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– Sonderheft
LESERANFRAGEN
diese Variante von selbst, indem die zu
schützenden MeIdegruppen im Haupt-
verteiler auf einer separaten Leiste an-
kommen (getrennte Kabelverlegung be-
achten). Für diese Variante bieten viele
Hersteller entsprechende Produkte an.
Wie zu erkennen ist, gibt es verschiedene
Ansätze, um einen ordnungsgemäßen
Überspannungsschutz einzurichten.
Die zuvor beschriebene zweite Variante
bietet sich sehr gut auch als Nicht-VdS-
Variante an.
Generell ist zum Überspannungsschutz der
Primär- und Sekundärleitungen von EMA
Folgendes zu sagen:
In meiner fast dreißigjährigen Berufspraxis
in der Sicherheitstechnik habe ich keine
einzige Anlage vorgefunden, bei der auch
nur ein Fehlalarm aufgrund von Überspan-
nungen auf den Meldegruppen festzustel-
len gewesen wäre. In der Anfangszeit war
es noch normal, dass aufgrund von Über-
spannung auf den Leitungen der Post nach
einem Gewitter Wählgeräte ausfielen.
Eine einzige Anlage (vor etwa 10 Jahren)
schaltete wiederholt auf Störung, weil
nachweislich durch das Ausschalten von
defekten elektrischen Schreibmaschinen
auf der Netzzuleitung Spannungsspitzen
von bis zu 444 V entstanden waren.
Bezüglich „Für und Wider“ einer generel-
len Anwendung ist das deutsche Rechts-
system zu betrachten. Die DIN-Normen
haben keinen Gesetzescharakter und sind
lediglich Empfehlungen auf privater Ebene.
Der VdS ist kein unparteiisches Privatunter-
nehmen, auch seine Richtlinien besitzen
keinen Gesetzescharakter. Es ist also im-
mer die Frage zu stellen, wer ggf. eine
generelle Anwendung will und welche
Interessen dahinter stecken.
Stand der Technik als mögliche Basis.
Herstellerseitig werden die Anschlusspunk-
te von Zentralen mit einfachen Schutz-
schaltungen gegen Überspannung verse-
hen, was dem allgemein anerkanten Stand
der Technik (SdT) entspricht. Der Einsatz
von zusätzlichem Überspannungsschutz
würde zwar auch dem SdT entsprechen,
jedoch gibt es bei der Definition des SdT
einen entscheidenden Punkt, der besagt,
dass die wirtschaftliche Machbarkeit
gegeben sein muss. Dies gilt ebenso für
die allgemein anerkannten Regeln der
Technik. Anders sieht es aus, wenn z.B.
aufgrund des Baurechts (Gesetzescharak-
ter) ein Blitzschutz gefordert wird. Dann
muss neben dem Blitzschutz auch ein
entsprechender Überspannungsschutz
dig. In einem Fachseminar wurde er-
wähnt, dass diese Gehäuse besondere
Anforderungen erfüllen müssen. Es
gibt aber offenbar nur einen einzigen
Gehäusetyp (Hersteller „Bosch Sicher-
heitssysteme“) für EMA mit VdS-
Zulassung. In diesen ist offenbar eine
Sabotageüberwachung integriert.
Kenntnisse hierüber sind aus meiner
Sicht existentiell für Fachplaner,
Errichter, Abnahmeberechtigte und
Betreiber von Einbruchmeldeanlagen
gemäß VdS-Klassiflkation. Gibt es
diese Forderung jedoch nur ab einer
bestimmten VdS-Klasse, dann wäre
eine entsprechende Information eben-
falls hilfreich.
!
Grundsätzlich sind derartige Aussagen
über Produkte, die eine Zulassung
haben und (angeblich) nur von einem
Hersteller erhältlich sind, mit der notwen-
digen Skepsis aufzunehmen. Ursache hier-
für kann mangelnde Kenntnis sein, aber
auch bewusste Wettbewerbsverzerrung.
Die verschiedenen Lösungsmöglich-
keiten.
