KURS MAGAZIN 12/2013 - page 29

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12 / 2013
KURS
2014 IM FOKUS
„Wettbewerb stärken“
Die Politik sollte nach Ansicht von Dr. Winfried Gaßner, Bereichsleiter Vertrieb/Unternehmensentwicklung/
Marketing bei der Münchener Verein Versicherungsgruppe, auch künftig auf die
Eigenverantwortung
der
Menschen bei der Absicherung der Alters- und biometrischen Risiken setzen. Wenn auch in der Vergangen-
heit in der Versicherungsbranche immer alles optimal gelaufen sei, so könnten dennoch die gesetzlichen So-
zialsysteme angesichts der ungünstigen demografischen Entwicklung künftig kaum noch eine ausreichende
Absicherung der Menschen in der Alters- und Gesundheitsvorsorge garantieren, so der Repräsentant des Spe-
zialisten für die Absicherung des Pflegefallrisikos aus München.
KURS: Herr Dr. Gaßner, wie beurteilen Sie das konjunktu-
relle und finanzwirtschaftliche Umfeld für die Versicherungs-
branche?Welche wichtigen Entwicklungslinien beeinflussten
aus Ihrer Sicht die Branche und die Entwicklung Ihres Un-
ternehmens 2013 besonders?
Gaßner:
Die aktuelle Situation bis zum Jahresende wird
geprägt von der anhaltenden Niedrigzinsphase sowie der
daraus resultierenden Diskussion um Modelle der Lebens-
versicherung, die in diesemZinsumfeld für Kunden attraktiv
bleiben. Weitere Themen, die uns über das Jahr begleitet
haben, sind Solvency II, SEPA oder die Zinszusatzreserve.
Angesichts dieser „erschwerten Rahmenbedingungen“ war
es eine Herausforderung, unser strategisches Geschäftsfeld
Pflegezusatzversicherung aktiv voranzutreiben. Ich denke,mit
neuen Produktbausteinen wie der Todesfallleistung oder der
Integration der neuen Pflegeförderung in unseren Produkt-
baukasten ist uns das eindrucksvoll gelungen. Dies bestätigen
auch die erfreulichen Vertriebszahlen. Im zu Ende gehenden
Jahr 2013 konnten wir mit unserer App „Pflege 2 Go“ erneut
einen starken Impuls für unsere Vertriebspartner setzen.
KURS: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das kommen-
de Jahr?Welche Herausforderungen werden für die Branche
maßgeblich sein und welche Chancen sehen Sie?
Gaßner:
Wir werden sehen, wie sich das Ergebnis der Koaliti-
onsverhandlungenauf die konkreteGesundheitspolitikauswirkt
undwelche Chancen, aber auchwelcheHerausforderungen sich
daraus ergeben. Die zukünftige Ausgestaltung der Pflegeförde-
rung oder einer Portabilität der Alterungsrückstellungen in der
Krankenvollversicherung könnten sicher Auswirkungen auf
die gesamte Branche haben. Die strategische Weichenstellung
der Vergangenheit lenkt unser Unternehmen jedoch auch im
Jahr 2014 zu einem Geschäftsfeld mit unverändert großem Po-
tenzial: Die Münchener Verein Versicherungsgruppe setzt seit
vielen Jahren auf die Pflegeversicherung, ein Geschäftsfeld mit
großem Potenzial. Auch turbulente Rahmenbedingungen las-
sen sich gut meistern, wenn die Grundausrichtung stimmt. In
Deutschland haben erst deutlich unter fünf Prozent der Bürger
für den Pflegefall privat vorgesorgt. Den unbestreitbaren Bedarf
für eine individuelle Vorsorge hat die öffentliche Diskussion um
die Einführung der Pflegeförderung in 2013 ins Bewusstsein der
Menschen gerückt. Dieses Potenzial gilt es auch imkommenden
Jahr zu nutzen. Mit Einführung der erwähnten Pflege-App für
das iPad haben wir erneut Maßstäbe gesetzt. Bedarfsermittlung,
Angebot, Antrag und Abschluss der Deutschen Privat Pflege
laufen so spielerisch und papierlos über iPad. Kunden und Ver-
triebspartner nehmen das hervorragend an. Die App „Pflege
2 Go“ ist übrigens kostenlos im App-Store erhältlich. Dieses
Werkzeug wird die Produktion bei technikaffinen Vermittlern
in 2014 weiter beleben.
KURS: Die neue Koalition wird Zeichen setzen: Welche poli-
tischen Rahmenbedingungen sollten aus Ihrer Sicht vorliegen,
damit der Versicherungs- und Vorsorgemarkt im gesamtge-
sellschaftlichen Interesse positiv stimuliert wird?
Gaßner:
Die agierenden politischenKräfte sollten auch zukünf-
tig die Bürgerinnen und Bürger nicht aus der Eigenverantwor-
tung für Ihre eigeneVorsorge entlassen.Dies gilt gleichermaßen
für die Gesundheits-, die Pflege- und die Altersvorsorge. Na-
türlich gibt es gute Gründe für den Ruf nach einer stärkeren
Regulierung der Versicherungsbranche – nicht alles ist hier in
der Vergangenheit immer optimal gelaufen. Unsere gesetzli-
chen Sozialsysteme können angesichts der demografischen
Entwicklung aber eine vollumfängliche Absicherung auf den
genannten Feldern nicht leisten. Langfristig wird eine zu starke
Regulierung der Märkte zu weniger Wettbewerb führen. Per-
sönlich sehe ich imWettbewerb aber eine entscheidende Kraft
fürVerbesserung und Innovation.Wird beides gestärkt,werden
dieVersicherungsmärkte positiv stimuliert.Davon profitiert am
Ende jederVersicherte und damit auch die gesamteGesellschaft.
„Wettbewerb ist eine
entscheidende Kraft
für Verbesserung
und Innovation. Wird
beides gestärkt,
werden die Versiche-
rungsmärkte positiv
stimuliert.“
Dr. Winfried Gaßner
Was den
Münchener Verein
2014 bewegt:
• Wettbewerb stärkt Innovationsskraft
• Wachsendes Pflege-Bewusstein weiter stärken
• Mehr Eigenverantwortung bei der Vorsorge
• Regulierung mit Augenmaß vornehmen
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