dere, dass die jeweils erarbeiteten Standards, Leitlinien und Rah-
menkonzepte sich durch gegenseitige Komplementarita¨t und
Kompatibilita¨t auszeichnen sollen.
2. Der Entwicklungsprozess des IR Framework
Das vom IIRC im September 2011 vero¨ffentlichte Diskussions-
papier
16
ist auf breite o¨ffentliche Resonanz gestoßen
17
, die auch
Einfluss auf die weitere Entwicklung des Framework genommen
hat. So ist insbesondere die Verschiebung des geplanten Ver-
o¨ffentlichungstermins des Framework von 2012 auf 2013 auf die
in den Stellungnahmen gea¨ußerten Bedenken gegenu¨ber einer
u¨berstu¨rzten Vero¨ffentlichung zuru¨ckzufu¨hren. Aufbauend auf
den Vorschla¨gen des Diskussionspapiers erfolgt seit Oktober
2011 eine praktische Erprobung des IR-Konzepts durch ca. 85
Unternehmen im Rahmen eines Pilotprogramms
18
. Als wichtige
Erga¨nzung werden seit Ma¨rz 2012 neben den Unternehmen als
Berichtersteller (
pilot programme business network
) auch Investo-
ren als prima¨re Berichtsadressaten und -nutzer (
pilot programme
investor network
) ins Pilotprojekt zur Erprobung des IR-Frame-
work aufgenommen
19
. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem
Diskussionspapier und dem Pilotprogramm spiegelten sich auch
im ersten Gliederungsvorschlag
20
(Juli 2012) und im ersten Pro-
totypen
21
des Framework (November 2012) wider. Als vorletzter
Evolutionsschritt auf dem Weg hin zu einem allgemein aner-
kannten
22
IR-Framework wurde nun am 16. 4. 2013 der sog.
„
Consultation Draft
“ vero¨ffentlicht, welcher bis zum 15. 7. 2013
von der interessierten O¨ ffentlichkeit kommentiert werden kann.
Die zeitlichen Entwicklungsschritte des IR-Framework sind in
Abb. 1 dargestellt. Der gesamte Entwicklungsprozess basiert auf
einem partizipativen Verfahren, dem sog.
Multi-Stakeholder-En-
gagement-Approach
, das u. a. auch im Rahmen der GRI Anwen-
dung findet und das durch die stetige und institutionalisierte
Zusammenarbeit von unterschiedlichen Stakeholdern und der
Beru¨cksichtigung deren Interessen gepra¨gt ist. Hierdurch wird
erwartet, dass die gefundenen Lo¨sungen verbreitete Akzeptanz
finden
23
.
III. Inhalte des Framework gema¨ß des Konsultations-
entwurfs
Nach dem Konsultationsentwurf besteht das Framework aus fol-
genden fu¨nf Kapiteln, die durch eine Zusammenfassung, ein
Glossar und einen Anhang erga¨nzt werden:
1. Einleitung (
overview
),
2. Grundlegende Konzepte (
fundamental concepts
),
3. Leitprinzipien (
guiding principles
),
4. Inhaltselemente (
content elements
),
5. Erstellung und Gestaltung eines integrierten Berichts (
pre-
paration and presentation
).
Der Framework-Text besteht aus fett und normal gedruckten
Passagen, wobei der Fettdruck die Ausfu¨hrungen charakterisiert,
die nach Auffassung des IIRC zu beru¨cksichtigen sind, wenn ein
Bericht als „Framework konform“ bezeichnet werden soll
24
. Die
anderen Passagen sollen nach Auffassung des IIRC offensicht-
lich prima¨r eine erla¨uternde Funktion haben.
1. Einleitung
Das erste, als „
overview
“ bezeichnete Kapitel bescha¨ftigt sich
zuna¨chst mit dem Konzept des IR. Es grenzt sich damit von
den folgenden Kapiteln ab, die sich prima¨r auf die Grundlagen,
Inhalte sowie auf die Vorgehensweise bei der Erstellung eines
integrierten Berichts, als Ergebnis des IR-Prozesses, beziehen.
