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KURS
8 / 2013
MARKT & MAKLER
Anleger opfern auf dem
Altar der Staatssanierung
„Viele deutsche Sparer erliegen der Geldillusion und marschieren freiwillig geradewegs auf ihre
Enteignung
zu. Jeder Finanzberater, der seinen Job ordentlich macht, muss seine Klienten vor dieser Gefahr warnen“, mit
diesen deutlichenWorten appelliert Guntram Schloß, Vorstandsvorsitzender des Maklerverbundes Apella in
Neubrandenburg, an die gesamte Finanzbranche.
S
chloß verweist auf die Fakten: Die Zinsen für vermeint-
lich sichere festverzinsliche Anlagen wie Termingelder,
Spareinlagen oder Bundesanleihen sind derzeit niedriger
als die Inflationsrate. Damit läuft die reale Verzinsung ins
Minus. „Die Sparer hocken in der Realzinsfalle, weil das an-
gelegte Geld stetig an Kaufkraft verliert. Aber das bemerken
die meisten nicht einmal“, fügt Schloß hinzu.
Daher ist dieses Phänomen, auch als finanzielle Repression
bekannt, in der Öffentlichkeit bislang noch wenig präsent,
zumal sich die gesamten Realwertverluste schwer quantifi-
zieren lassen. Allein bei Bargeld und Sichteinlagen, die sich
Ende 2012 auf rund eine Billion Euro summierten, entstehen
nach Berechnungen von Bankexperten jährlich reale Verluste
von 14,3 Milliarden Euro, wenn die durchschnittliche Ver-
zinsung mit 0,25 Prozent und die Inflation mit 1,6 Prozent
angenommen wird.
„Diese Verluste steigen von Jahr zur Jahr an, sofern die
Sparer sich dieses Problems nicht bewusst sind und aktiv
gegensteuern, denn Anlagen mit höheren Zinsen laufen aus
und können nicht wieder zu einem vergleichbaren Zinssatz
angelegt werden“, warnt Schloß. „Daher gibt es nur eine Lö-
sung: Umstieg auf Sachwertanlagen.“ Da vielenAnlegern In-
vestitionen inAktien oder Aktienfonds zu schwankungsreich
erscheinen, rät er zu vermögensverwaltenden Konzepten.
„Die schleichende Enteignung der Sparer, die von der Poli-
tik durch die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen bewusst
betrieben wird, muss niemand hinnehmen. Es gibt durchaus
Anlagestrategien, mit denen man die finanzielle Repression,
von der allein die hoch verschuldeten Staaten profitieren,
verhindern kann“, erklärt Schloß. Seine Aufforderung an
alle Finanzberater: „Öffnen Sie Ihren Kunden die Augen,
damit sie sich dagegen wehren und nicht ihre Altersvorsorge
auf dem Altar der Sanierung der Staatsfinanzen opfern.“
VOTUM-Verband
Beratung nicht leichtfertig einschränken
Die deutschen Finanzvertriebe arbeiten an der Modernisierung
ihrer Geschäftsmodelle. Auf der Mitgliederversammlung des
VOTUM-Verbandes diskutierten die Teilnehmer jüngst intensiv
über die Folgen europäischer Regulierungsmaßnahmen wie
IMD 2 und MiFID 2.„Wir müssen uns rechtzeitig und aktiv mit den
Veränderungen auseinandersetzen und unsere Expertise einbrin-
gen, um die Versorgung der Menschen mit Vorsorge, Risikoabsi-
cherung und Vermögensbildung auch künftig sicherzustellen“,
erklärte Lüder Mehren, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. Wie
bereits im Rahmen des Finanzanlagenvermittlergesetzes wird
VOTUM als Vertretung der Finanzvertriebe eine konstruktive Rolle
in der Regulierungsdiskussion übernehmen.
Mehrenwarnt davor, die flächendeckendeVersorgungmit bezahl-
barerVorsorgeberatung durchMarkteinschränkungen leichtfertig
zu gefährden: „Restriktive Regelungen und Einschränkungen der
Vergütungssysteme sind nicht hilfreich. Wir denken, dass jeder
Verbraucher selbst entscheiden sollte, welches Beratungs- und
Vergütungssystem für seine Bedürfnisse am besten ist: Eine Bera-
tung ohne Blick auf Zeit und Stundensätze oder eine erfolgsunab-
hängige Vergütung nach Aufwand.“
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