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10 / 2013
KURS
FONDS & CO.
Adrenalinspritze der Fed
Von Schlagzeilen, die seit Mitte des Jahres immer wieder Bedrohliches prophezeiten, haben sich die Märkte
nicht beeindrucken lassen. Zu Recht: Denn die Entscheidung der
Fed
, ihre lockere Geldpolitik unverändert
beizubehalten, befeuerte die Aktienmärkte spürbar.
S
o verpufften denn auch viele
warnende Hinweise auf den
Monat des Schreckens, ob-
schon die Statistik den September
als den schlechtesten Börsenmonat
ausweist. Zwar musste der deut-
sche Leitindex im September viel-
fach zweistellige Verluste – 2002
wurde der DAX um 25,4 Prozent
gerupft – verdauen, doch gab es im
vermeintlichen Schreckensmonat
September zuweilen auch Gewin-
ne. Zuletzt im vergangenen Jahr, als
der DAX ebenso wie der Dow Jones
und der marktbreitere Standard &
Poor’s 500 zulegten.
In diesem Jahr könnte sich das wie-
derholen. Denn Mitte September
hatte der DAX fast fünf Prozent
hinzu gewonnen. Beim Dow Jones
waren es 3,3 und beim Standard &
Poor’s 500 3,1 Prozent.
Das bestätigt einmal mehr, dass es
auch bei Börsenfaustregeln Aus-
nahmen gibt. Zu einer solchen
Ausnahme könnte auch der Sep-
tember 2013 geraten. Auf die Fed-
Entscheidung reagierten die Börsen
zunächst einmal mit einem wahren Kursfeuerwerk. So er-
reichte der deutsche Leitindex DAX am 19. September einen
bislang nie erreichten Höchstwert von 8770 Punkten. Ob
sich diese Euphorie weiter fortsetzt, bleibt allerdings abzu-
warten, erste Gewinnmitnahme jedenfalls sorgten bereits für
eine vorübergehende Konsolidierung.
Am Anleihemarkt drehte der Wind
Doch die vorhergehende Diskussion über einen möglicher-
weise bevorstehenden geldpolitischen Kurswechsel der ame-
rikanischen Notenbank hatte zuvor bereits Irritationen am
Markt geführt, mit der Folge, dass sich insbesondere am An-
leihemarkt sich der Wind spürbar drehte. Die Verzinsung der
zehnjährigen US-Staatsanleihen, imMai noch bei 1,4 Prozent,
streifte in der ersten Septemberhälfte die Marke von drei Pro-
zent.Angezogen hat imSog der US-Vorgaben auch die Rendite
der zehnjährigen Bundesanleihen. Während im Juli 2012 mit
1,15 Prozent noch ein historisches Renditetief verzeichnet
wurde, kletterte die Verzinsung auf über zwei Prozent.
Die weitere Marschrichtung der Fed wird nun mittelfristig
von der Entwicklung der Konjunkturdaten in den USA ab-
hängen. Zwar bewegt sich die US-
Wirtschaft in einem moderaten
Aufwärtstrend, aber bei weitem
nicht so flott wie sich dies die Zen-
tralbank wünscht. Eine wichtige
Marke ist dabei die Arbeitslosen-
quote, die zuletzt mit 7,3 Prozent
noch ein gutes Stück von der von
der Fed angestrebten Minimal-
quote von 6,5 entfernt war.
Dass der seit Ende August schwe-
lende Syrien-Konflikt keinen
größeren Flurschaden hinterließ,
spricht für die ausgeprägte Zuver-
sicht an den Aktienmärkten. Der
Hausse-Zyklus nähert sich allen
Unkenrufen zumTrotz noch nicht
seinem Ende. Und das nicht ohne
Grund: Die Konjunkturdaten
zeigen – mit Ausnahme der aus
dem Tritt geratenen Schwellen-
länder – nahezu allenthalben nach
oben. Und was die Gewinne der
deutschen Unternehmen betrifft,
fielen die letzten Quartalsdaten
überwiegend höher aus.
Auch die Bewertung zeigt im Falle
der 30 DAX-Werte mit dem elf-
fachen der 2014 erwarteten Gewinne ein günstiges Kurs/
Gewinn/Verhältnis. Das KGV liegt damit am unteren Ende
der seit zweieinhalb Jahrzehnten festgestellten Spanne von
zehn bis 15.
Zweite Reihe überholt DAX
Auffällig ist allerdings: Sowohl der M-DAX der 50 Titel
der zweiten Reihe als auch der TEC-DAX haben in die-
sem Jahr den Leitindex deutlich hinter sich gelassen. Der
M-DAX steuerte mit 14.909 in der ersten Septemberhälfte
eine neue Rekordmarke an und legte damit seit Jahresbeginn
fast 24 Prozent zu. Beim TEC-DAX erreichte das Plus gar
28 Prozent.
Ob sich die stattliche Zwischenbilanz behaupten oder gar
noch verbessern lässt, ist schwerlich abzuschätzen, auch
wenn für die Börsen die Fed-Entscheidung ein wahres Auf-
putschmittel war. Die „Mitgift“ nach nahezu drei Viertel
der 2013er Wegstrecke ist damit stärker als bislang schon
allerdings von einer Qualität, die in der Endabrechnung
einen respektablen Jahrgang erwarten lässt.
Hartmund Hölzer
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