1. Überspannungsableiter dürfen nicht in
der Einbruchmeldezentrale (EMZ) unter-
gebracht werden. Also sind die zu
sichernden Meldegruppen außerhalb
der EMZ zu beschalten. Passend zu
vielen EMZ gibt es Leergehäuse mit VdS-
Zulassung. Was spricht also dagegen,
Überspannungsableiter, z.B. in Modul-
form für Hutschienenmontage, in einem
solchen Gehäuse unterzubringen?
Neben der VdS-Zulassung ist die Sabo-
tageüberwachung obligatorisch und die
Klassifizierung ergibt sich aus dem Typ
der Zentrale. Es ist allerdings auf den
Schutz der Verbindungen zwischen
EMZ und (Leer-)Zusatzgehäuse zu ach-
ten. Dieses ist kein Problem, wenn beide
Gehäuse bündig nebeneinander
montiert werden.
2. Besonders dann, wenn nur wenige
Meldegruppen zu beschalten sind,
eignet sich eine andere Möglichkeit. Da
die Meldegruppen ohnehin aufgetrennt
werden müssen, bieten sich Verteiler
an. Hierbei werden Verteilergehäuse
(mit VdS-Zulassung) für LSA-Plus-An-
schlussleisten eingesetzt. Mehrere Her-
steller liefern Module, die sich auf die
Leisten aufstecken lassen. Dabei ist auf
die Innenhöhe der Gehäuse zu achten
(Leiste und Steckmodul). Bei einer
konventionellen Verkabelung ergibt sich
410 [1] geforderten Fehlerstrom-Schutz-
einrichtung (RCD) ist korrekt, denn die
DIN VDE 0100-534 [2] fordert im Ab-
schnitt 534.2.6 zunächst:
„Das Errichten von Überspannungs-Schutz-
einrichtungen (ÜSE) Typ 1 und (ÜSE) Typ 2
nach einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung
(RCD) ist nicht zulässig.“
Folgende Ausnahmen
sind hierbei je-
doch erlaubt:
„Zum Errichten von Überspannungs-
Schutzeinrichtungen (ÜSE) Typ 2 nach Feh-
lerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) be-
stehen keine Einwände, wenn vor der Feh-
lerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) bereits
Überspannungs-Schutzeinrichtungen (ÜSE)
Typ 2 errichtet sind …“ und
„Werden Überspannungs-Schutzeinrich-
tungen (ÜSE) ... auf der Lastseite (Aus-
gangsseite) einer Fehlerstrom-Schutzein-
richtung (RCD) errichtet, muss eine zeitver-
zögerte Fehlerstrom-Schutzeinrichtung
(RCD), z.B. der Bauart S, oder eine Fehler-
strom-Schutzeinrichtung (RCD) ohne
Zeitverzögerung mit jeweils einer Stoß-
stromfestigkeit von mindestens 3 kA 8/20
verwendet werden.“
Fazit.
Bezogen auf die hier vorliegende
Anwendung bedeutet dies, dass zunächst
im Hauptverteiler eine Überspannungs-
Schutzeinrichtung (ÜSE) Typ 2 errichtet
werden muss, damit in den nachfolgenden
Unterverteilern hinter der Fehlerstrom-
Schutzeinrichtung (RCD) weitere Über-
spannungs-Schutzeinrichtungen einge-
setzt werden können.
Literatur
[1] DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-06
Errichten von Niederspannungsanlagen –
Teil 4-41: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen
elektrischen Schlag.
[2] DIN VDE 0100-534 (VDE 0100-534):2009-02
Errichten von Niederspannungsanlagen –
Teil 5-53: Auswahl und Errichtung elektri-
scher Betriebsmittel – Trennen, Schalten und
Steuern – Abschnitt 534: Überspannungs-
Schutzeinrichtungen (ÜSE).
V. Raab
Überspannungsschutz
für Einbruchmelde-
anlagen
?
Für Einbruchmeldeanlagen (EMA)
sind gemäß den Normen Über-
spannungsablelter und -gehäuse zur
Beschaltung der Meldelinien notwen-