Elektro Praktiker - Sonderheft Blitz- und Überspannungsschutz - page 64

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– Sonderheft
BLITZ- UND ÜBERSPANNUNGS-SCHUTZGERÄTE
ÜSE bei RCD-Einsatz werden dargestellt.
Die Einbauorte von ÜSE werden in den
Bildern
™
und
š
mit den Großbuchsta-
ben F, G, H und I benannt.
Zwischen den in diesem Beitrag gewähl-
ten Bezeichnungen der Einbauorte und
den früher üblichen Bezeichnungen von
ÜSE mit A, B, C oder D besteht keinerlei
Zusammenhang. Neben dem Schutzziel,
Isolationsfestigkeiten aufrecht zu erhalten
sowie Zerstörungen von Betriebsmitteln
zu vermeiden, gilt es, RCD vor dem
Durchfließen energiereicher Stoßströme
zu schützen. Diese könnten die Kontakt-
sätze, die Betriebsstrom führen, an einer
oder mehreren Stellen verschweißen.
Im Fehlerfall wäre danach ein bestim-
mungsgemäßes Abschalten nicht mehr
möglich. Der Schaltmechanismus wäre
nicht in der Lage, verschweißte Kontakte
zu öffnen.
In modernen Niederspannungsanlagen
werden nach DIN VDE 0100-410 [4] in
Verbraucherstromkreisen RCD zum
]
Schutz gegen elektrischen Schlag (Be-
messungsdifferenzstrom
I
Δn
≤ 30 mA)
oder als
]
vorbeugender Brandschutz (
I
Δn
≤ 300
mA) eingesetzt.
Zu verwenden sind RCD vom Typ A oder
Typ B. In Deutschland sind RCD vom Typ
AC (erfasst nur rein sinusförmige Fehler-
ströme) nicht zugelassen.
Werden im zu schützenden Anlagenteil
glatte Gleichfehlerströme erwartet – dies
ist beispielsweise bei durch Frequenz-
Umrichter gesteuerten Antrieben oder bei
primär getakteten Stromversorgungen
der Fall –, dann müssen RCD vom Typ B
installiert werden.
3 Gebäude ohne
Blitzschutzsystem
In Gebäuden ohne Blitzschutzsystem
werden die Anforderungen aus DIN VDE
0100-443 [3] mit ÜSE vom Typ 2 erfüllt.
Diese werden nach DIN VDE 0100-534 [1]
am Einbauort G in Energieflussrichtung
vor RCDs installiert (Bild
™
). Zusätzliche
ÜSE vom Typ 2 auf deren Lastseite am Ein-
bauort H begrenzen Überspannungen auf
Werte, die für empfindliche Betriebsmittel
verträglich sind. Dies ist insbesondere
während des Auslösens von RCDs der Fall.
Werden am Einbauort H ÜSE vom Typ 2
installiert, so ist dies in Anlagen, die aus
einem Niederspannungsnetz mit außer-
halb des Gebäudes liegender Quelle ge-
speist werden, nur dann zulässig, wenn
auch am Einbauort G ÜSE vom Typ 2 vor-
handen sind.
Die Klärung, ob ÜSE vom Typ 2 an den
Einbauorten G oder H eingebaut werden
müssen, ist sinngemäß auf andere in
Betriebsstrompfaden liegende Schalt-
oder Schutzeinrichtungen anzuwenden.
So können beispielsweise ÜSE, die auf der
Lastseite von Über
strom
-Schutzeinrich-
tungen installiert sind, dort angeschlosse-
ne empfindliche Betriebsmittel schützen
oder diese Über
strom
-Schutzeinrichtun-
gen vor energiereichen Stoßströmen von
der Lastseite her bewahren. Mit vorver-
drahteten Kombinationen aus RCD und
ÜSE (Bild
›
) lassen sich diese Anforde-
rungen ohne zusätzlichen Verdrahtungs-
aufwand praxisgerecht umsetzen.
4 Gebäude mit
Blitzschutzsystem
In Gebäuden mit Blitzschutzsystem sind
nach DIN VDE 0100-534 [1] zusätzlich zu
den beschriebenen Maßnahmen weitere
ÜSE vorzusehen. So muss der ÜSE vom
Typ 2 am Einbauort G eine ÜSE vom Typ 1
am Einbauort F vorgeschaltet werden
(Bild
š
). Diese kann beispielsweise mit
den ÜSE vom Typ 1 in der Niederspan-
nungszuleitung an Einbauorten nahe dem
Gebäudeeintritt oder vor der Hauptschalt-
einrichtung der ersten Niederspannungs-
schaltanlage identisch sein.
Darüber hinaus sind ÜSE vom Typ 2 am
Einbauort H sowie ÜSE vom Typ 1 am Ein-
bauort I in den Verbraucherstromkreisen,
die das Gebäude verlassen, nachzuschal-
ten. Betriebsmittel in Verbraucherstrom-
kreisen sind gegenüber solchen in Vertei-
lungsstromkreisen häufig einer geringe-
ren Überspannungskategorie zuzuordnen.
Die für die Einbauorte H und I ausgewähl-
ten ÜSE müssen speziell die Anforderun-
gen an niedrigere Schutzpegel zum
Schutz der dort verwendeten Betriebsmit-
tel erfüllen [5][6]. DIN EN 62305 [2] fol-
gend wird bei den elektrischen Systemen,
die ein Gebäude verlassen, nicht nach der
Energieflussrichtung unterschieden. Zulei-
tungen oder Verbraucherstromkreise sind
gleich zu behandeln.
Literatur
[1] DIN VDE 0100-534 (VDE 0100-534):2009-02
Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil
5-53: Auswahl und Errichtung elektrischer
Betriebsmittel – Trennen, Schalten und Steu-
ern – Abschnitt 534: Überspannung-Schutz-
einrichtungen (ÜSE).
[2] DIN EN 62305 (VDE 0185-305):2011-10 Blitz-
schutz.
[3] DIN VDE 0100-443 (VDE 0100-443):2007-
06 Errichten von Niederspannungsanlagen –
Teil 4-44: Schutzmaßnahmen – Schutz bei
Störspannungen und elektromagnetischen
Störgrößen – Abschnitt 443: Schutz bei
Überspannungen infolge atmosphärischer
Einflüsse oder von Schaltvorgängen.
[4] DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-06
Errichten von Niederspannungsanlagen –
Teil 4-41: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen
elektrischen Schlag.
[5]
Wolff, G. K.:
Normenkonforme Installation
von Überspannungs-Schutzeinrichtungen in
industriellen Schaltanlagen – Ausgewählte
Praxisbeispiele. VDE/ABB 9. Blitzschutzta-
gung, Neu-Ulm, 2011.
[6]
Wolff, G. K.:
DIN VDE 0100-534:2009-02 –
Neue Errichtungsbestimmung für Überspan-
nungs-Schutzeinrichtungen in Niederspan-
nungsanlagen – Ausgewählte Praxishinweise.
VDE/ABB 8. Blitzschutztagung, Neu-Ulm,
2009.
Q
›
VAL-CP-RCD-3S –
eine vorverdrahtete
Kombination
aus RCD und ÜSE
1...,54,55,56,57,58,59,60,61,62,63 65,66,67,68,69,70,71,72,73,74,...84
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