S
howdown der Saison
2005/2006! Der FC
Bayern München hatte
am 33. Spieltag den
Titelgewinn perfekt gemacht.
Der HSV und Werder kämpften
im direkten Duell nicht nur um
die Vorherrschaft im Norden,
sondern auch um die Vize-Meis-
terschaft und damit um die Teil-
nahme an der UEFA Champions
League. Die Hamburger durften
zu Hause ran und gingen mit
einem Zähler Vorsprung in die
Begegnung. Ihnen reichte also
ein Remis, um den SV Werder
auf Distanz zu halten. Doch es
kam anders, und ein Werder-Idol
wurde dabei zum tragischen
Helden: Ailton. Der Brasilianer
hatte nach seinem Abschied vom
SV Werder im Jahr 2004 eine
Spielzeit beim FC Schalke 04
verbracht, dann ein halbes Jahr
bei Besiktas Istanbul gespielt
und war Anfang 2006 zum HSV
gekommen. Nun ging es gegen
seine früheren Kollegen, und das
setzte dem Torjäger sichtlich zu.
Nach dem Treffer
zum 1:1 durch
Hamburgs Sergej Barbarez nach
einer knappen Stunde war alles
angerichtet für eine hoch emo-
tionale Schlussphase. Und nach
70 Minuten standen die Grün-
Weißen tatsächlich kurz vor dem
K. O. Barbarez hatte mustergültig
Ailton in Szene gesetzt, doch der
brachte das Kunststück fertig, den
Ball aus acht Metern Entfernung
knapp links am leeren Tor vorbei-
zuschießen. Ein Schock für den
HSV, den Miroslav Klose zwei
Minuten später zum 2:1-Füh-
rungstreffer nutzte – am Ende (da
Tim Borowski in der 83. Minute
mit einem Strafstoß scheiterte)
gleichzeitig der Siegtreffer des SV
Werder, dem als Tabellenzweiter
die direkte Qualifikation für die
europäische ‚Königsklasse‘ gelang.
Der HSV
schaffte immerhin die
beste Bundesliga-Platzierung seit
Jahren und erreichte die Qualifi-
kationsspiele für die Champions
League – und es gab einige
Protagonisten in der Mannschaft,
die das Zeug hatten, zum HSV-
Spieler der Saison gekürt zu
werden. Der Club ließ auf seiner
Internetseite die Fans darüber
abstimmen – und schnell wurde
klar: Das Rennen macht… Ailton.
Sowohl Werder-Fans als auch
Anhänger des FC St. Pauli hatten
dazu aufgerufen, den ehemaligen
Bundesliga-Torschützenkönig
zu wählen. Der Hamburger SV
nahm die Abstimmung darauf-
hin aus dem Netz…
Einmal Werderaner,
immer Werderaner
TIM
BOROWSKI:
„Ganz ehrlich: Wir wussten
vorher, dass wir dieses Spiel
gewinnen würden. Wir hatten
einen guten Lauf, jede Menge
Selbstvertrauen. Gegen Ailton
zu spielen, war dabei immer
noch merkwürdig – auch wenn
er vorher schon mal im Schalke-
Trikot gegen uns aufgelaufen
war. Ich bin ganz sicher, dass
unter seinem HSV-Dress auch
an diesem Nachmittag ein ganz
großes Werder-Herz schlug.
Dass es mir nicht gelungen ist,
mit dem Elfmeter für das endgül-
tig entscheidende 3:1 zu sorgen,
war bitter. Aber es sprach für die
mentale Stärke unseres Teams,
dass wir auch das weggesteckt
und keinen Gegentreffer mehr
zugelassen haben. Nach dem
Abpfiff herrschte bei allen ein-
fach Freude pur.“
Freud und Leid
Ailton (im Duell gegen Naldo)
blieb bei seinem halbjährigen Gastspiel im
HSV-Trikot glücklos. Der SV Werder (hier Tim
Borowski und Patrick Owomoyela, Foto li.)
hingegen bejubelte den direkten Einzug in
die Champions League.
22 WERDER MAGAZIN 318
Saison 2005/2006 · Bundesliga, 34. Spieltag · Hamburger SV – SV Werder Bremen 1:2 (0:1)
0:1 Klasnic (27.), 1:1 Barbarez (59.), 1:2 Klose (72.)
13. Mai
2006