KURS MAGAZIN 08/2013 - page 18

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KURS
8 / 2013
GEFÖRDERTE VORSORGE
laut dem Freiburger Institut für Transparenz in der Alters-
vorsorge (ITA) immer noch bessere Renditen erzielt als die
alternativen Fonds-Riester-Anlagen.
Bei anhaltender EZB-Kellerzinspolitik kann sich allerdings
jeder Versicherte an fünf Fingern abzählen, dass auch die
Gutschriften für ihre Riester-Versicherungsverträge noch
weiter unter Druck geraten werden. Schon heute sind die
garantierten monatlichen Renten für neue Verträge nur noch
halb so hoch wie vor einem Jahrzehnt – was den Verkauf
des Förderprodukts ebenso wie die teilweise nicht unbe-
achtlichen Kostenberechnungen durch die Anbieter nicht
gerade erleichtert.
Rückgang nicht überraschend
Für den Präsidenten des Gesamtverbands der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV), Dr. Alexander Erdland,
kommt der aktuelle Rückgang denn auch nicht überra-
schend. Schließlich, so Erdland in einem Statement, sei der
Absatz von Riester-Verträgen bereits in 2012 eingebrochen.
Der Versicherungsverband macht für die Negativentwick-
lung vielschichtige Gründe verantwortlich. Neben der Fi-
nanzmarktkrise mit ihrem historischen Niedrigzinsniveau
und den volatilen Aktienmärkten, die bei Privatanlegern
für große Verunsicherung gesorgt hätten, trägt laut Erdland
vor allem „auch eine Kette unzutreffender Behauptungen
über eine angeblich mangelnde Attraktivität der Produk-
te“ Schuld an der Misere. Vor allem das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung (DIW) wird für eine, so der GDV,
„umstrittene Studie“ gerügt, „in der die eingezogenen Sicher-
heitsniveaus systematisch mit der zu erwartenden Rendite
verwechselt wurden“. Das habe die Riester-Rente mit der
medienwirksamen aber falschen These den Ruf eingetragen,
sie sei nicht besser als ein Sparstumpf.
Eindringlich warnt die Versicherungswirtschaft die Politik
nun vor hektischer Betriebsamkeit. Eine Rolle rückwärts bei
der Rentenreform dürfe es nicht geben, denn „jeder Schritt
zurück geht auf Kosten der jüngeren Generationen“. Der
Appell des Verbandes richtet sich vornehmlich wohl an die
derzeitigen Oppositionsparteien. Hatte doch die SPD gegen-
über dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) ange-
kündigt, im Falle eines Wahlsieges beim gesamten Spektrum
der Riester-Produkte für eine „deutliche Verbesserung der
Kostentransparenz und der Effizienz“ zu sorgen. So sollen
die Anbieter auch verpflichtet werden, Riester-Verträge ohne
Abschlusskosten anzubieten. Zudemwollen die Sozialdemo-
kraten den Anbietern engere Fesseln anlegen.
Es bestehe, so die SPD, „zusätzlich ein besonderes Interesse
an Vergleichbarkeit und Transparenz“, weil mit dem Einsatz
von Steuergeldern für die Zulagen und steuerliche Förderung
der Riester-Rentenprodukte „der Steuerzahler immer mit am
Tische sitzt“.Weit über zwei Milliarden Euro an Steuermitteln
seien im Jahr 2010 für Riester-Zulagen und Steuerfreibeträge
ausgegeben worden. Es sei Aufgabe der Politik, dafür Sorge zu
tragen, dass die von den Steuerzahlern aufgebrachten Mittel
effektiv und effizient eingesetzt werden. Zudem sollen Selb-
ständige ohne obligatorische Altersversorgung in die gesetz-
liche Rentenversicherung gezwungen werden.
„Die Riester-Rente ist für
viele Menschen die mit
Abstand attraktivste Vor-
sorgevariante.“
Dr. Alexander Erdland
Rentenversicherungen
Seit 2001 ein Renner
Seit Einführung der Rentenreformen im Jahr 2001 ist die Gesamtzahl der bei
der deutschen Versicherungswirtschaft abgeschlossenen Rentenversicherun-
gen auf 39 Millionen Verträge im Jahr 2012 gestiegen. Diese Bilanz zieht der
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in der Broschüre„Die
deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2013“. Danach lag die Anzahl der pri-
vatenRentenversicherungenimJahr2000nochbei9,9Millionen,allerdingswar
bis Anfang 2005 die steuerbegünstigte Kapitallebensversicherung auch der
große Vorsorgerenner. Nach Ansicht von GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland
beweisen„30MillionenzusätzlicheRentenverträgeseitderRiester-Reform,dass
dieMenschenverstandenhaben,dasszusätzlicheprivateVorsorgeabsolutnot-
wendig ist.“ Der Erfolg der privaten Rente beweise, dass Vorsorge nicht allein
mit der besonders im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehenden Riester-Rente
betrieben werde, sondern auch die betriebliche Altersversorgung und die un-
gefördertenVorsorgeangebote dazu einen großen Beitrag leisten.
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1995
1990
37,5 Millionen
36,0 Millionen
34,5 Millionen
32,9 Millionen
31,1 Millionen
28,3 Millionen
25,5 Millionen
23,2 Millionen
18,7 Millionen
15,9 Millionen
11,9 Millionen
9,9 Millionen
5,1 Millionen
1,7 Millionen
Sonstige Rentenversicherungsverträge
Pensionskassen/Pensionsfonds
Basisrenten
Riester-Verträge
1) vom GDV erfassteVerträge der
Lebensversicherer, der Pensions-
kassen und Pensionsfonds
Bestand an Rentenversicherungsverträgen
1)
21,4
20,7
20,0
19,4
19,1
18,7
18,2
17,4
13,9
12,5
11,4
3,8
3,7
3,6
3,5
3,3
3,1
2,7
2,3
0,5
0,1
3,5
47,1%
47,1%
47,1%
0,9
1,1
1,3
1,5
0,6
0,3
0,2
10,8
10,3
9,8
9,1
8,1
6,2
4,4
47,1%
3,4
2,9
0,4
1,4
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...52
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