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Behandlung
Bei alkoholabhängigen Patienten ist eine spezialisierte Behandlung indiziert, die insbesondere
Therapieelemente wie die Entzugsbehandlung und die Entwöhnungsbehandlung umfasst. Bei
der (meist stationären) Entzugsbehandlung wird das Entzugssyndrom medikamentös gelindert.
Begleitend werden etwaige psychische oder körperliche Erkrankungen diagnostiziert und eine
Behandlung eingeleitet. Der Patient wirdmotiviert, eine Behandlung imAnschluss an den Entzug
aufzunehmen, um ein abstinentes Leben aufzubauen. Dies kann eine mehrmonatige stationäre
Entwöhnungsbehandlung in einer Suchtfachklinik sein. Inzwischen gibt es aber auch ambulante
psychiatrische Angebote zur abstinenzorientierten Behandlung, ZumTeil unter Einsatz von absti-
nenzstützenden Medikamenten wie Acamprosat, Naltrexon und Nalmefen.
Insbesondere der Hausarzt hat eine
Schlüsselrolle,
wenn es darum geht, eine Alkoholproblema-
tik anzusprechen und eine Behandlung anzuregen. Es gibt in Deutschland ein breites und viel-
fältiges Netz an Sucht-Beratungsstellen, Stationen zur qualifizierten Entzugsbehandlung sowie
von Suchtfachkliniken. An vielen Orten traten in den vergangenen Jahren ambulante Therapie-
angebote hinzu. Wenn es ein Arzt schafft, mittels Kurzinterventionen einen Alkoholabhängigen
zum Aufsuchen einer Beratungsstelle beziehungsweise einer suchtspezifischen Behandlung zu
motivieren, ist schon sehr viel erreicht. Der Hausarzt sollte wissen und auch dem Patienten mit-
teilen, dass der Behandlungserfolg bei Alkoholkranken in einer spezialisierten Klinik weit besser
ist, als gemeinhin angenommen. Dies stimmt vor allem für Patienten mit einer Anstellung und
einem erhaltenen sozialen Netz. Entsprechende Nachuntersuchungen zeigen Erfolgsquoten (im
Sinne einer mittelfristigen Abstinenz) von etwa 50 Prozent (Geyer et al, 2006). Die Aufgabe des
Hausarztes besteht hier in der Unterstützung und Ermutigung, diesen langfristigen, aber Erfolg
versprechenden Weg in Angriff zu nehmen.
Nach der aktuellen AWMF-Leitlinie zur Behandlung alkoholbezogener Störungen ist die Wirk-
samkeit von Kurzinterventionen bei der großen Gruppe derjenigen, die zwar (noch) nicht abhän-
gig sind, aber einen riskanten Konsum aufweisen, mit hoher Evidenz belegt; ihre Durchführung
durch Hausärzte wird empfohlen (S3-Leitlinie, 2015). Vielleicht besteht der wesentliche Effekt
einer Intervention durch den Hausarzt darin, dass das Problem des Alkoholkonsums (unter an-
deremmit Hilfe von Screening-Instrumenten) erkannt und dem Patienten zurück gemeldet wird.
Auch können Angehörige den Anlass liefern, über Alkoholkonsum zu sprechen. Daher kann der
Einbezug der Familie oder eines Bekannten hilfreich sein. Dem steht allerdings entgegen, dass
Familien oft aus Scham die Abhängigkeit eines Familienmitgliedes verbergen und alles daran
setzen, dieses Problem nicht publik werden zu lassen.
Heranführen an spezifische Gesprächssituationen
Ärztekammer
Nordrhein