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Kindern selbst verfasste „Mutmachbuch für Krankenhaus und Arztpraxis“, das von der Ärzte-
kammer Nordrhein gemeinsammit der AOK Rheinland/Hamburg herausgegeben worden ist.
Der Arzt sollte beim Kind immer rückfragen, was es verstanden hat. Suggestive Fragen wie
«Du
hast es doch verstanden?»
helfen nicht weiter, weil Kinder gegenüber Autoritätspersonen in der
Regel zustimmen, auch wenn sie das Gesagte nicht verstanden haben. Das Kind sollte beim Arzt-
gespräch vor den Eltern gefragt werden, was es über die Erkrankung oder Behandlung weiß. Da-
bei soll es selbst zu Wort kommen und die Beschwerden in seinen eigenen Worten schildern. Der
Arzt kann sich so eine Vorstellung darüber machen, welche konkreten Krankheitsvorstellungen
das Kind hat, um sich im anschließenden Gespräch an das Vorwissen und die Krankheitsvorstel-
lungen des Kindes anzupassen. In vielen Fällen redet der Arzt nach der Begrüßung jedoch nicht
mehr direkt mit dem Kind, sondern nur noch mit den Eltern über das Kind. Antwortet das Kind
jeweils nicht sofort, greifen oft die Eltern ein und antworten stellvertretend für das Kind. Hier ist
es wichtig, die Eltern zu bitten, sich zurückzuhalten und dem Kind zu signalisieren, dass man
daran interessiert ist, dass es die Fragen selbst beantwortet.
Grundregeln für das Gespräch mit dem Kind:
• Sprache dem Alter und Entwicklungsstand des Kindes anpassen.
• Das Kind selbst über seine Beschwerden reden lassen.
• Dem Kind Zeit geben, im eigenen Tempo zu sprechen.
• In kurzen, klaren, einfachen Sätze sprechen; Fachausdrücke vermeiden.
• Wichtige Informationen mehrfach geben, aber Eltern und Kind nicht mit Informationen
überhäufen.
• Sich erzählen lassen, was das Kind verstanden hat.
• Keine Suggestivfragen stellen.
• Nicht nur reden, sondern das Gesagte auch visualisieren (Zeichnungen, Illustrationen usw.).
• Der Krankheit einen Namen geben (z.B. Krebs).
• Raum für Fragen lassen; zu Fragen ermutigen, aber nicht drängen.
• Es muss nicht alles beim ersten Gespräch im Detail erklärt werden.
• Was gesagt wird, muss wahr sein.
• Das Kind von möglichen Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen entlasten.
• Dem Kind versprechen, dass es über alles Wichtige informiert werden wird.
• Alle Fragen wahrheitsgetreu beantworten. Kinder erwarten ehrliche Antworten auf ihre
Fragen.
• Dazu stehen, wenn für eine Frage keine sichere Antwort möglich ist (z.B.
«Werde ich wieder
ganz gesund?», «Muss ich sicher nicht sterben?»
).
Heranführen an spezifische Gesprächssituationen
Ärztekammer
Nordrhein