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KURS
12 / 2013
2014 IM FOKUS
„Mehr Verlässlichkeit“
Transparenter und offensiver muss die Versicherungsbranche nach Ansicht von Helmut Posch, Vorstandsvor-
sitzender des Versicherungsverbundes Die Continentale, künftig ihren bedeutenden volkswirtschaftlichen
und sozialpolitischen Beitrag in der Öffentlichkeit vermitteln. Dazu sei es erforderlich, den
Compliance-
Gedanken
ausnahmslos in allen Bereichen der Gesellschaften zu leben. Von der Politik wünscht er sich größe-
re Verlässlichkeit für Unternehmen und Versicherte. Dazu gehöre ein klares Bekenntnis zum bewährten dua-
len Gesundheitssystem ebenso wie zur Eigenvorsorge und zum Schutz des Eigentums.
KURS: Herr Posch, wie beurteilen Sie das konjunkturelle und
finanzwirtschaftliche Umfeld für die Versicherungsbranche?
Welche wichtigen Entwicklungslinien beeinflussten aus Ihrer
Sicht die Branche und die Entwicklung Ihres Unternehmens
2013 besonders?
Posch:
Trotz der permanenten Negativberichterstattung zu
verschiedenen Themen der Versicherungsbranche sehe ich
weiterhin gute Chancen für eine positive Entwicklung der
Branche. Nehmen wir nur als Beispiel die Lebensversiche-
rung: Jedes andere Vorsorgeprodukt wäre angesichts der
negativen Berichterstattung und der seit Jahren anhaltenden
Niedrigzinsphase längst vomMarkt verschwunden. Das Ver-
trauen der Menschen in diese Form der Altersvorsorge ist
aber nach wie vor vorhanden.
KURS: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das kommen-
de Jahr?Welche Herausforderungen werden für die Branche
maßgeblich sein und welche Chancen sehen Sie?
Posch:
Auch 2014 werden wir mit den andauernden Nied-
rigzinsen umzugehen haben. Vertriebskodex und Solvency
II werden zusätzlich beherrschende Themen sein. Für den
Vertrieb wird das Thema Qualifizierung immer mehr an
Bedeutung gewinnen – für kompetente und seriöseVermittler
ist das eine positive Entwicklung und eine Chance, sich in
einem immer schwieriger werdenden Umfeld zu profilieren.
Den größten Handlungsbedarf für die Versicherer sehe ich
beim Thema Transparenz: Wir müssen darstellen, dass die
Versicherer in Deutschland einen volkswirtschaftlich und
sozialpolitisch wichtigen Beitrag leisten. Dazu müssen wir
transparenter und offensiver kommunizieren, um der be-
dauerlichen Tendenz der Medien, negativ über Versicherer
zu berichten, nachhaltig entgegenzuwirken. Dazu muss der
Compliance-Gedanke ausnahmslos in allen Bereichen der
Gesellschaften gelebt werden. Für die Continentale blicke
ich positiv auf das Jahr 2014. Gerade in der Kranken- und
Lebensversicherung haben wir unsere Produktpalette be-
reits 2013 erfolgreich ergänzt: in der Krankenversicherung
durch die Einführung eines Vollversicherungstarifs mit aus-
gezeichnetem Leistungsniveau sowie einen leistungsstarken
Beihilfetarif, in der Lebensversicherung durch ein neues, klas-
sisches Garantieprodukt.Mit unserem verstärkten Fokus auf
Qualität und Service werden wir unsere Positionierung als
zuverlässiger, seriöser Versicherer weiter stärken. Darüber
hinaus werden wir die bisher so erfolgreiche Integration der
Mannheimer nahezu zum Abschluss bringen.
KURS: Die neue Koalition wird Zeichen setzen: Welche poli-
tischen Rahmenbedingungen sollten aus Ihrer Sicht vorliegen,
damit der Versicherungs- und Vorsorgemarkt im gesamtge-
sellschaftlichen Interesse positiv stimuliert wird?
Posch:
In der Finanzpolitik ist eine Abkehr von der künstlich
geschaffenen, extremen Niedrigzinsphase notwendig – nicht
nur im Interesse der Versicherer, sondern insbesondere im
Interesse der Versicherten und auch der gesamtenVolkswirt-
schaft. Von der Politik erwarten wir größere Verlässlichkeit
für Unternehmen und Versicherte. Dazu gehört ein klares
Bekenntnis zum bewährten dualen Gesundheitssystem. Dazu
gehört ebenfalls ein klares Bekenntnis zur Eigenvorsorge,
speziell für das Alter, und zum Schutz des Eigentums. Dies
wäre ein wichtiges Signal und ein Gegengewicht zur über-
zogenen Kritik besonders der Verbraucherschützer, damit sie
wieder auf den Pfad der verbrauchergerechten Maßnahmen
zurückkehren. Darüber hinaus wünschen wir uns von der
Politik – in Deutschland und Europa – den Verzicht auf
immer neue regulatorische Eingriffe zum Zweck der „Ver-
einheitlichung“. Wir wollen als Branche positive Lösungen
für Vermittler und Kunden erarbeiten und nicht permanent
damit beschäftigt sein, neue Gesetze und Regelungen um-
zusetzen, die letztendlich zu Nachteilen für die Branche, die
Vermittler und die Versicherten führen – ich nenne als Bei-
spiel nur das Thema Unisex.
„Für den Vertrieb wird
die Qualifizierung
immer mehr Bedeu-
tung gewinnen. Für
kompetente und seri-
öse Vermittler ist das
positiv und eine Chan-
ce zur Profilierung.“
Helmut Posch
Was die
Continentale
2014 bewegt:
• Nachholbedarf beim Thema Transparenz
• Duales Gesundheitssystem muss erhalten bleiben
• Regulatorische Eingriffe spürbar einschränken
• Verstärkter Fokus auf Qualität und Service