– Sonderheft
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BLITZSCHUTZMAßNAHMEN
hen, da ansonsten Überspannungen
zwischen den aktiven Leitern und dem
Schirm eines Kabels auftreten. Der über
den Schirm fließende Blitzstrom kann
gefährliche Funkenbildungen verur-
sachen.
9 Blitzschutz-Prüfungen
9.1 Grundsätzliche Prüfmängel
Im Rahmen der Kontrollen von Über-
spannungsschäden konnten die Betreiber
den Erstprüfbericht nach DIN VDE 0100
Teil 600 [11] oft nicht vorlegen. Bei den
Beschädigungen entsprachen stets die
Elektroinstallationen nicht den allgemein
anerkannten Regeln der Technik. Dabei
ist in der Norm DIN EN 62305-4 [6], Ab-
schnitt 61.1.1, festgelegt: „Jede Anlage
muss – soweit sinnvoll durchführbar –
während der Errichtung und nach Fertig-
stellung geprüft werden, bevor sie vom
Benutzer in Betrieb genommen wird.“
Die häufigsten Beschädigungsursachen
sind:
]
Der Potentialausgleich fehlt oder die
Erdungsmaßnahmen sind mangelhaft.
]
Die Gutachten oder Prüfungen der
vorgelegten Prüfberichte haben oft die
Überschrift „Prüfung des Blitzschutz-
systems“, aber der Prüfer hat eigent-
lich nur das äußere Blitzschutzsystem
geprüft. Er ist aber für das gesamte
Blitzschutzsystem verantwortlich, also
auch für das innere Blitzschutzsystem.
Einige Firmen erwähnen auf den fol-
genden Seiten (wenn diese überhaupt
existieren), dass sie nur das äußere
Blitzschutzsystem kontrolliert haben.
]
Die Blitzschutzklasse wird nicht immer
eingetragen. Auch bei neuen bauli-
chen Anlagen wird die Blitzschutzklas-
se noch nach VdS 2010 ermittelt und
nicht nach der DIN EN 62305-2 [2]
berechnet.
]
Bei den Ergebnissen der Messwerte
wird teilweise der Erdungswert ein-
getragen; als Messgerät werden
Erdungszangen benutzt. In dem Fall
handelt es sich nicht um den Erdungs-
widerstand, sondern nur um den
Durchgangswiderstand. Man muss im
Prüfbericht das Messgerät und die
Messungsart eintragen.
]
Fast immer fehlt das Ergebnis der
Probegrabung, die aussagt, ob die
Erdungsanlagen, die älter als 10 Jahre
sind, verrostet sind.
]
Die Näherungsmängel werden selten
eingetragen und vom inneren Blitz-
schutz wird nur der Blitzschutz-Poten-
tialausgleich der Energietechnik be-
schrieben, obwohl dabei z. B. mindes-
tens das Telekommunikationskabel in
den Schutzpotentialausgleich einbe-
zogen ist.
9.2 Notwendige
Prüfberichtsangaben
]
Name, Straße, PLZ, Ort des Eigentü-
mers und des Errichters des Blitz-
schutzsystems und das Baujahr.
]
Angaben zur baulichen Anlage, wie:
Standort des Gebäudes mit komplet-
ter Anschrift, Art der Nutzung, Dach-
konstruktion, Dacheindeckung, Bauart
und die hauptsächliche Blitzschutz-
klasse, auch wenn die Anlage noch
nach der „alten“ Norm überprüft
wird, da die Blitzschutzklasse für die
Berechnung der Näherungen notwen-
dig ist.
]
Angaben zum Blitzschutzsystem, wie
Werkstoff und Querschnitt der Fang-
leitungen sowie Ableitungen, Anzahl
der Ableitungen und Trennstellen, Art
der Erdungsanlage und die Ausfüh-
rung des Blitzschutz-Potentialaus-
gleichs.
]
Als Grundlagen der Prüfung müssen
die Beschreibungen und Zeichnungen
des Blitzschutzsystems und die Infor-
mationen über Blitzschutznormen,
-bestimmungen und weitere Prüf-
grundlagen zum Zeitpunkt der Errich-
tung herangezogen werden.