Im Diskussionspapier des IIRC war statt einer pra¨gnanten De-
finition von IR eine Aussage zur gewu¨nschten Wirkungsweise
von IR angegeben: „
Integrated Reporting brings together the ma-
terial information about an organization’s strategy, governance,
performance and prospects in a way that reflects the commercial, so-
cial and environmental context within which it operates. It pro-
vides a clear and concise representation of how an organization de-
monstrates stewardship and how it creates value, now and in the
future
“
25
. Im Gegensatz zu dieser Umschreibung wird IR im
Framework-Entwurf nun allgemein als unternehmensinterner
Prozess definiert, der in die Bekanntgabe von Informationen
zur Wertschaffung mu¨ndet
26
. Diese Bekanntgabe erfolgt im
Rahmen eines regelma¨ßig vero¨ffentlichten integrierten Berichts,
welcher in pra¨gnanter Weise daru¨ber berichtet, wie die unter-
nehmensspezifische Strategie, Fu¨hrung, Leistung sowie Zu-
kunftsaussicht im Rahmen des externen Unternehmensumfelds
15 Vgl. IIRC/GRI, a.a.O. (Fn. 12), S. 2 f.; IIRC/IFAC, a.a.O. (Fn. 13), S. 1 f. und
IIRC/IFRS Foundation, a.a.O. (Fn. 14), S. 2 f.
16 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 6). Vgl. dazu
Beyns/Barth
, DB 2011 S. 2857-2863;
Hal-
ler/Zellner
, KoR 2011 S. 523-529.
17 Insgesamt gingen beim IIRC mehr als 200 Stellungnahmen zum Diskussions-
papier ein. Eine zusammenfassende Auswertung dieser Stellungnahmen
steht auf der Homepage des IIRC bereit:
-
ads/2012/06/Discussion-Paper-Summary1.pdf (Abruf: 7. 5. 2013).
18 Im Pilotprogramm sind mit der EnBW Energie Baden-Wu¨rttemberg AG, der
Flughafen Mu¨nchen GmbH, der SAP AG und der Deutsche Bank AG auch vier
deutsche Unternehmen vertreten.
19 Zu den ersten Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt vgl. IIRC, The Pilot Pro-
gramme 2012 Yearbook – Capturing the experiences of global businesses
and investors <IR>, 2012, abrufbar unter
-
ads/Yearbook_2012/sources/indexPop.htm (Abruf: 7. 5. 2013).
20 Vgl. IIRC, Draft Framework Outline, 2012, abrufbar unter
wp-content/uploads/2012/07/Draft-Framework-Outline.pdf (Abruf: 7. 5.
2013).
21 Vgl. IIRC, Integrated Reporting Prototype Framework, 2012, abrufbar unter
-
nal.pdf (Abruf: 7. 5. 2013). Obwohl fu¨r diesen Prototypen eines Framework
keine o¨ffentliche Konsultation wie etwa beim Diskussionspapier zum IR vor-
gesehen war, wurden sowohl vom IDW als auch vom europa¨ischen Wirt-
schaftspru¨ferverband (Fe´de´ration des Experts Comptables Europee´ns, FEE)
Stellungnahmen hierzu abgegeben.
22 Die Absicht des IIRC, ein Framework zu schaffen, welches weltweit anerkannt
ist, la¨sst sich z. B. auch daran erkennen, dass neben der offiziellen englisch-
sprachigen Version des IR Framework-Entwurfs auch genehmigte Versionen
in arabischer, chinesischer, franzo¨sischer, italienischer, japanischer, portu-
giesischer, russischer und spanischer Sprache vorliegen um eine mo¨glichst
große Einbindung unterschiedlicher nationaler Interessensgruppen zu fo¨r-
dern.
23 Der Multi-Stakeholder-Engagement-Approach kann als Grundlage fu¨r den Er-
folg der GRI gesehen werden. Vgl.
Thurm
, in: Isenmann/Marx Go´mez, Inter-
netbasierte Nachhaltigkeitsberichterstattung, 2008, S. 219;
Lackmann
, Die
Auswirkungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf den Kapitalmarkt,
2010, S. 41.
24 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 1.11.
25 IIRC, a.a.O. (Fn. 6), S. 6.
26 Vgl. IIRC, a.a.O. (Fn. 1), Rdn. 1.2.
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Betriebswirtschaft
DER BETRIEB | Nr. 21 | 24. 5. 2013