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me), kann zu schwierigen Gesprächssituationen führen und in der Folge schlimmstenfalls Fragen
nach Kinderschutzmaßnahmen aufwerfen.
Für eine gute Zusammenarbeit ist es deshalb wichtig, gemeinsam mit der Familie ein von allen
akzeptiertes und stimmiges Krankheitsverständnis zu erarbeiten und die therapeutischen Maß-
nahmen stets zu kommunizieren. Nicht das kranke Kind ist der Patient, sondern die Familie. Die
Erkrankung eines Kindes wirkt sich immer auf die ganze Familie aus und beeinflusst die Paar-
und Elternbeziehung, aber auch die Beziehung zu gesunden Geschwistern. Die Beeinträchtigung
im Befinden von Geschwistern wird jedoch häufig nicht ausreichend wahrgenommen. Der Arzt
sollte deshalb immer aktiv danach fragen, wie sich die Erkrankung auf die Familie auswirkt und
wie die Geschwister mit der Erkrankung zurechtkommen.
Ob das Gespräch von Beginn an zusammen mit dem Kind und den Angehörigen geführt wird, ob
die Angehörigen mit dem Kind zunächst alleine über die Erkrankung sprechen oder der Arzt zu-
erst mit dem Kind alleine spricht, muss vorher zusammen mit den Angehörigen geklärt werden.
In einer Arbeit über Eltern von Kindern mit akuter lymphoblastischer Leukämie wünschen sich
fast alle Eltern, ohne Beisein der Kinder mit Ärzten sprechen zu können, da sie sich dann besser
konzentrieren können und da sie selbst entscheiden wollen, wie sie ihrem Kind die Informatio-
nen weitergeben.
Mit zunehmendem Alter wird die Autonomie des Kindes zu einem zentralen Thema. Ab etwa
zwölf Jahren sind Jugendliche urteilsfähig und haben ein Entscheidungsrecht für persönliche
Angelegenheiten. Sie müssen deshalb in Entscheidungen miteinbezogen werden. Damit stellt
sich auch die Frage, wie weit die Eltern über das ärztliche Tun an ihren Kindern (mit)bestimmen
dürfen. Das Eltern-Arzt-Patienten-Verhältnis wird komplexer und damit auch störungsanfälliger,
weil strittig sein kann, welche Entscheidungen der Jugendliche selbst treffen darf. Auch die
konkrete Auslegung der Schweigepflicht wird nun zentral, da sie die Frage berührt, auf welche
Informationen über ihre Kinder Angehörige Anspruch haben.
Das schwierige Gespräch mit den Eltern
Das Gesprächmit den Eltern ist meist unkompliziert, wenn eine leicht erkennbare und gut behan-
delbare Erkrankung vorliegt. Darüber informiert zu werden, dass eine schwere Erkrankung des
Kindes vorliegt oder ein langfristig fataler Verlauf zu erwarten ist, stellt jedoch für Angehörige
und Pädiater eine große Belastung dar.
Im Prinzip gelten die gleichen Empfehlungen zum Überbringen schlechter Nachrichten wie in
der Erwachsenenmedizin (Kapitel 3.4.). Erschwerend kommt bei Gesprächen mit Eltern schwer
Heranführen an spezifische Gesprächssituationen
Ärztekammer
Nordrhein