WERDER MAGAZIN Nr. 318 - page 28

WERDER MAGAZIN:
Max und Nils, ihr seid…
MAX LORENZ:
Bevor wir beginnen, möchte
ich erst mal sagen: Vielen Dank für die Ein-
ladung. Ich bin sehr gerne gekommen. Denn
wenn ich als ‚alter Sack‘ mit 75 Jahren mit
einem solch tollen jungen Fußballer ein In-
terview machen kann, dann macht das Spaß.
NILS PETERSEN:
Ganz meinerseits, Max,
ich habe mich auch sehr darauf gefreut und
bin gespannt auf die Geschichten von früher.
Sprechen wir also über das Nordderby…
LORENZ:
Da kribbelt es jedes Mal – es ist
ein ganz besonderes Spiel. Lauf mal hier
durch die Stadt… Es gab zuletzt keinen Tag,
an dem ich nicht angesprochen wurde, ob
ich ins Stadion gehe. Natürlich mache ich
das. Alle Bremer sind heiß, die Begeisterung
für diesen Klassiker ist groß. Und es geht um
viel in diesem Spiel.
PETERSEN:
Beide Mannschaften brauchen
dringend die Punkte. Wir würden gut daran
tun, einen ‚Dreier‘ einzufahren. Trotz der
schwierigen Situation freuen wir uns auch
auf dieses Spiel. Schließlich haben wir gute
Erinnerungen an die zurückliegenden Nord-
derbys, sowohl an das Hinspiel als auch an
das Heimspiel der vergangenen Saison.
Nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für
dich persönlich sind diese beiden Derbys mit
besonderen Erlebnissen verbunden, zum Bei-
spiel der 2:0-Erfolg am zweiten Spieltag der
vergangenen Saison…
PETERSEN:
Es war mein erstes Heimspiel
für Werder im Weser-Stadion – und dann
gleich das Nordderby. Erst habe ich einen
Elfmeter rausgeholt
(Aaron Hunt verwandel-
te zum 1:0, Anm. d. Red.)
, danach das 2:0
selbst geschossen, direkt vor den Fans in der
Ostkurve, besser geht es nicht.
Vielleicht doch? Etwa im Hinspiel dieser
Saison?
PETERSEN:
(lacht)
Da habe ich gleich zwei
Mal getroffen… Es war eines unserer bes-
ten Spiele in dieser Saison. Wir haben we-
nige Torchancen des Gegners zugelassen,
obwohl wir in keiner leichten Situation wa-
ren. Aber wir haben damals ruhig und kon-
zentriert weiter gearbeitet, dann gegen den
HSV schon in der ersten Halbzeit getroffen
und sehr clever gespielt. Leider ist uns das
in dieser Saison nicht immer gelungen.
Auch im ersten Nordderby nach Gründung der
Bundesliga gab es 1963 einen Werder-Sieg…
LORENZ:
Und für mich war es eine Ehre, da-
mals dabei zu sein. Ich war übrigens Stamm-
spieler, Nils…
PETERSEN:
Ich weiß, du hast insgesamt 250
Spiele für Werder gemacht – sehr beeindru-
ckend!
LORENZ:
Am Anfang war das noch in der
Oberliga Nord. Als ich da zum ersten Mal
gegen den HSV spielen durfte, habe ich – ob
ihr es glaubt oder nicht – Uwe Seeler als
Kofferträger kennengelernt. Der HSV park-
te an der Westseite des Weser-Stadion. Und
Uwe Seeler und Klaus Stürmer – ebenfalls
ein Riesen-Fußballer – stiegen aus. Da habe
ich eine Gänsehaut bekommen. Schließlich
war Uwe schon damals ein ganz Großer, und
ich kannte ihn vorher nur aus dem Fernse-
hen. Eine Stunde später haben wir dann auf
einmal gegeneinander gespielt. Das war für
mich ein besonderes Erlebnis – auch weil
dieser großartige Fußballer sich nicht zu
schade war, den Koffer mit der Mannschafts-
bekleidung zu tragen. Es war einfach eine
andere Zeit. Wenn ihr heute in die Kabine
kommt, liegt schon alles bereit.
PETERSEN:
Das ist – verglichen mit damals
– sehr komfortabel…
LORENZ:
Ich beneide euch darum und gön-
ne euch die Möglichkeiten, die man heute
als Profi-Fußballer hat. Einen schöneren Be-
ruf gibt es nicht.
Wie groß war die Rivalität zwischen Werder
und dem HSV in den 60er Jahren?
LORENZ:
Wir haben uns gefetzt, es ging
hart zur Sache auf dem Spielfeld. Aber hin-
terher hatten wir immer Zeit, noch gemein-
sam einen Kaffee oder auch mal ein Bier zu
s
28 WERDER MAGAZIN 318
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...88
Powered by FlippingBook