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KURS
12 / 2013
EZB torpediert Altersvorsorge
Nun schlägt auch Deutsche Bundesbank Alarm: In ihrem
Finanzstabilitätsbericht 2013
warnen die ehe-
maligenWährungshüter vor den gravierenden Folgen einer anhaltenden Niedrigzinspolitik der Euro-
päischen Zentralbank (EZB) hinsichtlich der Altersvorsorge der deutschen Bevölkerung. Riskant werde
es etwa, wenn zu geringe Zinsen Rücklagen von Lebensversicherern aufzehrten, gaben die Spitzen der
Bundesbank auch wohl unter dem Eindruck der teilweise scharfen öffentlichen Kritik an der jüngsten
Leitzinssenkung der EZB auf 0,25 Prozent zu Protokoll.
D
ie durch die Europäische Zentralbank auf ein extrem
niedriges Niveau gesteuerte Zinslandschaft hat aus
Sicht der Bundesbank zusammen mit der reichlichen
Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken zwar dazu
beigetragen, dass die Spannungen an den internationalen
Finanzmärkten nachgelassen hätten. Davon habe im Jah-
resverlauf auch das deutsche Finanzsystem profitiert. Al-
lerdings sehen die Bundesbank-Spitzen wachsende Risiken
und Nebenwirkungen, je länger dieser restriktive Kurs der
EZB beibehalten wird.
Andreas Dombret
„Es wird angesichts der niedrigen Zinsen für Lebensversi-
cherer immer schwieriger, die Garantieverzinsung zu erwirt-
schaften“, erläuterte Andreas Dombret, in der Bundesbank
zuständig für den Bereich Finanzstabilität. Außerdem führ-
ten niedrige Zinsen zu steigenden Bewertungsreserven in den
Bilanzen der Versicherer, die diese an die Versicherten aus-
schütten müssten. „Die Beteiligung der Versicherungsnehmer
an den Bewertungsreserven in der Lebensversicherung muss
im Sinne der Finanzstabilität solide und nachhaltig geregelt
werden“, forderte Dombret. „Das Niedrigzinsumfeld wird
mehr und mehr zu einer Belastung für das deutsche Finanz-
system. Sobald wir Gefahren für die Finanzstabilität sehen,
werden wir handeln“, versicherte er.
Sorgen bereitet den Bundesbankern vor allem auch, dass
die niedrigen Zinsen zunehmend die finanziellen Puffer der
Lebensversicherer aufzehren. Der durchschnittliche Ga-
rantiezins des Versicherungsbestands liege derzeit bei 3,2
Prozent, während die durchschnittliche Rendite öffentlicher
Anleihen auf 1,3 Prozent abgesackt sei, rechnen sie vor. Die
Dotierung der Zinszusatzreserve bei den deutschen Lebens-
versicherern seit von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2011 bin-
nen nur eines Jahres auf 5,7 Milliarden Euro gestiegen, die
Bewertungsreserven seien bis Ende 2012 auf 87,8Milliarden
Euro angewachsen. Daraus folgt für die Bundesbank, dass
die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungs-
reserven im Sinne der Finanzstabilität solide und nachhaltig
geregelt werden muss.
In verschiedenen Stressszenarien rechnen die Bundesban-
ker die negativen Auswirkungen für die Lebensversicherer
bei anhaltend ungünstigem Umfeld aus: Nach dem „milden
Stressszenario“ würden ihrer Ansicht nach zwölf Lebens-
versicherer mit einem Marktanteil von 14 Prozent bis 2023
die Eigenmittelanforderungen nach Solvency I nicht mehr
erfüllen können, bei einem „verschärften Stressszenario“
wären bereits 32 Lebensversicherer mit einem Marktanteil
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