KURS MAGAZIN 12/2013 - page 31

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12 / 2013
KURS
2014 IM FOKUS
KURS: Herr Dr. Eurich, wie beurteilen Sie das konjunkturelle
und finanzwirtschaftliche Umfeld für die Versicherungsbran-
che?Welche wichtigen Entwicklungslinien beeinflussten aus
Ihrer Sicht die Branche und die Entwicklung Ihres Unter-
nehmens 2013 besonders?
Eurich:
Die Versicherungswirtschaft ist von der gegenwärti-
gen expansiven Ausrichtung der Geldpolitik im Euroraum
getroffen. Neben den niedrigen Zinsen hat aber auch die all-
gemeine Verunsicherung der privaten Haushalte angesichts
der anhaltenden Krise im Euroraum negative Auswirkungen
auf die Nachfrage nach langfristigenVersicherungsprodukten,
obwohl die wirtschaftliche Lage inDeutschland vergleichswei-
se robust ist. Erfreulicherweise hat sich das Geschäftsklima
in der Versicherungswirtschaft nach einer Abschwächungs-
phase, die drei Quartale angehalten hat, wieder erholt, wie
das ifo Geschäftsklima 10/2013 des ifo Institut, München
auch ausweist. Während sich in der Lebensversicherung wie-
der Zuversicht durchsetzte, waren die Geschäftserwartungen
in der Privaten Krankenversicherung per saldo noch leicht
pessimistisch.Das Geschäftsklima in der Schaden- und Unfall-
versicherung blieb hingegen nahezu unverändert freundlich.
Diese Entwicklungen zeigten sich tendenziell auch bei den
Barmenia-Unternehmen.
KURS: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das kommen-
de Jahr?Welche Herausforderungen werden für die Branche
maßgeblich sein und welche Chancen sehen Sie?
Eurich:
Durch die andauernde Niedrigzinsphase wird die
Lebensversicherung zur Zeit vor große Herausforderungen
gestellt. Die Niedrigzinsphase wirkt sich auf die Rendite der
Altersvorsorgeverträge unserer Kunden aus. Im Sinne unse-
rer Kunden wünschen wir uns deshalb, dass die Niedrigzins-
politik bald ein Ende findet und hoffen, wie die Koalitionäre
es ja angekündigt haben, in diesem Zusammenhang auch
auf eine vernünftige Neuregelung der Beteiligung an den
Bewertungsreserven. Auch bei der Riester-Rente sehen wir
Bedarf. Diese sollte zeitgemäß weiterentwickelt werden.Wir
wissen alle, dass die gesetzliche Rentenversicherung nur eine
Basis-Altersvorsorge sicherstellt. Überhaupt halten wir es
für nötig, mehr Anreize für eine private Vorsorge zu setzen.
KURS: Die neue Koalition wird Zeichen setzen: Welche poli-
tischen Rahmenbedingungen sollten aus Ihrer Sicht vorliegen,
damit der Versicherungs- und Vorsorgemarkt im gesamtge-
sellschaftlichen Interesse positiv stimuliert wird?
Eurich:
Für die Zukunft möchten wir alle ein gut funktionie-
rendes Gesundheitssystem. Unser jetziges System gehört dank
seiner Vielfalt und seinen Wahlfreiheiten zu einem der besten
weltweit.Wir wünschen uns und erwarten, dass dieses System
behutsam weiterentwickelt wird. In Krankenversicherungs-
märkten, die auf einheitlichen, beitrags-, steuer- oder misch-
finanzierten Modellen basieren, ist eine deutliche Tendenz
zur Rationierung von Leistungen ablesbar. In Großbritannien
beobachten wir zum Beispiel, dass die Leistungen des steuer-
finanzierten Krankenversicherungsmarktes durch zusätzliche
Absicherung ergänzt werden, um unter anderem Wartezeiten
zu umgehen, bzw. beimArzt besser und/oder bevorzugt behan-
delt zu werden. Diese Option steht in der Tat nur denjenigen
offen, die bereit sind oder denen es finanziell möglich ist, die
zusätzlicheAbsicherung privat zu realisieren. InAnbetracht der
demografischen Entwicklung halten wir es sogar für sinnvoll,
mehr Menschen in einem kapitalgedeckten System zu versi-
chern. Mit der staatlich geförderten Pflege-Ergänzungsversi-
cherung hat die Politik einen richtigen und wichtigen Schritt
zu einer nachhaltigen und generationengerechten Absicherung
im Pflegefall getan. Im Interesse der gesamtgesellschaftlichen
Entwicklung, wünschen wir uns, dass die staatlich geförderte
Pflege-Ergänzungsversicherung auch in Zukunft Bestand hat
und weiterentwickelt wird.
„Erfolgreiche Dualität“
Das deutsche Gesundheitssystemgehört nach Ansicht vonDr. Andreas Eurich, Vorsitzender derVorstände der Bar-
meniaVersicherungen, dank seinerVielfalt und seinenWahlfreiheiten zu den bestenweltweit. Deshalbwarnt der
Chef des Krankenversicherers ausWuppertal davor, den bewährten
dualen Aufbau
politisch aufs Spiel zu setzen. In
Krankenversicherungsmärkten, die auf einheitlichen, beitrags-, steuer- oder mischfinanziertenModellen basieren, sei
eine deutlicheTendenz zur Rationierung von Leistungen ablesbar. Deshalb sei es sinnvoll undwünschenswert, inAn-
betracht der demografischen Entwicklungmehr Menschen in einemkapitalgedeckten Systemzu versichern, so Eu-
rich, der die Situation der Assekuranz imzurückliegenden Jahr imGroßen undGanzen als zufriedenstellend ansieht.
„Angesichts der demo-
grafischen Entwick-
lung wäre es sinnvoll,
wenn sich mehr Men-
schen in einem kapi-
talgedeckten Gesund-
heitssystem versichern
könnten.“
Dr. Andreas Eurich
Was die
Barmenia
2014 bewegt:
• Mehr Anreize für die private Vorsorge setzen
• Vernünftige Neuregelung der Bewertungsreserven
• Gesundheitssystem behutsam weiter entwickeln
• Pflegeversicherungs-Angebote ausbauen
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