb Wiese
Sieger gegen Olic. Und Torsten
Frings trat an: Lattenunterkante,
Torlinie, Lattenunterkante – rein.
Nun musste Marcell Jansen für
den HSV treffen. Doch Wiese
‚vernagelte‘ erneut sein Tor und
hielt. Die Entscheidung!
Und jetzt?
Wer dachte, mit dieser
Energieleistung hätte sich Wer-
ders ‚Held von Hamburg‘ ausge-
powert, der sah sich getäuscht.
Die ungewöhnliche Leistung
verlieh Wiese Kraft für einen au-
ßergewöhnlichen Jubellauf über
das gesamte Spielfeld, der erst
vor der Kurve mit den mitgereis-
ten Werder-Fans endete. „Das
war einer der größten Momente
meiner Karriere“, so Wiese. „Da
konnte ich ja schlecht vor dem
HSV-Fan-Block jubeln. Also habe
ich Gas gegeben und bin zu un-
seren Fans gerannt.“
Der ‚Held
von Hamburg‘
EINE BESONDERE
BEZIEHUNG
Insgesamt 14 Nordderbys gegen
den HSV bestritt Tim Wiese
wettbewerbsübergreifend im
Werder-Trikot. Seine Bilanz: acht
Siege, zwei Remis, vier Nieder-
lagen. Besonders die Auftritte
in Hamburg stachelten den
Keeper stets besonders an – von
acht Auswärtsspielen mit den
Grün-Weißen gewann er dort
fünf. Der 2:1-Erfolg an der Elbe
am 13.05.2006 (siehe Seite 22)
war sein erstes Nordderby. Am
18.02.2012 krönte er sein letztes
Derby gegen den HSV mit einem
langen Abschlag, der die Vorlage
zum 3:1-Siegtreffer durch Marko
Arnautovic wurde.
Matchwinner
Per Mertesacker (kleines
Foto, 2. v. li.) traf für den SV Werder zum
1:0. Tim Wiese hielt drei Elfmeter und
war beim Jubeln kaum einzufangen.
Fotos: picture-alliance, nordphoto, Getty Images
WERDER MAGAZIN 318 23
UNVERGESSENE NORDDERBYS
Saison 2008/2009, DFB-Pokal, Halbfinale · Hamburger SV – SV Werder Bremen 2:4 n. E. (1:1, 1:1, 0:1)
· 0:1 Mertesacker
(11.), 1:1 Olic (67.) – Elfmeterschießen: 2:1 Mathijsen, 2:2 Pizarro, Wiese hält gegen Boateng, 2:3 Özil, Wiese hält gegen Olic,
2:4 Frings, Wiese hält gegen Jansen
22. April
2009
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