]
In dem Prüfbericht muss die Art der
Prüfung angegeben werden, z. B.
Prüfung der Planung, Wiederholungs-
prüfung, baubegleitende Prüfung,
Zusatzprüfung, Abnahmeprüfung oder
Sichtprüfung.
]
Natürlich darf das Prüfergebnis nicht
fehlen, wenn es sich um einen Prüf-
bericht handelt. Die festgestellten
Änderungen der baulichen Anlage
und des Blitzschutzsystems, z. B. die
Abweichungen von Normen, Vor-
schriften und Anwendungsrichtlinien
zum Zeitpunkt der Errichtung, müssen
in der Mängelübersicht aufgelistet
werden.
]
Im Prüfbericht werden außerdem die
Messwerte an den einzelnen Trenn-
stellen inklusive Angabe des Mess-
verfahrens und des Messgerätetyps
festgehalten. Der Gesamterdungs-
widerstand wird ohne oder mit Blitz-
schutz-Potentialausgleich in den
Prüfbericht eingetragen.
]
Als letzter Punkt sind der Name des
Prüfers und die Organisation des Prü-
fers einzutragen. Der Name der Be-
gleitperson, die Anzahl der Berichtsei-
ten, das Datum der Prüfung und die
Unterschrift des Prüfers dürfen auch
nicht fehlen.
]
Der Auftraggeber sollte darüber infor-
miert werden, wann der Zeitpunkt der
nächsten Sichtprüfung und der voll-
ständigen Prüfung ist.
Nach den Normen DIN EN 62305-3 [3]
sowie dem Beiblatt 3 [4] müssen bei
Erdungsanlagen, die älter als 10 Jahre
sind, der Zustand und die Beschaffenheit
der Erdungsanlage und deren Verbindun-
gen durch punktuelle Freilegungen beur-
teilt werden.
Literatur
[1] DIN EN 62305-1 (VDE 0185-305-1):2011-10
Blitzschutz – Teil 1: Allgemeine Grundsätze.
[2] DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2):2013-02
Blitzschutz – Teil 2: Risiko-Management.
[3] DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3):2011-10
Blitzschutz – Teil 3: Schutz von baulichen
Anlagen und Personen.
[4] DIN EN 62305-3 Beiblatt 3 (VDE 0185-305-3
Beiblatt 3):2012-10 Blitzschutz – Teil 3:
Schutz von baulichen Anlagen und Perso-
nen – Beiblatt 3: Zusätzliche Informationen
für die Prüfung und Wartung von Blitz-
schutzsystemen.
[5] DIN EN 62305-3 Beiblatt 4 (VDE 0185-305-3
Beiblatt 4):2008-01 Blitzschutz – Teil 3:
Schutz von baulichen Anlagen und Perso-
nen – Beiblatt 4: Verwendung von Metall-
dächern in Blitzschutzsystemen.
[6] DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305-4):2011-10
Blitzschutz – Teil 4: Elektrische und elektro-
nische Systeme in baulichen Anlagen.
[7] VdS 2010:2010-09 Risikoorientierter Blitz-
und Überspannungsschutz. Unverbindliche
Richtlinien zur Schadenverhütung.
[8] DIN 18014:2007-09 Fundamenterder –
Allgemeine Planungsgrundlagen.
[9] DIN VDE 0100-534 (VDE 0100-534):2009-02
Errichten von Niederspannungsanlagen –
Teil 5-53: Auswahl und Errichtung elektri-
scher Betriebsmittel – Trennen, Schalten und
Steuern – Abschnitt 534: Überspannungs-
Schutzeinrichtungen (ÜSE).
[10] DIN EN 50174-2 (VDE 0800-174-2):2011-09
Informationstechnik – Installation von
Kommunikationsverkabelung – Teil 2: Instal-
lationsplanung und Installationspraktiken in
Gebäuden.
[11] DIN VDE 0100 Teil 600 (VDE 0100-600):
2008-06 Errichten von Niederspannungsan-
lagen – Teil 6: Prüfungen.
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