Elektro Praktiker - Sonderheft Blitz- und Überspannungsschutz - page 61

– Sonderheft
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BLITZ- UND ÜBERSPANNUNGS-SCHUTZGERÄTE
(Mittelschutz) vom gleichen Hersteller so
gut sein, dass die Entkopplung (z.B. durch
Entkopplungsdrosseln oder hinreichend
lange Leitung) zwischen den Geräten ent-
fallen kann. Ob das zutrifft, hängt auch
von der Ausführung der Steuerung und
damit vom Typ des Blitzstromableiters ab.
Blitzstromableiter mit niedrigem Schutz-
pegel können in Anlagen von kleiner
räumlicher Ausdehnung eventuell die
Aufgabe von ÜSE Typ 2 mit erfüllen. An-
dererseits besteht eventuell die Möglich-
keit, zwei solche Blitzstromableiter bei
Anordnung mit großem Abstand hinter-
einander zu schalten. Vor diesbezüglichen
Entscheidungen sollte man sich vom Her-
steller beraten lassen. Weiteres zum
Schutzpegel kann dem Abschnitt 6.2 von
[5] entnommen werden.
4.5 Folgestromlöschvermögen
In den Blitzstromableitern zündet die
Stoßspannung einen Lichtbogen, wodurch
sie vom isolierenden in den niederoh-
migen Zustand überführt werden. Darauf
beruht ihre Wirkung als Überspannungs-
Schutzgerät. Nach Wegfall der Stoßspan-
nung fließt ein von der Netzwechselspan-
nung getriebener Folgestrom über die
Lichtbögen und die vorgeordneten Teile
der Anlage. Wegen des kleinen Wider-
stands der Lichtbögen wirkt der Folge-
strom wie ein Kurzschlussstrom.
Der Blitzstromableiter muss im Stande
sein, spätestens in einer Halbwelle des
Wechselstroms durch Löschen des Licht-
bogens den Folgestrom zu unterbrechen
und somit den isolierenden Zustand wie-
der herzustellen. Damit das gewährleistet
ist, muss sein Folgestromlöschvermögen
(Effektivwert)
I
f
mindestens so groß wie
der Effektivwert des prospektiven (unbe-
einflussten) Kurzschlussstroms
I
K
an der
Einbaustelle sein. Die in den Tafeln
™
und
›
enthaltenen folgestrombegrenzenden
Geräte haben ein so gutes Folgestrom-
löschverhalten, dass sie die Halbwelle nur
zum geringen Teil in Anspruch nehmen.
Weiteres zum Folgestromlöschverhalten
der Blitzstromableiter steht im Abschnitt
5.4.
Der N-PE-Blitzstromableiter wird von kei-
nem erheblichen Folgestrom durchflos-
sen. Darum muss er nur ein Folgestrom-
löschvermögen (Effektivwert)
I
f
von 0,1 kA
aufweisen ([3], Abschn. 534.2.3.5; [5],
Abschn. 6.7.).
4.6 Sicherungsbemessungsstrom
Der maximale Sicherungsbemessungs-
strom des Blitzstromableiters darf nicht
vom Bemessungsstrom der Vorsicherung
überschritten werden ([3], Abschn.
534.2.4). Diese Forderung darf aber nicht
dazu führen, dass der Bemessungsstrom
der Vorsicherung in Abhängigkeit von
den Blitzstromableitern begrenzt wird.
Vielmehr müssen umgekehrt die Blitz-
stromableiter in Abhängigkeit vom Be-
messungsstrom der Vorsicherung aus-
gewählt werden. Als Vorsicherung muss
gemäß Bild
™
die Hausanschlusssiche-
rung HAS dienen ([5], Abschn. 5.7.2).
4.7 Anschlussleiterquerschnitt
Blitzstromableiter können keine Überlast
verursachen, weil sie keine Verbrauchsge-
räte sind. Stichleitungen für ihren An-
schluss wie im Bild
™
brauchen darum
nur für den Kurzschlussschutz bemessen
zu werden. Wenn ihr Leiterquerschnitt
dennoch den in den Tafeln
™
bis
›
an-
gegebenen Anschlussleiterquerschnitt der
Blitzstromableiter überschreitet, muss er
vor diesen reduziert werden.
Beim V-Anschluss, z. B. nach den Bildern
š
bis
œ
, wird die Hauptleitung durchge-
schleift. Sie führt den Betriebsstrom, muss
deswegen durch die Hausanschlusssiche-
rung auch vor Überlast geschützt sein
und entsprechenden Leiterquerschnitt
haben. Wenn dieser den max. Anschluss-
leiterquerschnitt der Blitzstromableiter
überschreitet, kann der V-Anschluss nicht
erfolgen. Beim Aufrasten auf Sammel-
schienen besteht dieses Problem nicht.
4.8 Zustandsanzeige
Die Zustandanzeige darf nicht dauernd
Energie aus der Hauptleitung entnehmen
([10], Abschn. 3.5). Sie wird darum vor-
wiegend mechanisch ausgeführt, und
Meldelampen leuchten nur bei Tasterbe-
tätigung. Manche Typen sind mit einem
potentialfreien Wechsler für Fernanzeige
ausgestattet. Angaben über die Zu-
standsanzeige sind als Fußnoten jeweils in
der 1. Spalte der Tafeln
™
bis
›
enthalten.
5 Erwärmung
der Vorsicherung
5.1 Ursachen und Auswirkung
Der die Vorsicherung durchfließende
Strom bewirkt die spezifische Energie
W
/
R
= ∫
i
2
dt =
P
, gemessen in kJ/Ω =
kA
2
s. Diese führt zur Temperaturerhö-
hung und beim Überschreiten einer be-
stimmten Größe zur Abschaltung. Bei
einem Blitzeinschlag wirkt zunächst die
spezifische Energie
P
ZZ
durch den Zweig-
Stoßstrom
I
ZZ
(siehe Bild
™
) und anschlie-
ßend die spezifische Energie
P
F
durch den
Folgestrom.
L1
L2
L3
N
L1
L2
L3
N
PE
L1 L2 L3
N
HES
PE
›
Beispiel einer 3+1-Schaltung mit ver-
tikalem Verlauf der internen Verbindung
für den Neutralleiter (Kreuzlinie) und
Anschluss im TT-System
L1
L2
L3
N
L1
L2
L3
N
PE
L3 L2 L1 PE
HES
N
œ
Beispiel einer 3+1-Schaltung mit
horizontalem Verlauf der internen
Verbindung für den Neutralleiter
(Kreuzlinie) und Anschluss im TT-System
1...,51,52,53,54,55,56,57,58,59,60 62,63,64,65,66,67,68,69,70,71,...84
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