Final Countdown: Sind deutsche Unternehmen bereit fu¨r
die E-Bilanz?
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DB0588244
Die E-Bilanz ist eine Herausforderung fu¨r
bilanzierende Unternehmen in Deutsch-
land. Eine aktuelle Studie zur E-Bilanz
beleuchtet den Stand der Umstellungs-
maßnahmen und hinterfragt, welche
weiteren Vera¨nderungen deutsche Unter-
nehmen erwarten.
Stand der Vorbereitungsmaßnahmen
Die Studie „Final Countdown – sind
deutsche Unternehmen bereit fu¨r die
E-Bilanz?“ zeigt, wie weit deutsche Un-
ternehmen mit der Umstellung auf die
E-Bilanz fortgeschritten sind. Die Befra-
gung erfolgte in Form telefonischer Inter-
views im Oktober und November 2012.
Die Stichprobe umfasst 500 Personen in
deutschen Unternehmen mit mindestens
100 Mio. € Umsatz pro Jahr, jedoch keine
DAX 30-Unternehmen. Bei den Befrag-
ten handelt es sich ausschließlich um Per-
sonen der Gescha¨ftsfu¨hrung oder der Lei-
tung Steuern/Rechnungswesen.
Die E-Bilanz ist eine aktuelle operative
Herausforderung fu¨r bilanzierende Unter-
nehmen in Deutschland. Von den befrag-
ten Unternehmen hatten Ende 2012 fast
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mit der Umstellung begonnen. Auffa¨llig
ist hier der Zusammenhang zwischen Un-
ternehmensgro¨ße und Umstellungsquote.
Die Quote der abgeschlossenen E-Bi-
lanz-Projekte du¨rfte jedoch weitaus gerin-
ger sein, da viele Projekte nach Abgleich
des individuellen Kontenrahmens der Un-
ternehmen mit der Taxonomie der Fi-
nanzverwaltung (sog. Mapping) ggf. noch
nicht weitergefu¨hrt wurden.
Anpassung Buchungsverhalten
Mehr als
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der befragten Unternehmen
mo¨chten ihr Buchungsverhalten oder ihre
Kontenpla¨ne im Zuge der E-Bilanz-Um-
stellung a¨ndern. Insofern geht ein Groß-
teil der Unternehmen u¨ber die Mindest-
anforderungen des BMF hinaus, das in
einer Pressemitteilung am 30. 5. 2012
nochmals verdeutlicht hat, dass Eingriffe
in das Buchungsverhalten der Unterneh-
men vermieden werden sollen.
Lediglich etwa
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der Unternehmen
plant gem. Studie keine A¨ nderung des
Buchungsverhaltens und nutzt folglich
ggf. die Auffangpositionen der Taxono-
mie. In welchem Umfang diese Erleichte-
rungen genutzt werden, war jedoch nicht
Gegenstand der Befragung.
Bei der Beurteilung, ob Anpassungen
notwendig sind, sollte beru¨cksichtigt wer-
den, dass die Finanzverwaltung alle einge-
reichten elektronischen Bilanzen zum
Aufbau eines strukturierten Datenpools
nutzen wird. Dieser Datenpool ermo¨g-
licht einen automatisierten Abgleich un-
ternehmensspezifischer Taxonomieposi-
tionen mit Vergleichsdaten von Unter-
nehmen derselben Gro¨ße bzw. Branche.
Durch diesen Abgleich wird die Finanz-
verwaltung ein deutlich verbessertes Risi-
komanagement umsetzen ko¨nnen, ins-
besondere einen gezielteren und zeitna¨he-
ren Einsatz begrenzter Personalressourcen
fu¨r Bp. Weitere Nutzungskonzepte fu¨r
die umfangreichen E-Bilanz-Daten-
besta¨nde, die der Finanzverwaltung zu-
ku¨nftig zur Verfu¨gung stehen werden,
sind derzeit noch nicht bekannt.
Grds. ist zu u¨berlegen, ob ein hoher
Detaillierungsgrad der eingereichten
E-Bilanz zur Einstufung in eine geringere
Risikoklasse seitens der Finanzverwaltung
fu¨hren wird. Dies gilt natu¨rlich nur fu¨r
den Fall, dass die zusa¨tzlich offengelegten
Taxonomiepositionen gro¨ßen- und bran-
chenu¨blich sind. Eine weitere U¨ berlegung
ist, dass die fru¨hzeitige Anpassung von
Buchungsverhalten und / oder Konten-
pla¨nen zuku¨nftigen Anpassungsaufwand
vermeiden ko¨nnte. Das BMF fu¨hrt in der
Pressemitteilung vom 30. 5. 2012 nur aus,
dass eine Streichung der „Erleichterun-
gen“ (Auffangpositionen) zu einem be-
stimmten Stichtag nicht geplant sei.
Ein offensichtlicher Nachteil der un-
mittelbaren Anpassung ist der erho¨hte
Aufwand der E-Bilanz-Umstellung. So
ist es nicht verwunderlich, dass keines der
befragten Unternehmen durch die Ein-
fu¨hrung der E-Bilanz mit sinkenden Kos-
ten rechnet.
Technische Umsetzung
Gem. der Studie planen fast
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der Un-
ternehmen keinen Softwarekauf im Rah-
men der E-Bilanz-Umstellung. Grund
dafu¨r du¨rfte die Beauftragung der steuerli-
chen Berater sein, die die Erstellung und
U¨ bermittlung der E-Bilanz u¨bernehmen
werden.
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der befragten Unternehmen setzt
sich jedoch mit der Anschaffung einer
Softwarelo¨sung auseinander. Bei etwa
10% der befragten Unternehmen wird die
E-Bilanz zum Anlass genommen, steuer-
liche Prozesse u¨ber die E-Bilanz-U¨ ber-
mittlung hinaus durch den Erwerb einer
umfangreichen eigenen E-Bilanz-Soft-
warelo¨sung zu verbessern. Die Frage nach
der „richtigen“ U¨ bermittlungssoftware
stellt bei vielen Unternehmen jedoch die
inhaltlichen und prozessualen Themen im
Zuge der E-Bilanz-Umstellung in den
Hintergrund. Dabei sollten – unabha¨ngig
davon, ob eine Software zur E-Bilanz-
U¨ bermittlung angeschafft wird – zuna¨chst
grundlegende Fragestellungen beantwor-
tet werden. Eine E-Bilanz-Umstellung
hat unmittelbare Auswirkung auf steuerli-
che Prozesse im Unternehmen, z. B. auf
die Schnittstellen zum Rechnungswesen
und zur Steuerplanung. Mittel- bis lang-
fristig wird die E-Bilanz die Zusammen-
arbeit mit der Finanzverwaltung und dem
externen StB vera¨ndern. Insofern werden
im Rahmen einer E-Bilanz-Umstellung
Entscheidungen getroffen, die eine detail-
lierte Analyse der gegenwa¨rtigen Unter-
nehmenssituation voraussetzen.
Die Entscheidung u¨ber In- oder Out-
sourcing der E-Bilanz-U¨ bermittlung und
die Ausgestaltung eventueller Software-
lo¨sungen sollte daher das Ergebnis einer
fundierten Analyse und Planung sein.
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Kurz kommentiert
DER BETRIEB | Nr. 17 | 26. 4. 2013
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