22
KURS
12 / 2013
2014 IM FOKUS
Politik zu Lasten der
jungen Generation
V
on der geltenden Regelung zur Beteiligung der Versicher-
ten an den Bewertungsreserven profitierten Verträge, die
jetzt ausliefen, so Erdland weiter. Benachteiligt seien die
Jüngeren, deren Verträge in der Regel noch viele Jahre liefen.
Kritik übte der GDV-Präsident am bisherigen Verlauf der Ko-
alitionsverhandlungen. „Mit den aktuellen Plänen der großen
Koalition drohten weitere Ungerechtigkeiten für die junge Ge-
neration.“: Das „Rentenwunschkonzert“, das derzeit von den
Verhandlungspartnern gegebenwerde, konzentriereWohltaten
auf die ältere Generation“, monierte Erdland. Zu stemmen sei
dies aber von den Jungen. „Wir aber brauchen eine Rentenpo-
litik, die im Interesse aller Versicherten handelt“, so Erdland
weiter. „Undwir brauchen stabile Rahmenbedingungen, die die
private und betriebliche Altersversorgung stärken.“
Angesichts der Rentenpläne mahnte er: „Die diskutierten
Mehrleistungen in der gesetzlichen Rentenversicherung ge-
fährden die Stabilität unseres Rentensystems. Doch nicht
nur das. Sie führen in der Konsequenz zu höheren Beiträgen,
machen Arbeit wieder teurer und bedrohen damit zuletzt
auch die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt.“
Es mache keinen Sinn, heute etwas zu versprechen, das
man morgen aus demografischen und finanziellen Grün-
den wieder rückgängig machen muss, moniert der GDV. Er
sieht die langfristigen Auswirkungen der älter werdenden
Gesellschaft in der aktuellen öffentlichen Diskussion zu
wenig berücksichtig – auch weil es durch das Thema der
Finanz- und Euro-Schuldenkrise überlagert werde. Gleichzei-
tig sorge die derzeit gute konjunkturelle Lage Deutschlands
dafür, dass dringliche Zukunftsaufgaben in den Hintergrund
gedrängt würden. Die hohen Reserven in der Rentenkasse
sollten den Blick nicht für die Notwendigkeit verstellen,
dass ein nachhaltig finanzierbares Alterssicherungssystem
im Rahmen eines Drei-Säulen-Modells zwingend auch auf
mehr individuelle Eigenverantwortung angewiesen sei.
Erdland plädierte deshalb unter anderem für einen Ausbau
der betrieblichen Altersversorgung über ein Opting-out-
Modell. Zudem fordert der GDV ein starkes Signal für den
Ausbau der privatenAltersvorsorge. Die Förderung der Ries-
ter-Rente sei seit zwölf Jahren eingefroren. Das Fördervolu-
men von heute 2100 Euro sollte auf 2850 Euro angehoben
werden und die Zulagen auf 200 Euro mitwachsen.
Auch die lockere Geldpolitik der EZB bereitet dem GDV
Sorgen. „Wir brauchen bald einen Einstieg in den Ausstieg
aus der übermäßig lockeren Geldpolitik“, fordert er. Die
niedrigen Zinsen belasteten zunehmend den deutschen Fi-
nanzsektor und gingen zu Lasten derjenigen, die privat für
das Alter vorsorgen.
Das räumte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
ein. Angesichts der Niedrigzinsen werde es auch für die Ver-
sicherer immer schwieriger, Erträge zu erwirtschaften, sagte
er. „Das“, so Schäuble, „kann auf Dauer kein tragfähiges
Geschäftsmodell sein. Das ist keine gute Entwicklung“. Die
künftige Bundesregierung werde auf europäischer Ebene an
Rahmenbedingungen mitarbeiten, „die den Versicherern die
Erfüllung ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgaben ermögli-
chen“, sicherte Schäuble zu.
Auch bei der Debatte um die Ausschüttung von Bewertungs-
reserven sagte Schäuble der Versicherungswirtschaft Unter-
stützung zu. Es werde einen neuen Anlauf zu einer fairen
Verteilung der Bewertungsreserven geben, erklärte er. Hier
gehe es um Gerechtigkeit zwischen den Versicherten. „Wir
müssen darauf achten, dass nicht wenige zu Lasten vieler
profitieren“, so der Minister. Der GDV fordert von der Po-
litik seit geraumer Zeit eine Neuregelung der Beteiligung
auslaufender und gekündigter Versicherungsverträge an den
Bewertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere.
GC
Die junge Generation ist derzeit an mehreren Stellen
bei der
Altersversorgung
benachteiligt. Das erklärte
der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland,
in Berlin.„Die anhaltend niedrigen Zinsen sind alles
andere als ein motivierendes Umfeld für die Alters-
vorsorge. Die Menschen müssen heute mehr für ihre
Altersvorsorge aufwenden, um ihr Vorsorgeziel zu er-
reichen“, so Erdland.
© fotolia